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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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und zwinkerte
kaum merklich, als wollte sie sagen: ›Nun ja, wir sind alle einmal jung
gewesen.‹ Dann wies sie mit dem Zeigefinger auf einen hölzernen, mit glitzernden
Juwelen besetzten Kasten in der Mitte des Tisches.
    Hugh beugte sich vor, nahm respektvoll den
Kasten und stellte ihn vor die Matriarchin hin. Er klappte den Deckel zurück.
Ein scharfgeschliffener Dolch lag darin, mit einem Griff aus Gold in der Form
einer Hand – flach ausgestreckt, Finger zusammen. Der seitlich abgewinkelte
Daumen bildete die Parierstange. Ciang nahm den Dolch heraus. Der Feuerschein
glänzte in dem polierten Stahl, verwandelte ihn in rote Glut.
    »Welches ist deine Hand, rechts oder links?«
fragte Ciang.
    »Rechts.« Schweißtropfen rannen über das Gesicht
des Probanden.
    »Dann gib mir deine rechte Hand«, forderte sie
ihn auf.
    Der junge Mann gehorchte.
    »Fürsprecher, es ist Euch gestattet, Beistand zu
leisten…«
    »Nein!« stieß Darby hervor. Er leckte sich über
die trockenen Lippen, dann stieß er Twists hilfreichen Arm zurück. »Ich kann es
alleine durchstehen.«
    Ciangs emporgewölbte Augenbraue drückte Anerkennung
aus. »Halte die Hand über den Tisch«, befahl sie. »Hugh, zeig es ihm.«
    Hugh nahm eine Kerze vom Kaminsims und stellte
sie auf den Tisch. Die Flamme spiegelte sich in dem polierten Holz –
übersät mit stumpfen, dunklen Flecken. Dar-by starrte darauf nieder. Sein
Gesicht verlor alle Farbe.
    Gang wartete.
    Der junge Mann preßte die Lippen zu einem dünnen
Strich zusammen und streckte die Hand weiter vor.
    »Ich bin bereit«, wiederholte er.
    Ciang nickte. Sie hielt den Dolch senkrecht, die
Spitze zeigte nach unten.
    »Umfasse die Klinge«, ordnete sie an, »als wäre
es der Griff.«
    Darby befolgte die Anweisung; zaghaft legte er
die Hand um den blanken Stahl. Er atmete schwer.
    »Schließe die Hand«, sagte Ciang kühl, unbewegt.
    Der Atem des jungen Mannes stockte für einen Moment.
Er schwankte, aber mit einem beschämten Blick auf Hugh ermannte er sich und
straffte die Schultern. Man sah, wie er sich innerlich einen Ruck gab, dann
ballte er die Hand um die Dolchklinge zur Faust.
    Ein Aufstöhnen vermochte er nicht zu unterdrücken,
aber sonst gab er keinen Laut von sich. Blutstropfen fielen auf den Tisch, ein
dünnes Rinnsal sickerte an seinem Unterarm entlang.
    »Hugh, der Riemen«, sagte Ciang.
    Hugh nahm einen etwa zwei Finger breiten
Lederriemen aus dem Kasten, mit dem Symbol der Bruderschaft versehen und
ebenfalls mit den Spuren früherer Initiationen gezeichnet.
    »Reiche ihn dem Fürsprecher.«
    Hugh gab den Riemen an Ernest Twist weiter, der
mit seinen schmalen, weißen Händen danach griff – Hände, die unsichtbar mit den
gleichen Flecken besudelt waren, wie sie das Leder tränkten.
    John Darby hatte unterdessen still dagestanden,
während sein Blut auf die Tischplatte tropfte. Ernest schlang den Riemen
mehrfach um des jungen Mannes Hand und hielt das eine freie Ende fest, während
Hugh das andere nahm. Er blickte fragend zu Ciang, die zögernd nickte.
    Beide zogen gleichzeitig das Lederband straff,
preßten die zweischneidige Klinge tiefer ins Fleisch, bis sie auf Knochen traf.
Das Blut strömte rascher. John Darby konnte den Schmerz nicht länger verbeißen,
ein gequältes Stöhnen entrang sich ihm. Er schloß die Augen, taumelte, lehnte
sich gegen den Tisch. Sein Atem ging stoßweise, er schluckte, dann richtete er
sich auf und sah Ciang an. Das Blut sammelte sich zu einer Lache, ein Rinnsal
suchte die Tischkante.
    Ciang lächelte, als hätte sie das Blut gekostet
und fände es nach ihrem Geschmack. »Du wirst jetzt den Eid der Bruderschaft
sprechen.«
    John Darby rief sich durch einen Nebel aus
Schmerzen die Worte ins Gedächtnis, die er mühsam auswendig gelernt hatte.
Von jetzt an würden sie seiner Erinnerung eingeprägt sein, so unauslöschlich
wie die Narben der Initiation in seiner Hand.
    Nachdem er zu Ende gesprochen hatte, stand John
aufrecht vor dem Tisch und wehrte mit einem Kopfschütteln den Beistand seines
Fürsprechers ab. Ciang schenkte dem jungen Mann ein Lächeln, das für einen
flüchtigen Augenblick den greisen Zügen einen Hauch der einstigen exquisiten
Schönheit wiederschenkte. Sie legte ihre Hand über die mißhandelte des Jungen.
    »Er ist aufgenommen. Macht ihn los.«
    Hugh wickelte behutsam den Lederriemen ab. Darby
öffnete die blutige Hand, langsam, mit Mühe, denn die Finger waren
zusammengeklebt

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