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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Pforte blickte über die Schulter. Sein
Adlatus hatte den Oberarm des Mannes umfaßt und führte ihn behutsam neben sich
her. Warum fiel es ihm schwer, den Blick von dem Menschengesicht abzuwenden? Es
war häßlich, die Züge hart und kantig. Aber schließlich sahen für die
feinknochigen, zierlichen Elfen alle Menschen erschreckend primitiv aus. Etwas
war anders im Gesicht dieses Mannes. Bruder Pforte war verwundert, daß er sich
nicht abgestoßen fühlte, sondern den Mann anstarrte wie gebannt, fast mit einem
Gefühl von Ehrfurcht.
    Die Frau stolperte über das lange Gewand des
Kenkari; in Gedanken versunken, hatte der Kenkari nicht auf seine
Schutzbefohlene geachtet.
    »Ich bitte um Vergebung, Magicka«, sagte er.
Gern hätte er nach ihrem Namen gefragt, doch es war an seinem Superior, die
Formalitäten zu regeln. »Ich habe nicht aufgepaßt.«
    »Es tut mir leid, daß wir solche Unruhe in Euren
Orden bringen«, meinte die Frau, wieder mit einem freundlichen, aber müden
Lächeln.
    In Bruder Pforte regte sich Mitleid. Ihre Züge
waren nicht annähernd so grobschlächtig wie die der meisten Menschen, fast
konnte man sie als gefällig bezeichnen. Und sie wirkte so müde und so – so
traurig. »Wir sind gleich da. Ihr habt einen langen Weg hinter Euch, nehme ich
an?«
    »Von Paxaua her, zu Fuß. Ich konnte nicht wagen,
von meiner Magie Gebrauch zu machen.«
    »Nein, allerdings nicht. Und hat Euch niemand
belästigt oder versucht, am Weitergehen zu hindern?«
    »Wir wurden nur einmal in den Bergen angehalten.
    Die Wachen am Paß haben uns befragt, ließen uns
aber bald wieder ziehen, nachdem wir sie erinnert hatten, daß wir unter dem
Schutz der Kenkari stehen.«
    Bruder Pforte war hocherfreut, das zu hören.
Wenigstens die Truppen respektieren uns noch, haben sich nicht gegen uns
gewendet. Der Kaiser – nun ja. Da muß man einen anderen Maßstab anlegen.
Agah’ran plant etwas, sonst hätte er nicht stillgehalten bisher. Immerhin gaben
wir ihm zu verstehen, daß wir ihn durchschaut haben. Er muß sich sagen, daß wir
seine Herrschaft nicht mehr lange dulden werden.
    Doch worauf warten wir? Auf ein Zeichen. Andere
Welten. Ein Tor des Todes, das zum Leben führt. Ein Mann, der tot ist und doch
nicht tot. Gesegnete Krenka-Anris! Wann wird sich das alles aufklären?
    Die Hüterin des Buches und der Hüter der Seelen
erwarteten sie in der Kapelle. Die Menschen wurden hineingeführt. Der Adlatus
verneigte sich, ging hinaus und schloß die Tür. Bei dem Geräusch wandte der
Fremde den Kopf und runzelte die Stirn.
    »Iridal?«
    »Ich bin hier, Hugh.«
    »Habt keine Furcht«, ergriff der Hüter der
Seelen das Wort. »Ihr befindet Euch in der Kapelle des Aviariums. Ich bin
derjenige, mit dem zu sprechen Ihr gekommen seid. Bei mir sind die Hüterin des
Buches und der Hüter der Pforte. Es tut mir leid, daß ich die Blindheit nicht
von Euch nehmen kann, aber das Gesetz verbietet, daß die Augen unserer Feinde
das Allerheiligste anschauen.«
    »Wir haben Verständnis dafür«, antwortete
Iridal. »Vielleicht kommt der Tag, wenn solche Gesetze überflüssig werden.«
    »Für diesen Tag beten wir, Magicka«, meinte der
Hüter. »Nennt mir Eure Namen.«
    »Ich bin Iridal, ehemals vom Hohen Reich,
nunmehr von Volkaran.«
    »Und Euer Begleiter?« fragte der Hüter, nachdem
er vergebens gewartet hatte, daß Hugh sich äußerte.
    »Er ist Hugh Mordhand«, sagte Iridal, als ihr
klar wurde, daß Hugh nicht gewillt war, sein Schweigen zu brechen. Sie wandte
beunruhigt die blinden Augen in seine Richtung und streckte tastend die Hand
aus.
    »Ein Mann, von den Kir aufgezogen. Ein Mann mit
einem höchst bemerkenswerten Gesicht.« Der Hüter unterzog Hugh einer genauen
Musterung. »Ich habe viele Menschen gesehen, aber an Euch ist etwas, Hugh
Mordhand, das mich ungewöhnlich anmutet. Etwas Erschreckendes, etwas
Rätselhaftes. Ihr seid gekommen, um mit mir zu sprechen. Weshalb? Was wollt Ihr
von den Kenkari?«
    Hughs Lippen zuckten, er schien antworten zu
wollen, schwieg aber.
    Iridal spürte betroffen, wie sich unter ihrer
Hand die Muskeln seines Arms verkrampften.
    Er entzog sich ihrer Berührung. Seine Wangenmuskeln
spannten sich, er knirschte mit den Zähnen; an seinem Hals traten die Sehnen
hervor wie Stricke. Schließlich, mit ungeheurer Überwindung, brachte er die
Worte heraus.
    »Ich bin gekommen, um Euch meine Seele zu verkaufen.«
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Kapitel 22
Kathedrale

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