Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
nicht verfault sind – Heilige Mutter!«
    Entsetzt streckte er die Hand nach dem Ersten
Offizier aus und hätte ihn fast über Bord gestoßen.
    »M-Menschen«, sagte er mit bebender Stimme.
    Der Offizier, alarmiert von dem kreidebleichen
Gesicht des Kaufmanns und den vorquellenden Augen, griff nach seinem Schwert
und suchte am Himmel nach der Armee von feindlichen Drachenreitern, die eine
derartige Erschütterung rechtfertigte. Als er nichts weiter entdecken konnte
außer den grauen Regenwolken, bedachte er den Kaufmann mit einem grimmigen
Blick. Der aber zitterte immer noch am ganzen Leib und streckte anklagend die
Hand aus.
    Er hatte Menschen entdeckt – zwei. Zwei
Passagiere, die sich von den anderen fernhielten. Sie trugen lange schwarze
Kutten und die Kapuzen über dem Kopf, besonders der kleinere hatte sich die
seine tief ins Gesicht gezogen. Ungeachtet dessen erkannte der Kaufmann sie als
Menschen. Kein Elf hatte so breite und muskulöse Schultern wie der
hochgewachsenere der beiden Männer, und niemand, außer einem Menschen, würde
Kleider aus diesem groben Stoff tragen, dazu noch in der Unglücksfarbe Schwarz.
Jeder an Bord, die Sklaven eingeschlossen, machten einen weiten Bogen um die
düsteren Gestalten.
    Der Erste Offizier steckte sein Schwert
sichtlich verärgert wieder in die Scheide.
    »Hier entlang, Sir«, sagte er zu dem gaffenden
Obsthändler und forderte ihn mit einer Handbewegung auf weiterzugehen.
    »Aber sie – sie laufen frei herum!«
    »Ganz recht, Sir.«
    Der Kaufmann konnte den Blick nicht von den
beiden Menschen losreißen und stolperte prompt über den Lukendeckel.
    »Hier ist es, Sir. Seid vorsichtig. Ihr könntet
fallen und Euch das Genick brechen, und das wollen wir doch nicht.« Dem letzten
Teil des Satzes fehlte die rechte Überzeugungskraft.
    »Sollten sie nicht in Ketten liegen oder so?«
Der Kaufmann setzte zaghaft den Fuß auf die Leiter.
    »Möglich, Sir.« Der Erste Offizier schickte sich
an, ihm zu folgen. »Aber es wurde uns untersagt.«
    »Untersagt!« Der Kaufmann blieb mitten auf der
Leiter stehen und schaute indigniert nach oben. »Das kann doch nicht möglich
sein. Wer hat es untersagt?«
    »Die Kenkari, Sir«, antwortete der Erste
Offizier ungerührt und sah zufrieden, wie der Kaufmann blaß wurde.
    »Heilige Mutter«, sagte der stolze Besitzer der Puafrüchte
wieder, aber diesmal mit größerer Ehrfurcht. »Darf man den Grund erfahren?«
fragte er flüsternd. »Wenn’s kein Geheimnis ist, natürlich nur.«
    »Nein, nein. Die beiden sind, was die Menschen
›Totenmönche‹ nennen. Sie unternehmen eine Pilgerfahrt zur Kathedrale und
haben freies Geleit, so lange sie zu niemandem ein Wort sprechen.«
    »Totenmönche. Was es nicht alles gibt«, bemerkte
der Kaufmann und stieg in den Laderaum hinunter, wo er seine Früchte trotz der
rauhen Überfahrt völlig unbeschadet vorfand, von ein paar Druckstellen
abgesehen.
    Der Zollbeamte trat aus der Kapitänskajüte. Er
wischte sich über den Mund und klopfte mit der anderen Hand liebevoll auf die
ansehnliche Wölbung in Höhe seiner Brusttasche, die vorher nicht da gewesen
war. Sein Gesicht hatte sich gerötet und wirkte erheblich vergnügter als zuvor.
Er wandte seine Aufmerksamkeit den Passagieren zu, die ungeduldig auf die
Erlaubnis warteten, von Bord gehen zu dürfen.
    Seine Miene verfinsterte sich. »Kirmönche, wie?«
    »Ja, Exzellenz«, bestätigte der Kapitän. »Sind
in Sunthas an Bord gekommen.«
    »Haben sie Ärger gemacht?«
    »Nein, Exzellenz. Sie hatten ein Logis für sich
und sind während der ganzen Reise nicht herausgekommen. Die Kenkari haben
verfügt, daß die Mönche freies Geleit haben sollen«, erinnerte der Kapitän den
Beamten. »Ihre Person ist heilig.«
    »Ja, wie Euer Profit«, bemerkte der Beamte
trocken. »Ihr habt ihnen unzweifelhaft das Sechsfache des regulären Preises
abgeknöpft.«
    Der Kapitän zuckte mit den Schultern. »Man muß
sehen, wo man bleibt, Exzellenz«, meinte er ausweichend.
    Der Beamte war nicht in der Situation, ihm
Vorhaltungen machen zu können, deshalb besann er sich auf seine
Dienstvorschrift. »Ich nehme an, ich muß ihnen ein paar Fragen stellen.«
Abscheu malte sich auf seinem Gesicht, und er nahm ein Taschentuch zur Hand.
»Ich darf sie doch befragen«, erkundigte er sich dann zweifelnd. »Die
Kenkari werden keinen Anstoß nehmen?«
    »Einer Befragung steht nichts im Wege,
Exzellenz. Und es wird einen guten Eindruck

Weitere Kostenlose Bücher