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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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legte Schnell-Töterin die beiden bebenden Eisäcke in eine Haltetasche und glitt davon. Die Metzger fuhren mit ihrer Arbeit fort. Die übrigen Expeditionsteilnehmer folgten Schnell-Töterin auf die andere Seite des Lagers.
    » Noch eine unangenehme Pflicht«, sprach Schnell-Töterin zu sich selbst. Sie zog ihr blitzendes Schwert, das sie erst vor so kurzer Zeit erbeutet hatte.
    » Wenn es getan werden muss, soll es schnell geschehen«, sagte sie. Mit zwei raschen Schnitten opferte sie die Säfte der Embryos der alles aufsaugenden Kruste, die als Antwort kurz aufglühte.
    Die anderen kehrten ins Lager zurück. Aber Schnell-Töterin, die ihre Pflicht getan hatte, blieb, um sich selbst zu bestrafen. Sie sah auf die toten Embryos hinab und entsetzte sich über den in ihr aufsteigenden Gedanken.
    » Das ist ein besonders zartes Stück Fleisch«, sagte ihr Appetit.
    » Nicht einmal ein Barbar würde einen Embryo essen!«, schalt sie sich. Sie riss sich von den Überresten los, die auf der glühenden Kruste buken, und floss ins Lager zurück, um das Einwickeln der Fleischstücke zu überwachen. Viele Umdrehungen lang würden sie die hauptsächliche Nahrungsquelle der ihren sein.
    Zeit: 07:56:36 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Nach zwei Dutzend Umdrehungen näherte sich die Expedition dem Ostpol. Jede Richtung, in die sie reiste, war jetzt eine mühsame Richtung, und ohne die Disziplin der Soldaten, die an das Marschieren in dichter Formation gewöhnt waren, wäre sie kaum vorangekommen. Da es keine bequeme Richtung gab, war glücklicherweise aber auch die Gefahr eines Überraschungsangriffs gebannt, und es brauchte nicht ständig Wache gehalten zu werden. Schnell-Töterin ließ aus dem üblichen lockeren Marschkreis einen Keil bilden. An der Spitze öffneten Soldaten eine Lücke, die übrigen Soldaten hielten sie offen, und die kleine Gruppe der Astrologen folgte mühelos hinterdrein.
    Um die Monotonie zu unterbrechen, veranstalteten die Schwadronen einen Wettbewerb. Abwechselnd übernahmen sie die Spitze, um herauszufinden, wie lange es dauerte, bis sie zurückfallen und die folgende Schwadron vorrücken lassen mussten. Natürlich wollte jede Schwadron den vorigen Rekord brechen. Als Schnell-Töterin merkte, dass immer wieder Soldaten Ausrüstung und Nahrungsmittel fallen ließen, um ja nicht zu unterliegen, entschloss sie sich, eine Ruhepause einzulegen, bevor die Situation außer Kontrolle geriet.
    » Halt!«, rollte ihre Stimme durch die Kruste.
    Eine erschöpfte Truppe beendete das stetige Voranschieben und spürte sofort, wie die mühsamen Richtungen sich um sie schlossen. Da alle Richtungen mühsame Richtungen waren, hatte keiner Lust, sich von der Stelle zu bewegen. Aber zu ihrer Freude sah Schnell-Töterin, dass die Schwadronsführer ihre Leute zu einem Kreis geordnet hatten. Ein paar von ihnen wurden dazu bestimmt, ein oder zwei Augen auf den Horizont gerichtet zu halten, während sie alle aßen.
    » Sie müssen wirklich müde sein«, dachte Schnell-Töterin. » Nicht ein einziges Paar sondert sich ab, um ein bisschen Vergnügen zu haben.«
    Schnell-Töterin hatte üblicherweise ihren Platz in der Mitte der Truppe. Deshalb hatte sie sich nicht beim Bahnbrechen verausgaben müssen und fühlte sich noch bei vollen Kräften. Ihr wäre also eine kleine Entspannung nach dem Essen gut zupassgekommen. Doch als sie ihren Blick über ihre vielen Liebhaber in der Truppe schweifen ließ, kam sie zu dem Schluss, sie sich ausruhen zu lassen.
    Sie begab sich zu einer Gruppe Astrologen. Klippenbeobachter knüpfte eifrig Knoten in eine Zählschnur. Auf der Kruste neben ihm lagen drei Sohlenstäbe.
    » Erstaunlich, wirklich erstaunlich«, murmelte Klippenbeobachter vor sich hin.
    » Was ist erstaunlich?«, fragte Schnell-Töterin, neugierig wie immer und überzeugt davon, dass sie mit ihrem Dienstgrad einem so viel Jüngeren Fragen stellen durfte.
    » Das Ei hat tatsächlich die Form eines Eis!«, rief Klippenbeobachter aus, wandte ein paar seiner Augen von der Zählschnur ab und der sich nähernden Truppenkommandantin zu. Er merkte, dass die Augenstiele von Schnell-Töterin verwundert zuckten, und setzte hinzu: » Ich habe auf unserem Marsch die Anzahl der Standard-Sohlen mit den Sohlenstäben gemessen. Der Ostpol liegt an einer sehr flachen Stelle des Eis. Man muss viele, viele Sohlen weit reisen, ehe sich eine Änderung des Horizonts bemerkbar macht.«
    Schnell-Töterin blickte in die Richtung ihres Ziels. Die

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