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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ließ sich eine fröhliche Stimme
vernehmen.
    Haplo durchfuhr ein Ruck. Sang-drax erschien aus
dem Nichts, wie gewöhnlich stand er plötzlich draußen vor der Zellentür. Die
Tür bestand aus Eisen, mit einer vergitterten quadratischen Öffnung in
Augenhöhe. Sang-drax schaute durch dieses Fenster herein. Nie gab er bei seinen
täglichen Visiten Befehl, die Tür zu öffnen, kein einziges Mal hatte er die
Zelle betreten.
    Komm und hol mich, Patryn! Seine
Gegenwart – so nah – war eine stumme Herausforderung.
    »Warum soll ich das?« drängte es Haplo zu
schreien. Ein Gefühl hilfloser Angst ergriff mehr und mehr von ihm Besitz. »Was
erwartest du von mir?«
    Doch er beherrschte sich und blieb ruhig auf der
Pritsche sitzen. Ohne den Drachenelf zu beachten, hielt er den Blick auf den
Hund gerichtet.
    Das Tier knurrte und zeigte die Zähne, wie
immer, wenn es den Schlangenelfen sah oder witterte.
    Haplo fühlte sich ernsthaft versucht, den Hund
auf ihn zu hetzen. Bestimmte Runenzeichen vermochten den Hund in ein riesiges
Ungeheuer zu verwandeln, das imstande war, die Zellentür aufzusprengen und mit
den gewaltigen Fängen einem Menschen – oder einer Schlange – den Kopf
abzureißen. Doch Haplos Geschöpf würde kein leichtes Spiel haben. Der
Elfendämon besaß eigene magische Kräfte, die Haplos überlegen waren. Er konnte
nur darauf hoffen, daß der Hund Sang-drax lange genug beschäftigte, um Haplo
Gelegenheit zu geben, sich zu bewaffnen.
    Der Patryn hatte gleich in der ersten Nacht die
Zelle verlassen, um sich nach Waffen umzusehen. Es gelang ihm, sich aus einer
Kiste in der Wachstube einen Dolch und ein kurzes Schwert zu beschaffen. Wieder
in der Zelle, verbrachte er den Rest der Nacht damit, todbringende Runen in
jede Klinge zu gravieren; Runen, die bei Nichtigen unfehlbar wirkten und auch
den Schlangendämonen schaden konnten. Beide Waffen lagen unter einer
Steinplatte verborgen, die er durch Magie hochgehoben und durch Magie wieder
darüber gedeckt hatte, und er konnte sie schnell bei der Hand haben.
    Haplo schluckte trocken. Die Runen auf seiner
Haut brannten. Das Knurren des Hundes wurde lauter, er fühlte die zunehmende
Spannung.
    »Haplo, Haplo«, meinte Sang-drax mit feundlichem
Tadel. »Du könntest mich vielleicht töten, aber was hättest du gewonnen?
Nichts. Und was verloren? Alles. Du brauchst mich, Haplo. Ich bin ebensosehr
ein Teil von dir wie« – er schaute auf das Tier, das steifbeinig, mit
gesträubtem Nackenfell mitten in der Zelle stand – »dieser Hund ein Teil von dir
ist.«
    Der Hund spürte, daß Haplos Entschluß ins Wanken
geriet, und winselte. Zu gerne hätte er wenigstens die Zähne in die Waden des
Elfendämons geschlagen, wenn sich schon nichts Besseres bot.
    »Laß deine Waffen, wo sie sind«, fuhr Sang-drax
fort, mit einem vielsagenden Blick zu dem Stein, unter dem sie versteckt waren.
»Du wirst später noch Verwendung dafür haben, glaub mir. Ich bin eigens
gekommen, um dir zu berichten, was es Neues gibt.«
    Mit einem gemurmelten Fluch schickte Haplo den
Hund in die Ecke.
    Das Tier gehorchte widerwillig, doch nicht ohne
erst hochzuspringen, die Vorderpfoten gegen die Tür zu stemmen und knurrend die
scharfen Zähne genau in Sang-drax’ Gesicht zu fletschen. Dann fiel es auf alle
viere zurück und drückte sich in einen Winkel im Hintergrund der Zelle.
    »Das Tier zu behalten ist ein Zeichen von
Schwäche«, bemerkte der Schlangenelf. »Ich bin überrascht, daß dein Fürst es
gestattet. Ein Zeichen von Schwäche bei ihm, unzweifelhaft.«
    Haplo wandte seinem Peiniger den Rücken zu, ging
von der Tür weg, warf sich auf die Pritsche und starrte grimmig zur Decke. Er
sah keinen Grund, sich mit Sang-drax auf eine Diskussion über Xar oder den Hund
einzulassen oder überhaupt mit ihm zu sprechen.
    Der Elfendämon lehnte sich gegen die Tür und begann
mit seinem wie er es nannte, ›Tagesbericht‹.
    »Ich habe den Vormittag mit Prinz Gram
verbracht. Der Junge ist wohlauf und munter. Er scheint mich ins Herz
geschlossen zu haben. Sofern ich ihn begleite, hat er Erlaubnis, sich im Palast
frei zu bewegen, mit Ausnahme selbstverständlich der kaiserlichen Gemächer.
Falls du dich wunderst, ich habe um die Gunst gebeten, und man hat sie mir
gewährt. Ein Elfengraf namens Tretar, von dem man sagt, er habe das Ohr des Kaisers,
scheint mich ebenfalls ins Herz geschlossen zu haben. Was die Zwergin betrifft,
habe ich weniger

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