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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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fragte er unglücklich.
    »Nein«, antwortete Ciang. »Das wird nicht
notwendig sein. Er trägt seinen eigenen Untergang in sich.«
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Kapitel 19
Das Imperanon,
Aristagon,
Mittelreich
    Die meisten Elfen glauben nicht an die Existenz
der gefürchteten Verliese der Unsichtbaren – des Kaisers Leibgarde. Man hält es
für ein Gerücht, grauslich genug, um ungezogene Kinder zur Räson zu bringen.
    ›Wenn du nicht aufhörst, deine kleine Schwester
zu prügeln, Rohana’ie‹, schimpft wohl eine überstrapazierte Mutter, ›kommen
heute nacht die Unsichtbaren und schleppen dich in ihr Gefängnis! Dann wird es
dir leid tun, daß du nicht artig gewesen bist!‹
    Wenige Elfen bekamen die Unsichtbaren je zu Gesicht,
daher der Name. Die Elitetruppe patrouillierte weder in den Straßen, noch
klopften sie in der Dunkelheit an die Türen. Und obwohl die Elfen an die
Verliese nicht glauben mochten, an die Existenz der Unsichtbaren glaubten sie.
    Für gesetzestreue Bürger war es eine beruhigende
Vorstellung. Unerwünschte Elemente – Diebe, Mörder und sonstiges Gelichter –
hatten eine sehr bequeme Art, einfach zu verschwinden. Kein Lärm. Kein Spektakel.
Nicht wie bei den Menschen mit ihrem seltsamen Brauch, Verbrechern ein
öffentliches Gerichtsverfahren zu gewähren, bei dem womöglich herauskam, daß
sie wieder auf freien Fuß gesetzt wurden (weshalb sie dann überhaupt erst
gefangennehmen?). Oder man richtete sie mitten auf dem Marktplatz hin
(barbarisch!).
    Die Rebellen behaupteten natürlich, die Verliese
seien Realität; behaupteten außerdem, die Unsichtbaren wären keine Leibgarde,
sondern des Kaisers höchstpersönliche Todesschwadron und daß in den Verliesen
mehr politische Gefangene saßen als Räuber und Mörder.
    In der weitverzweigten kaiserlichen Familie gab
es manche, die insgeheim zu glauben begannen, daß Prinz Rees ahn und seine
Rebellen recht haben könnten. Der Ehemann, der nach einem merkwürdig tiefen
Schlaf erwachte und feststellen mußte, daß seine Frau nicht mehr neben ihm lag.
Die Eltern, deren ältester Sohn auf dem Heimweg von der Universität spurlos verschwand.
Doch wer es wagte, offen Nachforschungen anzustellen, wurde vom Oberhaupt der
Sippe angewiesen, still zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    Die meisten Elfen jedoch taten die Behauptungen
der Rebellen als Verleumdung ab oder reagierten mit einem Schulterzucken und
dem volkstümlichen Ausspruch: Wenn die Unsichtbaren einen Drachen riechen,
haben sie wahrscheinlich einen Drachen gefunden.
    Aber die Rebellen hatten recht. Es gab die
Verliese. Haplo mußte es wissen. Er saß drin.
    Tief unter dem Imperanon gelegen, handelte es
sich eigentlich um einen nüchternen, unspektakulären Zellentrakt. Lange
Gefängnisstrafen kannten die Unsichtbaren nicht. Diejenigen Elfen, die man
lange genug am Leben ließ, daß sie Gelegenheit hatten, sich an die mahnenden
Worte ihrer Mutter zu erinnern, saßen aus einem bestimmten Grund dort ein –
meistens, weil sie über irgendeine Information verfügten, an der den Unsichtbaren
gelegen war. Sobald sie die Information preisgegeben hatten – und das war immer der Fall –, verschwanden sie. Die Zelle wurde gesäubert und erwartete den
nächsten Insassen.
    Bei Haplo allerdings lagen die Dinge anders, was
zu allerlei Rätselraten bei den Unsichtbaren Anlaß gab. Ein Offizier, ein
Hauptmann mit dem eigenartigen Namen Sang-drax, bezeigte großes Interesse an
dem Mann mit den blauen Tätowierungen, und es wurde Order gegeben, ihm diesen
Gefangenen zu überlassen.
    Zyklus um Zyklus saß Haplo in einer Zelle, deren
Gitterstäbe er mit einem Sigel hätte schmelzen können wie Butter. Er saß in
dieser Gefängniszelle und fragte sich, ob er vielleicht allmählich den Verstand
verlor.
    »Wir tun das Richtige«, sagte er zu dem Hund.
    Der Vierbeiner lag zu seinen Füßen, die Schnauze
auf den Pfoten, sah zu seinem Herrn auf und schien nicht so ganz überzeugt zu
sein.
    »Gram hat etwas vor. Und ich bezweifle, daß der
kleine Tunichtgut die Interessen seines ›Großvaters‹ im Auge hat. Aber ich muß
ihn in flagranti erwischen, um es beweisen zu können.«
    Um was beweisen zu können, fragten die traurigen
Augen des Hundes. Um Xar zu beweisen, daß es ein Fehler war, dem Jungen zu
vertrauen, daß er dir allein hätte Glauben schenken sollen? Ist deine
Eifersucht auf Gram so übermächtig?
    Haplo sah das Tier böse an. »Ich bin nicht…«
    »Besuch!«

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