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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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kristallverstärkte Rückseiten in den Sohlenmuskeln eingebettet waren. Damit handhabten sie die langen, schweren Drachenzähne. Ein gut ausgebildeter Soldat konnte diese Funktion an jeder Stelle eines marschierenden Kreises ausüben und dabei gleichzeitig essen, ausscheiden und Gegenstände von einer Tasche in eine andere befördern. Die Leute von Schnell-Töterin pflegten damit zu prahlen, sie könnten zudem noch Geschlechtsverkehr ausüben. Aber wenn es nach einer Schlacht zu einer Orgie kam, pflegte sich das als leeres Gerede herauszustellen.
    Der Kommandant eines Kreises konnte seine Soldaten auf zwei Arten aufstellen. Zum einen ließ er von allen Angehörigen des einen Geschlechts einen Ring bilden und die des anderen in einem zweiten Ring teilweise auf den Oberseiten der ersten Reihe reiten. Das erzeugte ein ständiges angenehmes Gefühl an Sohle oder Oberseite und machte die Leute glücklich. Das Problem dabei war, dass ständig ein oder zwei Personen überzählig waren. Die andere Art der Aufstellung war eine Reihe, in der Männer und Frauen abwechselten, wobei die Ränder sich überlappten, was auch erfreulich war. Schnell-Töterin gab der zweiten Art den Vorzug, weil dann die Reihen dichter geschlossen wurden.
    Zu Beginn ihrer Offizierslaufbahn hatte sie sich überlegt, ob es nicht möglich sei, einen Kreis aus Angehörigen nur eines Geschlechts zu bilden. Sie erlebte sogar einen Triumph damit, als sie die » unerschrockenen Frauen« in die Schlacht führte. Aber mit ihrem soldatischen Hintergrund ließ sich eine so freudlose Aufstellung nicht lange vereinbaren. In den Schlachten gegen die Barbaren war der wirkliche Feind die Langeweile, und ein Kampfkreis, der aus nur einem Geschlecht bestand, würde nicht lange überleben.
    Schlachtensiegerin führte ihren Clan und die zur weiteren Familie gehörenden Krieger, die sich ihnen angeschlossen hatten, erst nach Osten und dann wieder nach Westen zurück.
    » Wir sind lange marschiert und nicht weit gekommen«, beschwerte sich Sinkende Klippe, einer der neuen Krieger. Doch selbst er musste zugeben, dass die Route sie sicher um die Kundschafter der Reichstruppen, die immer wieder kurz am Horizont auftauchten, herumgeführt hatte.
    Sinkende Klippe war Anführer eines kleinen Clans gewesen, bis er sich entschloss, sich mit dem größeren Clan von Schlachtensiegerin, zu dem viele seiner weiteren Familie gehörten, zusammenzuschließen. Er selbst und seine drei besten Krieger waren dem Gebot der Stunde gefolgt, denn das Eindringen einer so großen, gut bewaffneten Truppe in das Gebiet seines Clans stellte eine große Gefahr dar. Und trotzdem passte es ihm nicht, Befehle von jemand anderem entgegenzunehmen.
    Schlachtensiegerin wusste, dass sie sich auf stachliger Kruste bewegte, als sie die Beschwerde hörte und vorwärtsglitt. Aber sie konnte keine Insubordination durchgehen lassen, wenn sie die Kontrolle über diese halbwilde Bande behalten wollte.
    » Ruhe!«, flüsterte sie scharf. Sinkende Klippe hatte seine Keule halb erhoben, als ein Dutzend flammende Augen von einem mächtigen Körper auf ihn hinuntersahen.
    Schlachtensiegerin wechselte in die zwischen den Familien benutzten Sprache über und benutzte ihren besten Diplomatenakzent – Rosa Himmel wäre stolz auf sie gewesen. » Sogar Kinder verhalten sich ruhig, wenn ein Schnell in der Nähe ist«, mahnte sie leise. Sie fuhr fort: » Die Klippe mit der dunklen Seite liegt auf dem Weg der plündernden Truppen. Sie ist einzigartig, denn alle anderen Klippen in diesem Gebiet wenden ihre Gesichter dem hellen Licht zu.«
    Die Spannung löste sich. Schlachtensiegerin ließ ein Pseudopodium auf die Oberseite von Sinkender Klippe gleiten. » Die Soldaten werden an der hellen Seite dieser Klippe vorüberziehen. Sie werden uns dahinter nicht sehen, und wir können hervorstürzen und sie in einem Überraschungsangriff überrumpeln.« Sie zog ihr Pseudopodium mit verheißungsvollem Tätscheln zurück und floss davon, um die Vorbereitungen zum Angriff zu treffen.
    Zeit: 07:56:30 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Langsam bewegte sich die Expedition zum Ostpol voran. Kundschafter glitten voraus, um einen Blick hinter den Horizont zu werfen, aber sie schwärmten nicht so weit aus, wie sie es anfangs getan hatten, weil die Kruste stachlig wurde. Keiner merkte, dass der Horizont an der einen Seite nicht der richtige Horizont war, sondern der Grat einer steil abfallenden Klippe, hinter der sich eine Horde Barbaren

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