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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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informieren.
    Anfangs empfanden der Hohepriester und der Chefastrologe die Deutung, die der Institutsastrologe den Bildern gab, als Bedrohung für die Religion. Doch schließlich räumten sie ein, der Glänzende wirke auf geheimnisvolle Weise, und in ferner Zukunft werde ihnen das Geheimnis offenbart werden.
    Der Anführer der Vereinigten Clans war zwar nach außen hin ein gläubiger Verehrer des Gottes, sah sich die Bilder jedoch unvoreingenommen und ohne Gedanken an religiöse Komplikationen an.
    » Unheimliche Geschöpfe«, sagte er. » Und Riesen dazu. Wenn sie aber die Kunst beherrschen, am Himmel zu schweben, ohne hinunterzufallen, könnten wir viel von ihnen lernen, und sie scheinen bereit zu sein, mit uns zu sprechen. Es kann nichts schaden, mehr zu erfahren. Rüstet die Expedition aus.« Es war keine Frage, wer Leiter der Expedition sein würde. Schnell-Töterin, die Astrologin, Denkerin und Truppenkommandantin, war dazu am geeignetsten. Mit der Autorität des Anführers der Vereinigten Clans hinter sich organisierte Schnell-Töterin die Expedition. Sie würden viele, viele Umdrehungen unterwegs sein, und in der Zwischenzeit musste die Arbeit im Institut weitergehen. Deshalb nahm sie nur ein paar Novizen und jüngere Astrologen mit. Unter ihrer Leitung wurden Fackeln und konzentrierter Schotensaft in reichlicher Menge hergestellt, und die frisch ausgebildeten Kunsthandwerker stellten währenddessen ein paar ausgezeichnete Vergrößerer mit großem Durchmesser her. Einer davon war so groß, dass es nur wenige Novizen gab, die ihn in einer Tragetasche unterbringen konnten, und war er einmal darin, konnten sie sonst kaum noch etwas einpacken.
    Für die Reise bis an die Ostgrenze benötigte man keinen Schutz durch Soldaten, und für die Versorgung genügten die Raststätten. Doch wurden Boten vorausgeschickt, die den für später benötigten Lebensmittelvorrat zusammentragen sollten. Schnell-Töterin kehrte zu ihrer Nadeltruppe zurück, denn natürlich hatte sie verlangt, dass diese mit dem Schutz der Expedition beauftragt wurde. Dann waren alle Teilnehmer an der Ostgrenze versammelt. Rationen wurden verteilt. Für den Fall, dass es einem Barbaren gelingen sollte, bis in den Mittelpunkt der Kreisformation vorzustoßen, wurden Zivilisten unterwiesen, wie sie mit einem Kurzschwert umgehen sollten. Schließlich brachen alle in Richtung des magnetischen Ostpols auf.
    Zeit: 07:56:29 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Schlachtensiegerin zog ihr Auge ein, das sie auf einem kristallkernverstärkten Stiel hochgereckt hatte, und schob sich in der mühsamen Richtung vorwärts. Ihren Körper machte sie so dünn wie beim Geschlechtsakt, bis sie ein gutes Stück hinter dem Horizont war. Sie verstand einfach nicht, warum diese Truppe so weit in ihr Gebiet vorstieß. Die Kundschafter hatten gemeldet, dass sie unterwegs sei, und Schlachtensiegerin hatte Maßnahmen getroffen, das nächste Dorf – das wahrscheinlichste Ziel für eine Strafexpedition – zu verteidigen. Aber die Truppe hatte es in weitem Bogen umgangen. Das war bei den Soldaten des Reichs etwas ganz Neues, und Schlachtensiegerin hasste alles, was neu war. Sie hatten irgendetwas vor, und sie musste sie daran hindern – aber was war es?
    Sie glitt ins Lager und stellte mit düsterer Befriedigung fest, dass das Kratzen ihrer Sohle auf der Kruste die Leute gewarnt hatte. Diejenigen, die augenblicklich in ihrer Gunst standen, machten sich eifrig an irgendwelchen wichtigen Dingen zu schaffen, während die anderen sich beim ersten Anzeichen ihrer Annäherung entfernt hatten.
    Ihr Stellvertreter, der einer ihrer Liebhaber war, schliff sein ungewöhnlich glänzendes Kurzschwert an einem Krustenbrocken. Normalerweise blieb der gegossene Drachenkristall scharf, bis die Kante durch einen starken Hieb eingekerbt wurde, doch es konnte nichts schaden, die Klinge zuweilen auf Vordermann zu bringen, indem man sie immer und immer wieder am Krustenmaterial rieb. Seit dem Augenblick, als er sein Kurzschwert aus der Leiche eines Soldaten gezogen hatte, der ihrem vereinten Angriff zum Opfer gefallen war, hatte Rosa Himmel es niemals trüb werden lassen. Sie glitt neben ihn, bis ihre Ränder sich auf halber Körperlänge berührten. Rosa Himmel fuhr fort, sein Schwert zu wetzen. Schlachtensiegerin sah ihm zu.
    » Sie haben volle Kampfstärke«, sagte sie. » Aber sie greifen nicht an! Das gefällt mir nicht.«
    » Es gibt nur sehr wenig an den Soldaten, das dir gefällt«,

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