Drachenei
werden.«
» Achtung!«, donnerte sie und fühlte, wie sein Körper steif wurde.
» Was muss ich sehen?« Ihre Augen reckten sich auf ihren Stielen hoch und betrachteten seine Oberseite.
» Schmutz!«, erklärte sie streng. Mit einem weichen Pseudopodium bürstete sie nicht vorhandene Schmutzflecken von seiner Oberseite und sorgte dafür, dass sie dabei alle erogenen Stellen berührte.
» Dafür meldest du dich bei mir zum Strafdienst, Schwadronsführer Nordwind, sobald du von deinem Posten abgelöst wirst«, sagte sie in einer Mischung aus Stampfsprache und elektronischem Flüstern, sodass bei ihm keine Zweifel aufkommen konnten, welche Art von » Strafdienst« sie meinte.
Langsam schob Truppenkommandantin Schnell-Töterin ihren Körper an dem Nordwinds entlang. Dieser blieb in der vorschriftsmäßigen Kreisform und hielt seine Augen auf den Horizont gerichtet. Dann zog sie sich in ihre Reiseform zurück und machte sich auf den Weg zum nächsten Wachposten. Sie ließ einen emotional völlig aufgewühlten Nordwind zurück, der an alles andere dachte als an dräuende Barbaren.
» Es dauert nicht mehr lange, bis er abgelöst wird«, dachte sie. » Aber wenn es so weit ist – dann wird er überaus bereit sein!«
Die nächste Kriegerin, die Wache stand, gehörte zu ihren problematischen Fällen. Leichtfließerin hatte es niemals gelernt, Disziplin zu halten. Solange sie unter direkter Aufsicht stand, gab es nie Schwierigkeiten mit ihr. Doch es fehlte ihr der richtige Nadeltruppen-Geist, und wenn kein Vorgesetzter in der Nähe war, ließ sie die Vorschriften gern außer Acht. Dazu hatte sie bei der einsamen Wache an der Grenze reichlich Gelegenheit, und sie wurde so oft erwischt und degradiert, dass sie nach jeder Beförderung ihren Dienstgrad immer schnell wieder verlor.
» Sie vernachlässigt ihre Pflicht schon wieder«, sagte Schnell-Töterin zu sich selbst, als sie unter ihrer Sohle ein verdächtiges Knirschen in der Kruste spürte. Sie musterte die Wächterin scharf, aber nichts bewegte sich an ihrem Körper oder dem zum Horizont gerichteten Drachenzahn. Leichtfließerin bemerkte die Annäherung, und das Knirschen wurde von der dröhnenden Frage übertönt: » Wer da?«
» Truppenkommandantin Schnell-Töterin.«
» Du kannst näher kommen.«
Schnell-Töterin glitt auf eine Seite der regungslosen Soldatin und befahl scharf: » Komm hierher!«
Leichtfließerin zögerte, was an sich schon verräterisch war, und dann floss sie schnell ein Stück vor und nahm die vorschriftsmäßige Haltung wieder an. Schnell-Töterin begab sich an die Stelle, die die Wache verlassen hatte, bildete einen Manipulator und nahm die beiden Platten abgesplitterter Krustenmaterie auf, die dort lagen. Die Platten waren übereinandergelegt. Als Schnell-Töterin sie trennte, fiel Staub zu Boden. Aus Langeweile hatte Leichtfließerin, während sie nach außen hin starr und steif Wache zu halten schien, unter ihrer Sohle eine Platte gegen die andere gerieben. Es war nicht das erste Mal, dass sie bei so etwas ertappt wurde. Schnell-Töterin war deshalb auch gar nicht überrascht.
» Du bist bereits zur Gemeinen degradiert, deshalb kann ich dir keinen Rang mehr nehmen«, trommelte Schnell-Töterin der schreckensstarren Leichtfließerin entgegen. » Aber bis du gelernt hast, dass man sich auf Wache keiner Nebenbeschäftigung hingeben darf, wirst du keine Erholungspause mehr bekommen – ein Dutzend Umdrehungen lang, da dies nicht dein erstes Vergehen ist!«
Schnell-Töterin meinte, ein Protestbeben wahrzunehmen, aber Leichtfließerin hatte doch Verstand genug, es schnell zu unterdrücken und » Jawohl, Truppenkommandantin« zu antworten.
Nun ließ sich Schnell-Töterin Meldung erstatten und setzte ihren Kontrollgang fort. Die beiden Platten nahm sie mit, um die Objekte der Versuchung zu entfernen.
» Ein Dutzend Umdrehungen ohne Erholungspausen wird nicht nur sie hart ankommen, sondern auch die drei Männer, von denen ich weiß«, dachte Schnell-Töterin. » Ich verstehe nicht, wie sie es schafft, sie alle glücklich zu machen. Ein Liebhaber auf einmal ist genug für mich.«
Die anstoßerregenden Platten lagen vergessen in einer Tragetasche von Schnell-Töterin, bis sie ihr bei dem Liebesspiel mit dem eifrigen Nordwind im Weg waren. Sie legte sie zur Seite und widmete sich im Augenblick wichtigeren Dingen. Ganz flach machte sie sich unter der heißen knetenden Sohle Nordwinds; ihre Augenstiele verflochten sich mit den seinen.
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