Drachenei
Formation der Sieben Lichter. Er fragte sich müßig, wie sie es fertigbrachten, an einer Stelle zu bleiben, während die übrigen Sterne am Himmel von Osten nach Wesen zogen – als sein Körper plötzlich vor Wollust zu explodieren schien.
Ihm schien es, als bade er sich fast eine Ewigkeit in der vom Himmel gesandten Liebe des Glänzenden. Seine Augenstiele reckten sich den Augen des Glänzenden am Firmament entgegen, als wolle er mit den Sternen kopulieren. Die Stiele zuckten hin und her, sie dehnten sich zu ihrer größtmöglichen Länge aus – und erstarrten, als sie den Strahl aus dem Inneren Auge des Glänzenden herabschießen sahen.
» Ich sehe! Ich sehe!«, rief Hungriger Schnell. Und dann verschwand die Wärme so schnell, wie sie erschienen war.
Hungriger Schnell mühte sich, seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. Verlegen wischte er die Tropfen gelb-weißer Paarungsflüssigkeit von den Öffnungen unter jedem Augenstiel ab. Er hörte Erwählten Gottes beten:
» Dank sei Dir, O Glänzender, dass Du dem Anführer der Vereinigten Clans zusammen mit dem Geschenk Deines Segens auch die Augen geöffnet hast. Ich bete darum, dass Du ihn leitest, damit er alle Clans dazu bringt, Dich zu lobpreisen.«
Völlig überzeugt betete Hungriger Schnell nun ebenfalls. Als Anführer der Vereinigten Clans war er automatisch Vorbeter des Glänzenden. Doch die rituellen Gesänge, die er gelernt hatte, kamen ihm jetzt ganz und gar unzureichend vor, und unbeholfen formte er sein eigenes Gebet.
» Führe mich, o Glänzender«, sprach er. » Verkünde mir Dein Wort, und ich will es mit all meinen Kräften befolgen.«
» Ich werde dir das Wort des Glänzenden verkünden«, sagte Erwählter Gottes. » Zu lange ist der Glänzende vernachlässigt worden. Der Glänzende ist gut zu seinem Volk gewesen. Es ist an Anzahl und Wohlstand gewachsen. Aus dem einen einzigen Clan im Paradies ist eine Vielzahl von Clans geworden, die sich über das Reich des Glänzenden verteilen und so mächtig sind, dass die Barbaren vor ihnen zittern. Doch was haben die undankbaren Cheela ihrerseits für den Glänzenden getan?«
» Wir halten oft Gottesdienste ab«, protestierte Hungriger Schnell.
» Ja, aber wo?«, fragte Erwählter Gottes. » In unscheinbaren kleinen Tempeln! Was der Glänzende verdient, ist ein Tempel, der Seiner Größe angemessen ist.«
» Sag mir, wie wir es richtig machen können«, bat Hungriger Schnell.
» Ihr sollt einen Heiligen Tempel bauen. Er soll die Gestalt des Glänzenden haben, dessen ähnliche, wenn auch nur unvollkommene Abbilder wir sind. Die Außenmauern sollen einen perfekten Kreis bilden, und ein Dutzend Groß Cheela soll imstande sein, sich innerhalb des Kreises zu versammeln, ohne sich gegenseitig auf die Ränder zu treten.«
Hungriger Schnell erschrak. » Der Tempel wäre ja beinahe so groß wie unsere Hauptstadt im Paradies!«
» Ja«, bestätigte Erwählter Gottes unerschütterlich. » Denn es sollen alle darin Platz haben, die in der Hauptstadt leben, und dazu noch viele andere. An einem Dutzend Stellen innerhalb des Kreises sollen Mauern errichtet werden, die die Augenstiele eines mit sämtlichen Augen nach oben blickenden Cheela darstellen. Am Ende jedes Augenstiels soll ein runder Hügel für das Auge sein. Zwischen jedem Paar von Augenstielen soll in der Tempelmauer eine Lücke die Öffnungen repräsentieren, die es den Dingen erlauben, die inneren Mysterien von Gottes Körper zu betreten und zu verlassen. Schließlich soll sich genau im Mittelpunkt des Kreises ein runder Hügel erheben, der das Innere Auge des Glänzenden symbolisiert.«
» Ich werde gehorchen, Erwählter Gottes«, antwortete Hungriger Schnell. » Der Heilige Tempel für den Glänzenden soll so gebaut werden, wie du sagst.«
Immer noch ganz benommen, folgte Hungriger Schnell Erwähltem Gottes zurück zu den beiden Feldlagern. Der Truppenkommandant, der ihnen zur Begrüßung entgegenkam, merkte an Hungrigem Schnells Verhalten sofort, dass der Anführer der Vereinigten Clans den Segen des Glänzenden verspürt hatte. Mit noch mehr Ehrfurcht erfüllte es den Kommandanten, als er erfuhr, der Anführer habe den Segen sogar gesehen, denn der Glänzende hatte das bisher unter denen, die nicht zu seinen Auserwählten gehörten, nur ganz wenigen erlaubt. Da nun die Reise in die Wildnis ein Ende gefunden hatte, übernahm Hungriger Schnell automatisch wieder den Befehl.
» Setze die Soldaten in Marsch«, ordnete er an. » Wir kehren
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