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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Soldaten und Barbaren blieb fest verknäult. Jeder schlug dort zu, wo eine kleine Hautstelle hinter den Schilden aus getrockneter Haut oder Langsamgleiter-Platten sichtbar wurde. Inzwischen bewegten die übrigen Soldaten sich stetig nach Westen – wie eine Amöbe, die ihre zappelnde Beute einhüllt. Die Barbaren rollten ein zweites Mal Schotensamen und Steinchen heran, aber das Überraschungsmoment war verspielt, und es entstand keine Verwirrung mehr. Die Drachenzähne schwankten nicht. Bald tropften aus Barbarenkörpern glühende weiße Säfte auf die Kruste.
    » Außen! Außen! Außen! Außen!«, kommandierte Schnell-Töterin.
    Sobald die Falle geschlossen war, zog Schnell-Töterin den Zivilisten ihren Mantel weg. Sie formte sich zu einer rächenden Nadel um und ließ ihren großen Körper zwischen zwei ihrer Soldaten in der hinteren Reihe durchschlüpfen. Drei Messer hielt sie vor sich, ein kurzes Schwert schleifte hinter ihr her. Sie stieß ein hohes, kreischendes Flüstern aus, das das Knäuel von Kämpfern in Verwirrung stürzte. Dann tauchte sie unter die Körper und stieß mit ihren Messern zu.
    Schnell-Töterin stieg aus dem Loch, das sie in den Körper von Schlachtensiegerin gemetzelt hatte. Glühende Säfte liefen an ihren Augenstielen herab. Nun griff sie den Rest der Barbaren von hinten an. Diese hatten ihre Entschlossenheit eingebüßt, und die Soldaten brauchten nicht mehr lange, bis sie ihnen mit ihren Kurzschwertern den Garaus gemacht hatten.
    Schnell-Töterin blickte über die immer noch zitternden toten Hüllen hinweg auf ihre Leute. Der Tradition folgend, hatten die Schwadronsführer die Verwundeten in die Mitte getragen, und nun war der Kreis mit seinen nach außen starrenden Nadelspitzen wieder beinahe so vollkommen wie vorher. Von Neuem setzte das Stampfen ein: » Osten! Westen! Norden! Gott! – Osten! Westen! Norden! …« Die Überlebenden der Barbarenhorde sandten Schmähungen und Flüche durch die Kruste, führten noch ein paar immer schwächer werdende Scheinangriffe aus und verschwanden schließlich hinter dem Horizont.
    Schnell-Töterin schüttelte sich. Abkühlende gelblich weiße Tropfen fielen auf die Oberseite der bewegungslosen Häute unter ihrer Sohle nieder. Langsam floss sie von dem zusammensackenden Hügel toter Leiber herunter. Sie überprüfte jede ihrer Klingen, bevor sie sie wieder in ihren Waffentaschen barg. Ihre Sohle fühlte die Haut der gefallenen Feindin nach Klumpen ab.
    Aus einer Tasche kamen Knopfabzeichen zutage. Schnell-Töterin hielt entsetzt inne. Es waren drei Einzelknöpfe, von denen jeder einem Soldaten gehört haben musste, ein Doppelknopf, der einmal die Haut eines Schwadronsführers geschmückt hatte, und ein Abzeichen mit vier Knöpfen wie ihr eigenes, das nass auf ihrer Haut glänzte.
    » Die Schlachtensiegerin!«, rief Schnell-Töterin. Zorn packte sie, und immer und immer wieder stieß sie ihr Kurzschwert durch den bereits toten Gehirnknoten. Die Entdeckung hatte sie ihre Erschöpfung ganz vergessen lassen. Schlachtensiegerin war die geschworene Feindin jedes Truppenkommandanten der Ostgrenze gewesen. Selbst die kleinste Tasche ihres Körpers musste durchsucht werden.
    Schnell-Töterin fand zu ihrer Betrübnis noch vier weitere – sehr stark angelaufene – Soldatenknöpfe in einer fest versiegelten Tasche, aber sonst nichts.
    » Töten! Töten! Töten!«, murmelte sie. » Ihr einziger Lebenszweck war es, Soldaten zu töten.«
    Sie glitt weiter zu den anderen Körpern. Ein Körper gab ein Soldatenknopfabzeichen her, aber dieses kam aus dem Schließmuskel eines Soldaten, der ihn bis zuletzt verteidigt hatte. Schnell-Töterin suchte nach seiner Erbteil-Tasche und knetete sie, bis sie sich öffnete. Sie gab die Gegenstände von sich, die der Soldat mitgenommen hatte, als er von seinem Clan Abschied genommen hatte und Grenzwächter im Osten geworden war. Schnell-Töterin trennte die persönlichen Dinge von den Clan-Dingen. Von Ersteren warf sie die meisten auf die Kruste, nahm jedoch die an sich, die ihr eines Tages von Nutzen sein mochten. Sie steckte das Clan-Totem in eine besondere Tasche, die versiegelt bleiben würde, bis sie es eines Tages dem Clan-Anführer übergeben konnte. Dann wollte sie ihm ihren Dank dafür aussprechen, dass dieser Clan-Angehörige beim Schutz der Grenzen des Reichs mitgewirkt hatte.
    » Gut, dass wir in all diesen Scharmützeln mit den Barbaren nur wenige Leute verlieren«, dachte sie. » Andernfalls wären die

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