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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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hervorschießen!
    » Ich kann ihn wieder sehen!«, rief er aus.
    » Was?«, fragte Hungriger Schnell verblüfft. Der Hohepriester wurde unruhig. War es möglich, dass dieses Geschöpf alles so eingerichtet hatte, um den Fluch des Glänzenden auf ihn herabzurufen, um ihn zu vernichten und selbst Hohepriester zu werden?
    » Ich kann den Segen des Glänzenden sehen«, sagte Rosa Augen, aber dann erkannte er zu seiner Verzweiflung, dass der Strahl nicht auf sie zuwanderte, sondern stattdessen nach Norden zeigte.
    Hungriger Schnell blickte zum Inneren Auge hoch und suchte vergeblich nach dem schwachen Flackern, das er seit vielen Umdrehungen ersehnte. » Ich sehe gar nichts«, stellte er fest.
    » Ich fürchte, das kannst du auch nicht«, sagte Rosa Augen. » Der Strahl wandert jetzt nach Norden fort.«
    » Nach Norden!«, rief der Hohepriester triumphierend aus. » Das ist das Gebiet der Barbaren! Damit gestehst du, dass du den Segen des Glänzenden von uns abgewandt hast und den Barbaren zukommen lässt.«
    Die am Fuß des Hügels Versammelten murrten.
    » Fort mit ihm!«, rief der Hohepriester. Hungriger Schnell und seine Soldaten standen hilflos da, während die aufgebrachte Menge nach oben eilte und den blassen Körper den Abhang hinunterrollte.
    Scharfe Stecher erschienen aus Waffentaschen. Sie stachen Rosa Augen in die Ränder und trieben ihn aus dem Osteingang des Tempels. Ein Waffenlager, das sich in der Nähe befand, wurde geplündert, zwei Dutzend lange Drachenzahn-Speere auf dem Boden ausgelegt. Man zwang Rosa Augen, sich auf die Reihe von Speeren zu begeben. Stämmige Krieger hoben die Enden der Schäfte an. Rosa Augen geriet in Panik, als seine Sohle die Kruste verließ. Es machte keine Mühe, den kleinen blassen Körper auf ein nahe gelegenes Feld zu tragen.
    Die Kruste war vor Kurzem gepflügt und bepflanzt worden, aber es würde noch lange Zeit dauern, bis die Blattpflanzen wuchsen. Vorerst sollte hier jedoch eine grausige Saat aufgehen. Ein Krieger nach dem anderen setzte einen Schlitzer oder Stecher mit der Spitze nach oben in die zerkrümelte Kruste.
    Der Körper von Rosa Augen wurde auf die Spitzen niedergesenkt. Seine Sohle zitterte vor Schmerz. Er versuchte, seinen Körper auf den dünnen Speerschäften zu halten und dabei die übrige Sohle von den qualvollen Spitzen wegzuziehen. Dann wurden die Speerschäfte unter ihm weggerissen. Sein gefolterter Körper fiel hilflos auf die Kruste. Die Schlitzer und Stecher durchbohrten ihn und stachen aus seiner Oberseite hervor, nass von dem glühenden Weiß seiner Säfte.
    In seiner Todesqual versuchte Rosa Augen, sich von den Drachenkristall-Scherben loszureißen, aber damit zerfetzte er seinen blassen Körper nur noch mehr. Er gab es auf. Seine Säfte flossen in die Kruste, und er wurde langsam flach.
    » O Glänzender«, schrie seine gemarterte Sohle, » sende Deinen Segen herab – selbst auf diese –, denn sie brauchen Dich zu sehr.«
    Es dauerte eine halbe Umdrehung, bis die Metzger gerufen wurden. An dieser winzigen Leiche war nicht viel Fleisch, und es hatte die gleiche kränkliche Blässe, wie die Haut sie gehabt hatte. Eine Metzgerin saugte an einem Stück. » Es schmeckt nicht einmal richtig«, meinte sie. » Ich möchte das Zeug nicht essen.«
    » Du hast recht«, sagte ein anderer, nachdem er probiert hatte. Alle waren sich einig darüber, dass sie den Körper auf dem Feld liegen lassen wollten. Dort konnte er auf der glühenden Kruste trocknen, die schrumpfende Haut von den scharfen Drachenkristall-Scherben durchbohrt, die ihre Eigentümer nicht wieder an sich genommen hatten.
    Zeit: 06:49:32 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Seiko Kauffmann Takahashi blickte hoch. Ihre Ablösung schwebte gerade herein. Abdul, der soeben gefrühstückt hatte und noch einen Schluck aus einer Druckflasche mit süßem Pfefferminztee nahm, war früh dran wie gewöhnlich. Er zog sich an die leere Kommunikationskonsole. Mit ein paar geübten Bewegungen seiner linken Hand holte er sich dasselbe Bild auf den Schirm, das Seiko betrachtete.
    » Irgendetwas Aufregendes?«, fragte er. Sein nicht angeschnallter Körper trieb langsam von dem Sitz hoch. Die Antwort überraschte ihn – denn es gab nichts, was Seiko aufregen konnte.
    » Ja«, erwiderte sie mit Nachdruck und drückte eine Taste. Auf beiden Schirmen erschien ein Bild des Sterns, wie das Teleskop ihn sah. Seiko sagte nichts dazu – das war auch nicht nötig.
    Zeit: 06:50:12 Mittlere Greenwich-Zeit,

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