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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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warf einige Zeilen aufs
Papier, in einer entschiedenen, kühnen Schrift, eher die eines Menschen als
eines Elfen. Sobald die Tinte getrocknet war, rollte sie das Blatt auf eine
charakteristische Art zusammen, die ebenso Echtheit dokumentierte wie ihre
Signatur.
    »Wird dir diese Information von Nutzen sein?«
fragte sie endlich.
    »Möglich«, brummte Hugh. Er versuchte nicht der
Frage auszuweichen, sondern war sich selbst noch nicht ganz im klaren.
    »Wenigstens verhilft sie mir zu den Umrissen
einer Idee. Ob nun etwas daraus wird oder nicht…«
    Als er aufstand, um zu gehen, erhob sich Ciang
ebenfalls. Er bot ihr chevaleresk den Arm, sie akzeptierte liebenswürdig, gab
jedoch acht, sich nicht auf ihn zu stützen. Langsam gingen sie zur Tür, wo sie
ihm die Schriftrolle reichte.
    »Das gibst du im Hafen dem Kapitän eines
Schiffes mit dem Namen Der siebenäugige Drache. Er wird dich und deine
Begleiterin an Bord nehmen, ohne Fragen zu stellen.«
    »Ein Elfenschiff?«
    »Ja.« Ciang lächelte. »Dem Kapitän wird es nicht
gefallen, aber er steht in unserer Schuld. Es wäre allerdings diplomatisch,
Verkleidung zu tragen.«
    »Was ist sein Bestimmungsort?«
    »Paxaua. Ich nehme an, das ist recht?«
    Hugh nickte. »Zentral gelegen. Ein idealer
Ausgangspunkt.«
    Er öffnete die Tür. Der Uralte hatte seinen
vorherigen Auftrag ausgeführt und wartete jetzt geduldig auf Hugh, der Ciangs
Hand ergriff und an die Lippen hob. »Ich danke Euch«, sagte er. »Wie sehr Ihr
mir geholfen habt, ist gar nicht zu ermessen.«
    »So wenig, wie die Gefahr, in der du schwebst,
Hugh Mordhand.« Ciang sah aus tiefen, kalten Augen zu ihm auf. »Denk daran –
die Bruderschaft kann dir helfen, ins Imperanon hineinzugelangen – vielleicht.
Aber wir können dir nicht helfen hinauszukommen – unter keinen Umständen.«
    »Ich weiß.« Er lächelte, dann schaute er sie
fragend an. »Sagt mir, Ciang. Habt Ihr je auch eine Weesham gehabt, die Euch
auf Schritt und Tritt begleitet hat, um Eure Seele in einem dieser
Kenkari-Kästen zu fangen?«
    Die Matriarchin war überrascht. »Ja, allerdings.
Wie jeder von Geblüt. Weshalb fragst du?«
    »Was ist geschehen, wenn die Frage nicht zu
persönlich ist.«
    »Sie ist persönlich, aber es macht mir
nichts aus zu antworten. Eines Tages beschloß ich, daß meine Seele mir ganz
allein gehörte. Wie ich im Leben nie eine Sklavin gewesen bin, wollte ich es
auch im Tode nicht sein.«
    »Und die Weesham? Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie wollte nicht gehen, als ich es ihr befahl.
Was blieb mir übrig?« Ciang zuckte mit den Achseln. »Ich habe sie getötet. Ein
rasch wirkendes, schmerzloses Gift. Sie hatte mich seit der Geburt begleitet
und liebte mich. Allein wegen dieses Verbrechens ist nach Elfengesetz mein
Leben verwirkt.«
    Hugh stand schweigend neben ihr, in sich selbst
versunken; vielleicht hörte er nicht einmal die Antwort auf die von ihm
gestellte Frage.
    Ciang, die gewöhnlich in den Gesichtern von
Männern lesen konnte wie in der Innenfläche ihrer Hände, vermochte Hughs Miene
nicht zu deuten. Fast wäre sie geneigt gewesen zu glauben, daß die
phantastischen Geschichten, die ihr über ihn zu Ohren gekommen waren, ein
Körnchen Wahrheit enthielten.
    Oder er ist weich geworden.
    Ciang nahm die Hand von seinem Arm, ein subtiler
Hinweis, daß es für ihn Zeit war zu gehen. Hugh erwachte aus seiner
Versunkenheit.
    »Ihr habt gesagt, es gäbe jemanden im Imperanon,
der gewillt wäre, mir zu helfen?«
    »Ein Offizier, ein Hauptmann. Ich weiß nichts
über ihn, nur einiges aus zweiter Hand. Der Mann, der vorhin als Fürsprecher
hier war – Twist –, hat ihn empfohlen. Der Name des Offiziers ist Sang-drax.«
    »Sang-drax«, wiederholte Hugh, um sich den Namen
einzuprägen. Er hob die rechte Hand zum Gruß der Bruderschaft. »Lebt wohl,
Ciang. Vielen Dank für den Wein – und die Unterstützung.«
    Ciang neigte leicht den Kopf. »Lebwohl, Hugh
Mordhand. Du magst schon vorausgehen – ich habe noch mit dem alten Mann zu
reden. Du kennst den Weg. Der Uralte wird dich im großen Saal treffen.«
    Hugh nickte, wandte sich ab und ging.
    Ciang sah ihm aus schmalen Augen nach, bis er
außer Hörweite war. Selbst dann noch sprach sie mit gedämpfter Stimme.
    »Wenn er wiederkommt, soll man ihn töten.«
    Der Uralte wirkte erschüttert, verbeugte sich
aber in schweigender Zustimmung. Auch er hatte die Zeichen erkannt.
    »Soll ich das Messer herumschicken?« 61

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