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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Geschick, daß der Mann
nicht zuckte und keinen Laut von sich gab. Keiner merkte, daß er tot war, bis
zum Morgen, als man ihn noch am selben Platz fand, steif wie ein Stock. Es
kommt darauf an, wißt Ihr, die richtige Stelle zu kennen, um zwischen den
Rippen hindurch das Herz zu treffen, bevor das Opfer weiß, wie ihm geschieht.
Hier wären wir, Mylady. Ein hübsches Zimmerchen, das Feuer brennt, und dort
steht ein weiches Bett, falls Ihr nach dem langen Weg ausruhen wollt. Und nehmt
Ihr roten Wein zum Essen oder weißen?«
    Hugh wanderte gemächlich durch die Gänge der Festung,
er nahm sich die Zeit, nach der langen Abwesenheit seine Gefühle zu
erforschen. Nichts hatte sich verändert, nichts – außer ihm. Deshalb war er
nicht zurückgekehrt, obwohl er wußte, die Tür stand ihm offen. Man hätte ihn
nicht verstanden, und er konnte es nicht erklären. Die Kir verstanden auch
nicht, was in ihm vorging. Aber sie stellten keine Fragen.
    Einige Mitglieder der Bruderschaft waren hergekommen,
um zu sterben. Manche der älteren, wie der Uralte, kehrten zurück, um ihre
letzten Jahre im Kreise derer zu verbringen, die sie als Familie betrachteten
– eine Familie mit engerem Zusammenhalt als die meisten anderen. Jüngere
kamen, um entweder von Verletzungen zu genesen – oder daran zu sterben. Die
meisten erholten sich. Die Bruderschaft hatte im Lauf ihres Bestehens ein
ansehnliches Wissen über die Behandlung von Dolch-, Schwert-, Pfeilwunden und
Drachenbissen erworben und Gegenmittel für verschiedene Gifte entdeckt.
     
    Der Bruderschaft eigene Magier waren besonders geschickt
darin, die Bannsprüche anderer Magier rückgängig zu machen, Flüche von
verzauberten Ringen zu nehmen und dergleichen. Hugh Mordhand steuerte etwas
von seinen eigenen Kenntnissen bei, den Kirmönchen abgeluchst, die sich
ständig zwischen Toten bewegten und deren Magie Arzneien entwickelt hatte, die
vor Infektionen und Ansteckung schützten. 57
    »Ich hätte hier Zuflucht suchen können«, dachte
Hugh, paffte an seiner Pfeife und betrachtete die spärlich beleuchteten,
kahlen Gänge mit nostalgischem Interesse. »Aber was sollte ich ihnen sagen?
Woran ich leide, läßt sich nicht mit Kräutern, Eisen oder Feuer heilen.«
    Kopfschüttelnd beschleunigte er den Schritt.
Auch jetzt mußte er damit rechnen, daß Gang Fragen stellte, doch er hatte sich
einige Antworten zurechtgelegt, und da er in Geschäften kam, würde sie nicht in
ihn dringen. Nicht so sehr, als wenn er in seinem damaligen Zustand aufgetaucht
wäre.
    Nachdem er eine Wendeltreppe erklommen hatte,
stand er in einem halbdunklen, leeren Flur. Hugh schritt an geschlossenen Türen
links und rechts vorbei, bis zur letzten, die offenstand. Licht strömte in den
Gang hinaus. Er blieb auf der Schwelle stehen, um seinen Augen Gelegenheit zu
geben, sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Drei Personen befanden sich im Zimmer. Zwei
waren Fremde – ein Mann und ein Jüngling von etwa neunzehn Jahren. Die dritte
kannte Hugh gut. Ohne sich hinter ihrem Schreibtisch zu erheben, sah sie ihn
an, mit den mandelförmigen, klugen Augen, die alles in sich aufnahmen und
nichts preisgaben.
    »Tritt ein«, forderte sie ihn auf. »Und sei
willkommen.«
    Hugh klopfte am Türrahmen draußen die Pfeife aus
und steckte sie in eine Tasche seines Lederwamses.
    »Gang«, 58 sagte er und ging durchs Zimmer. Vor ihrem Schreibtisch angekommen, verneigte
er sich tief.
    »Hugh Mordhand.« Sie streckte ihm ihre Hand
entgegen, er hob sie an die Lippen – eine Geste, die sie zu belustigen schien.
    »Du küßt diese alte, runzlige Kralle?«
     
    »Es ist mir eine Ehre, Ciang«, antwortete Hugh
aufrichtig.
    Die Frau lächelte ihn an. Sie war eine Elfin und
alt, eins der ältesten lebenden Wesen auf Arianus, auch nach den Begriffen
ihres langlebigen Volkes.
    Ihr Gesicht war ein Gewirr von Runzeln, eine
fleischlose Maske, die pergamentene Haut straffgespannt über hohen
Backenknochen, die aristokratische Nase ein kühn vorspringender, scharfrückiger
Grat. Der Mode der Elfen entsprechend, schminkte sie sich die Lippen, und das
leuchtende Rot sammelte sich in den Falten wie frisches Blut. Schon vor langer
Zeit hatte sie ihr Haar verloren, verzichtete aber hochmütig darauf, eine
Perücke zu tragen und tat recht daran. Ihr Schädel war glatt und wohlgeformt,
und sie wußte um die außergewöhnliche Wirkung, die sie auf Besucher ausübte –
die Macht des Blicks ihrer

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