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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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erwarteten sie den Hüter der
Pforte, der sich ihnen gemessenen Schrittes näherte.
    Er breitete die Arme aus; das fließende Gewand,
aufgespannten Schmetterlingsflügeln ähnlich, schillerte in der Sonne.
    »Ich heiße Euch willkommen, Brüder, im Namen von
Krenka-Anris«, sagte Bruder Pforte in der Menschensprache.
    »Krenka-Anris sei Preis und Ehre«, antwortete
der größere der beiden Kir. Er bediente sich der Elfensprache. »Und ihren
Söhnen.«
    Bruder Pforte nickte. Die rituelle Erwiderung
war korrekt.
    »Tretet ein in Frieden nach eurer langen Reise«,
fuhr er fort, ließ die Arme sinken und trat zur Seite.
    »Danke, Bruder.« Der Kir half seinem sichtlich
ermatteten Gefährten.
    Beide traten über die Schwelle. Der Hüter schloß
das Portal, sein Gehilfe ließ das Gitter herunter. Bruder Pforte wandte sich
den Gästen zu – und wußte sogleich, daß er einen Fehler gemacht hatte.
    Der größere der Mönche erkannte am Gesichtsausdruck
von Bruder Pforte, daß ihre Tarnung durchschaut war. Er schob die Kapuze
zurück. Stechende Augen glitzerten unter überhängenden Brauen. Der Bart um das
starke, vorspringende Kinn war zu peitschendünnen Zöpfen geflochten, die kühne
Nase ähnelte dem Schnabel eines Falken. Der Hüter hatte noch nie beeindruckendere
Züge bei einem Menschen gesehen.
    »Ihr habt recht, Hüter«, sagte der Fremde. »Wir
sind keine Kirmönche. Wir tragen nur deshalb diese Verkleidung, weil sie uns
ermöglichte, sicher hierher zu kommen.«
    »Sakrileg!« rief Bruder Pforte mit vor Empörung
bebender Stimme. »Ihr habt Euch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zutritt
zu diesem heiligen Ort erschlichen! Ich weiß nicht, was Ihr zu erreichen
hofftet, aber Ihr habt leichtfertig Euer Leben verwirkt. Krenka-Anris, ich rufe
dich an! Laß dein heiliges Feuer herabregnen! Räche diesen Frevel!«
    Nichts geschah. Der Hüter der Pforte war
erschüttert. Dann glaubte er zu wissen, weshalb seine Magie nicht wirkte: Der
zweite Mönch hatte seine Kapuze zurückgeschoben. Das blasse Gesicht einer Frau
mit regenbogenfarbenen Augen voller Weisheit.
    »Eine Mysteriarchin!« sagte der Hüter. »Es mag
Euch gelungen sein, meine erste Beschwörung unwirksam zu machen, aber Ihr seid
allein, und wir sind viele…«
    »Ich habe Eure Beschwörung nicht unwirksam gemacht«,
widersprach die Frau ruhig. »Noch werde ich meine Magie gegen Euch einsetzen,
und sei es nur, um mich zu schützen. Wir kommen nicht in böser Absicht. Wir
haben nicht vor, Euer Heiligtum zu entweihen. Unsere Mission hat den Frieden
zwischen unseren Völkern zum Ziel.«
    »Wir sind Eure Gefangenen«, fügte der Mann
hinzu. »Ihr könnt uns fesseln, uns die Augen verbinden, ohne daß wir Gegenwehr
leisten. Unsere Bitte ist nur, daß Ihr uns zum Hüter der Seelen bringt. Wir
müssen unbedingt mit ihm sprechen. Wenn er uns angehört hat, mag er uns
richten. Lautet sein Spruch, daß wir sterben müssen, dann soll es geschehen.«
    Bruder Pforte musterte die beiden forschend.
Unterdessen hatte sein Adlatus heftig den Gong geschlagen. Andere Kenkari
kamen gelaufen, bildeten einen Kreis um die falschen Mönche. Mit ihrer
Unterstützung konnte Bruder Pforte seinen Bannspruch erneuern.
    Aber warum hatte er nicht gleich gewirkt?
    »Ihr wißt gut über uns Bescheid«, meinte er,
noch unschlüssig, was er tun sollte. »Ihr kennt die rituellen Formeln und den
Hüter der Seelen…«
    »Ich bin bei den Kir aufgewachsen«, erklärte der
Fremde, »und habe seither wieder bei ihnen gelebt.«
    »Bringt die Fremden zu mir.« Die Worte flimmerten
in der Luft, wie Frost oder die Töne der stummen Glocke.
    Der Hüter der Pforte vernahm den Befehl seines
Superiors und verneigte sich gehorsam. Dann legte er nacheinander den beiden
Menschen die Hand über die Augen und murmelte einen Spruch, der sie vorübergehend
blendete. Keiner begehrte auf, auch wenn der Mann die Fäuste ballte und sich
versteifte, als koste es ihn enorme Willenskraft, sich zu fügen.
    »Weltliche Augen dürfen das Heiligtum nicht
erblicken«, erklärte der Hüter der Pforte.
    »Wir verstehen«, sagte die Mysteriarchin ruhig.
    »Habt keine Angst zu fallen, wir führen Euch.«
Bruder Pforte ergriff die Hand der Frau, ihre Berührung war leicht, kühl.
    »Vielen Dank, Magus«, sagte sie und brachte
sogar ein Lächeln zustande, obschon man ihr ansehen konnte, daß sie am Ende
ihrer Kräfte war. Sie verzog bei jedem Schritt schmerzlich das Gesicht.
    Bruder

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