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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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und steif. Ciang löste den Dolch aus ihrem zitternden Griff.
    Erst jetzt, als alles vorüber war, die
unnatürliche Erregung verebbt, überfiel ihn die Schwäche. Der junge Mann
starrte auf seine Hand, das aus den tiefen Schnitten quellende Blut und war
sich plötzlich der Schmerzen bewußt, als hätte er sie vorher gar nicht gefühlt.
Er wurde grau im Gesicht und war jetzt dankbar für Ernest Twists stützenden
Arm, als ihm die Beine einknickten.
    »Es sei ihm gestattet, sich zu setzen«, sagte
Ciang.
    Sie wandte sich zur Seite und reichte den Dolch
Hugh, der in einer eigens zu diesem Zweck bereitstehenden Schüssel mit Wasser
die Klinge säuberte und anschließend mit einem reinen, weißen Tuch sorgfältig
abtrocknete. Dann gab er ihn Ciang zurück, die Dolch- und Lederriemen in den
Kasten zurücklegte und diesen an den angestammten Platz auf der Tischplatte
schob. Das Blut wurde nicht weggewischt. Man ließ es ins Holz einziehen, wo es
sich mit dem zahllosen anderer vermischte, die sich dem gleichen Ritual
unterzogen hatten.
    Etwas blieb noch zu tun, bevor die Zeremonie
abgeschlossen war. »Der Fürsprecher möge vortreten.« Ciang richtete den Blick
auf Ernest Twist.
    Der Mann hatte eben den blassen, zitternden
Darby auf einen Stuhl gesetzt. Sein täuschend einfältiges Grinsen im Gesicht,
kam Twist angeschlurft und streckte Ciang die flache Hand entgegen. Die
Matriarchin tauchte die Fingerspitzen in Darbys Blut und zeichnete damit die
zwei Narben auf Twists Handfläche nach – Narben wie von den frischen Wunden
Darbys.
    »Dein Leben ist ihm verpfändet«, rezitierte
Ciang, »wie sein Leben dir. Die Strafe für Eidbruch wird beide treffen.«
    Hugh, der nur mit halbem Ohr zuhörte, weil seine
Gedanken bei der bevorstehenden, heiklen Unterhaltung mit Ciang waren, glaubte
wieder, den seltsamen, rötlichen Glanz in den Augen des Mannes zu bemerken,
wie bei den Augen einer Katze im Fackelschein. Als er interessiert genauer
hinsah, hatte Twist respektvoll die Lider gesenkt und entfernte sich
rückwärtsgehend, bis er wieder neben seinem Partner stand.
     
    Ciang nickte dem jungen Darby zu. »Der Uralte wird dir
Kräuter geben, die eine Entzündung verhindern. Du magst einen Verband anlegen,
bis die Wunden geheilt sind, sei aber bereit ihn abzunehmen, sollte es jemand
verlangen. Du kannst hierbleiben, bis du dich stark genug fühlst, um zu
reisen. Das Ritual fordert seinen Tribut, junger Mann. Ruhe dich aus, iß
reichlich und trink, um dein Blut zu erneuern. Von diesem Tag an brauchst du
nur die Hand vorzuweisen, so« – Ciang demonstrierte es – »und jeder aus der
Bruderschaft wird dich als einen der Unseren erkennen.«
     
    Hugh blickte auf seine eigene Hand, auf die
Narben, die in der schwieligen Hand kaum noch zu erkennen waren. Das Stück im
fleischigen Teil des Daumens war am deutlichsten, denn die Wunde hatte am
längsten gebraucht, um zu heilen. Die dünne weiße Linie kreuzte, was Handleser
die Lebenslinie nennen. Die zweite Narbe verlief annähernd parallel zu den
Kopf- und Herzlinien. Harmlos wirkende Narben, unauffällig, außer für das Auge
des Eingeweihten.
    Darby und Twist schickten sich an zu gehen. Hugh
stand auf und sagte ein paar angemessene Worte. Dem jungen Mann stieg vor
Freude und Stolz eine leichte Röte in die bleichen Wangen. Schon jetzt stand er
sicherer auf den Beinen. Ein paar Schoppen Bier, ein leicht verklärter Bericht
von seinem großen Augenblick, und er würde anfangen, sich für einen tollen
Burschen zu halten. Heute nacht, wenn der pochende Schmerz ihn aus
Fieberträumen weckte, fühlte er sich vermutlich nicht mehr ganz so großartig.
    Der Uralte stand im Gang, wie herbefohlen,
obwohl Ciang ihn nicht hatte rufen lassen. Er hatte viele solcher Rituale
miterlebt und wußte auf die Sekunde genau, wie lange sie dauerten.
    »Zeig unseren Brüdern ihre Räume«, befahl Ciang.
    Der Greis verneigte sich und schaute sie fragend
an. »Darf ich Madame und ihrem Gast etwas bringen?«
    »Nein, vielen Dank, mein Freund«, antwortete
Ciang liebenswürdig. »Ich kümmere mich um alles.«
    Der Uralte verbeugte sich wieder und ging den
beiden voraus den Flur hinunter.
    Hugh spannte die Muskeln, rückte auf dem Stuhl
hin und her. Er bereitete sich darauf vor, diesen klugen, durchdringenden Augen
zu begegnen.
    Auf ihre ersten Worte war er nicht vorbereitet.
    »So, Hugh Mordhand«, sagte Ciang heiter, »du
bist also von den Toten

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