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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Straßen, die Masse der Passanten. Man hätte die größte Stadt Volkarans ohne
Mühe in Paxauas Marktviertel unterbringen können.
    »Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß es so
etwas gibt! Und so viele Leute«, sagte sie flüsternd zu Hugh, griff nach seinem
Arm und drückte sich schutzsuchend an ihn. »Seid Ihr schon einmal hiergewesen?«
    »Meine Geschäfte haben mich nie so tief in
feindliches Territorium geführt«, antwortete Hugh mit einem grimmigen Lächeln.
    Iridal sah ratlos auf die vielen gewundenen,
kreuz und quer verlaufenden Straßen. »Wie sollen wir uns je zurechtfinden?
Habt Ihr einen Plan von der Stadt?«
    »Nur vom Imperanon selbst. Alles was ich weiß,
ist, daß die Kathedrale irgendwo in den Bergen liegt.« Hugh deutete auf eine
Gebirgskette am Horizont. »Die Straßen dieses Ameisenhaufens hat nie jemand zu
kartographieren versucht. Die meisten haben gar keinen Namen oder wenn doch,
kennen ihn nur die Einheimischen. Wir müssen uns eben durchfragen. Gehen wir.«
    Sie ließen sich in der Menge treiben, eine sanft
ansteigende Straße, vielleicht die Hauptstraße entlang.
    »Nach dem Weg zu fragen dürfte schwierig sein«,
bemerkte Iridal nach ein paar Minuten halblaut. »Alle weichen uns aus! Sie
starren uns nur an…«
    »Es gibt Möglichkeiten. Keine Angst. Sie wagen
es nicht, uns etwas zu tun.«
    Sie gingen weiter; ihre Kutten hoben sich wie
zwei schwarze Löcher von dem farbenfrohen, lebensvollen Straßenbild ab.
Überall, wo die düsteren Gestalten vorüberkamen, erstarrte das alltägliche
Leben zu einem Tableau.
    Die Elfen hörten auf zu reden, hörten auf zu
feilschen, zu lachen, zu streiten. Sie wurden zu Figuren in einem Gobelin, nur
ihre Augen folgten dem schwarzgewandeten Paar, bis es in die nächste Straße
einbog, wo genau das gleiche wieder passierte. Iridal fing an zu glauben, sie
trüge Schweigen in der Hand und breite es wie ein schweres Tuch über jedes
Lebewesen, jeden Gegenstand an ihrem Weg.
    Sie sah in die Augen und las dort Haß, doch
nicht auf sie als Person, sondern auf das, was sie repräsentierte – den Tod.
Memento mori. Mögen die Elfen auch lange leben, unsterblich sind sie nicht.
    Sie und Hugh gingen weiter; ziellos, kam es
Iridal vor, obwohl sie sich mehr oder weniger stets in dieselbe Richtung
bewegten, vermutlich auf die Bergkette zu, die allerdings hinter den
mehrstöckigen Häusern nicht zu sehen war.
    Endlich wurde ihr klar, daß Hugh nach etwas
suchte. Der vermummte Kopf drehte sich von einer Seite zur anderen. Im Schatten
der Kapuze wanderten die Augen über die Fassaden der Geschäfte und die Schilder
über den Türen. Er bog – ohne ersichtlichen Grund – von einer Straße ab und zog
sie in eine parallel verlaufende. Dann wieder blieb er an einer Kreuzung
stehen, schaute sich um und schlug eine neue Richtung ein.
    Iridal verzichtete darauf, Fragen zu stellen –
vermutlich bekam sie doch keine Antwort. Aber sie begann, ihrer Umgebung mehr
Aufmerksamkeit zu schenken, betrachtete die Läden und die oft verzierten
Aushängeschilder, wie er es tat. Paxauas Geschäftsviertel war in Bezirke
unterteilt. Die Straße der Kleiderhändler lag neben der der Weber.
Waffenschmiede hatten ihre Werkstatt ein oder zwei Blocks oberhalb der
Kesselflicker, Obsthändler gab es en masse. Hugh führte sie in eine Gasse der
Parfumeure; die Duftschwaden aus den offenstehenden Türen nahmen ihr den Atem.
Hinter der nächsten Ecke dann befanden sie sich im Reich der Herbalisten.
    Hugh schien seinem Ziel näher zu kommen, denn er
schritt rascher aus und streifte die Ladenschilder nur noch mit flüchtigen
Blicken. Bald hatten sie die größeren Geschäfte hinter sich gelassen und kamen
in eine ruhigere Gegend. Hier waren die Läden kleiner und schäbiger, es
herrschte auch weniger Gedränge, wofür Iridal dankbar war, und die Leute
schienen einer ärmeren Klasse anzugehören.
    Hugh beugte sich zu Iridal. »Ihr seid am Ende
Eurer Kräfte«, raunte er. Gehorsam begann Iridal zu taumeln, stolperte und klammerte
sich haltsuchend an ihm fest. Hugh stützte sie, hob den Kopf.
    »Wasser!« rief er laut. »Ich bitte um Wasser für
meinen Gefährten. Es geht ihm nicht gut.«
    Die wenigen Elfen, die auf der Straße gewesen
waren, verschwanden. Iridal ließ sich schwer gegen Hugh sinken. Er trug sie
halb zu einer vorgebauten Eingangsstufe unter einem verwitterten Schild, auf
dem zu lesen stand, daß hier noch ein Herbalist sein

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