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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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mir das nicht«, wiederholte der Clan-Astrologe.
    » Er bittet ja nur darum, Zutritt zum Tempel zu erhalten, um dort zu dem Glänzenden beten zu können«, sagte Keine Furcht. » Dazu ist der Tempel schließlich da. Welchen Schaden könnte er denn anrichten?«
    » Trotzdem …« Den Clan-Astrologen beunruhigte der Gedanke, er könne etwas von seiner Autorität über den Clan einbüßen. » Die Worte, die er predigen will, stören mich. Er behauptet, der Erwählte des Glänzenden zu sein. Das ist unmöglich. Wenn der Glänzende einen Cheela dazu auserwählen würde, sein Wort zu verkünden, würde es eine starke, heldenhafte Person sein, nicht diese unbedeutende Karikatur.«
    » Aber er könnte auch recht haben«, widersprach Keine Furcht, » und ich will keinen Fluch des Glänzenden auf mich herabziehen, weil ich den Verkünder Seines Wortes missachtet habe.« Keine Furcht richtete seine Augen auf den Blassen.
    » Wir werden dir den Clan-Tempel zur Verfügung stellen, Erwählter Gottes«, sagte Keine Furcht, » wenn du sicher bist, dass du den Segen des Glänzenden auf uns herabkommen lassen kannst.«
    Rosa Augen wandte ein paar seiner Augen gen Süden, wo er den vielfarbigen Strahl in der Ferne entdeckte.
    » Wir werden uns während dieser Umdrehung ausruhen«, erwiderte er. » Aber ich will, dass sich der gesamte Clan bei der nächsten Umdrehung im Tempel einfindet. Dann werde ich den Segen des Glänzenden auf euch alle herabrufen, denn ich spüre, dass ihr glaubt.«
    » Also, ich glaube nicht«, flüsterte der Clan-Astrologe Keine Furcht zu. » Niemand kann den Glänzenden herumkommandieren. Wenn er morgen versagt, dann lass den Clanlosen dafür, dass er eine solch unerhörte Blasphemie ausgesprochen hat, in Fleischstücke verwandeln.«
    » Diese Entscheidung hatte ich bereits getroffen«, antwortete Keine Furcht leise. » Er mag fähig sein, seinen eigenen Clan zum Narren zu halten, aber mit uns soll ihm das nicht gelingen.«
    Der Verkünder des Glänzenden hielt sie nicht zum Narren. Mit der nächsten Umdrehung wuchs die Schar seiner Anhänger. Tags darauf verließ Erwählter Gottes den frisch bekehrten Clan und einen verwirrten Clan-Astrologen. Er hatte Erwähltem Gottes einen Wunsch vorgetragen, der ihm auch erfüllt worden war. Von nun an erweiterte er das Ritual um ein Dankgebet an den Glänzenden dafür, dass er den Verkünder seines Wortes während seiner Lebenszeit geschickt hatte.
    Erwählter Gottes und sein Gefolge zogen weiter nach Westen und brachten einem Clan nach dem anderen den Segen des Glänzenden. Die Nachricht, welch seltsame Dinge an der Ostgrenze vorgingen, erreichte Hungrigen Schnell, den Anführer der Vereinigten Clans. Die Sache schien ernst genug zu sein, dass er sich ihrer persönlich annahm. Mit einer Schwadron Nadelsoldaten zog er schnell über die Straßen des Reichs des Glänzenden, und seine Truppe musste oft die von Volksmassen verstopften Straßen für ihn befreien. Dann traf Hungriger Schnell sorgfältige Vorkehrungen für ein Treffen mit Erwähltem Gottes und seinen Anhängern.
    Hungriger Schnell war zu sehr Politiker, um seine Macht zu augenfällig einzusetzen. Er ließ seine Soldaten zurück und suchte den Heiligen allein auf. Er hatte Beschreibungen des Wunderwirkers gehört, und doch war er nicht auf den kleinen blassen Körper und vor allem nicht auf die rosa Augen vorbereitet. Ohne Furcht vor diesem Kleinen glitt er ihm entgegen.
    » Sei gegrüßt, Erwählter Gottes«, sagte er. » Ich höre merkwürdige Geschichten über dein Wirken.«
    » Es sind keine Geschichten, Hungriger Schnell«, antwortete Erwählter Gottes. » Es ist das wahre Wort des Glänzenden.«
    » Berichte mir mehr darüber«, forderte Hungriger Schnell ihn auf. » Denn das, was ich gehört habe, ist durch viele Sohlen gegangen und beim Weitererzählen verzerrt worden.«
    Erwählter Gottes hatte dafür Sorge getragen, dass seine Reisegesellschaft dem Strahl ein gutes Stück vorausblieb. Er hielt es für besser, dass seine Gefolgsleute nicht zu oft gesegnet wurden, damit sie sich nicht zu sehr daran gewöhnten. Außerdem – sollte einer von ihnen herausfinden, dass der Segen des Glänzenden nach jeweils einem halben Dutzend Umdrehungen von selbst vom Himmel herabkam, ob er ihn rief oder nicht, würden die Leute es sich bald in dem Segen wohl sein lassen, ohne sich vorher das Wort des Glänzenden, verkündet in einer Predigt von Erwähltem Gottes, anzuhören. Sein geübtes Auge fand den Strahl im Norden.

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