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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Hohepriester, immer noch oben auf dem Hügel, versuchte die Situation zu retten, indem er mit dem Ritual eines normalen Gottesdienstes fortfuhr. Aber niemand achtete auf ihn – nicht einmal der Chor.
    Als Erwählter Gottes den Tempel verließ, teilten sich die Gläubigen in bestürzte Gruppen. Viele hatten eine ganze Umdrehung lang nichts mehr gegessen, und jetzt machten sie sich auf der Suche nach Nahrung in die überfüllte Stadt auf.
    Eine Umdrehung später gingen die Vorräte zur Neige, und Unruhe breitete sich aus. Einige erinnerten sich an den ursprünglichen Clan-Namen von Erwähltem Gottes, und von da an wurde er, wenn von ihm die Rede war, nur noch mit seinem alten Namen Rosa Augen genannt.
    Der Hohepriester suchte Hungrigen Schnell auf, den Anführer der Vereinigten Clans, um die Ereignisse der letzten Umdrehungen mit ihm zu besprechen. Das Geschehen hatte Hungrigen Schnell völlig demoralisiert.
    » Es tut mir leid, dass auch du auf diesen Scharlatan hereingefallen bist«, sagte Erster des Glänzenden.
    » Aber ich bin Zeuge! Ich habe den Segen herabkommen sehen!«, protestierte Hungriger Schnell.
    » Ja – du magst den Segen des Glänzenden gesehen haben, aber dieser Rosa Augen hat den Segen des Glänzenden zu seinem eigenen Vorteil ausgenutzt«, erwiderte der Hohepriester. » Er behauptete, er verkünde das Wort des Glänzenden, und er sei der Erwählte Gottes. Aber war er das? Nein! Der Glänzende hat uns gezeigt, dass er ein falscher Prophet ist, indem er vor all den vielen Gläubigen seinen Segen verweigerte.«
    » Du scheinst recht zu haben«, stimmte Hungriger Schnell zu.
    » Ich habe recht«, betonte der Hohepriester. » Ich habe dem Glänzenden länger gedient als dieser rosaäugige Unmündige. Du musst etwas gegen den Betrüger unternehmen.«
    Hungriger Schnell war zu niedergeschlagen, um irgendetwas zu unternehmen. Das wusste Erster des Glänzenden zu nützen. Er erteilte einer nahe stehenden Schwadron einen Befehl.
    » Bringt Rosa Augen zum Tempel!«
    Die Soldaten zögerten und sahen Hungrigen Schnell an. Dieser blieb still. Da flossen die Soldaten davon, um den Befehl des Hohepriesters auszuführen. Sie fanden Rosa Augen in der Wildnis östlich vom Paradies des Glänzenden. Er war auf die Sechs Augen zugegangen, ständig nach dem Strahl Ausschau haltend.
    Die Soldaten hatten keine Schwierigkeiten mit Rosa Augen und behandelten ihn rücksichtsvoll. Die meisten hatten an dem Segen teilgenommen und hatten immer noch Respekt vor der Persönlichkeit in diesem kleinen blassen Körper.
    » Du sollst mit uns kommen«, erklärte der Anführer. Ohne ein Wort kehrte Rosa Augen um, und die Soldaten nahmen ihn in ihre Mitte.
    Die kleine Sohle von Rosa Augen gestattete nur ein langsames Vorankommen, und so hatten die Volksmassen während ihrer Wanderung Zeit, sich von Neuem zu versammeln. Die meisten starrten den Zug nur an und hielten ihre Sohlen ruhig. Andere Gruppen, hungrig und zornig, grummelten in die Kruste, und ein paar rollten Rosa Augen scharfe Krustenstücke in den Weg. Er wich nicht vom Weg ab. Er bewegte sich unaufhaltsam vorwärts, und oft blieb ein scharfes Stück nass von seinen warmen weißen Säften zurück, nachdem seine Sohle es passiert hatte. Der Kommandant erkannte, was vorging, und befahl zwei Soldaten rechts und links von Rosa Augen, um den Weg freizuhalten.
    Sie durchquerten die Außenbezirke der Stadt, und die Schar, die ihnen folgte, wuchs. Als sie am Osteingang ankamen, sah Rosa Augen, dass der Innenhof beinahe voll war.
    Die Soldaten führten Rosa Augen den inneren Hügel hinauf, wo der Hohepriester und der Anführer der Vereinigten Clans warteten. Erster des Glänzenden leitete das Verhör.
    » Bist du der Erwählte Gottes?«, fragte der Hohepriester.
    » Wenn du es glaubst, dann bin ich es«, lautete die Erwiderung.
    » Nun, ich glaube es nicht«, zürnte der Hohepriester. » Gestehe, dass du ein Betrüger bist!«
    Rosa Augen antwortete nicht.
    Erster des Glänzenden wandte sich an Hungrigen Schnell. » Ich sage, wir sollten ihn in Fleischstücke verwandeln!«
    Hungriger Schnell zögerte. » Aber er hat uns den Segen tatsächlich gebracht.«
    » Vielleicht«, entgegnete der Hohepriester. » Doch wo ist der Segen jetzt? Er ist schuld, dass wir ihn verloren haben.«
    Während die beiden Anführer miteinander sprachen, blickte Rosa Augen abwechselnd zu dem Glänzenden und den Sechs Augen auf und hoffte auf ein Zeichen. Plötzlich sah er einen Strahl aus dem Inneren Auge

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