Drachenelfen
bezahlen.«
»Ich dachte nicht an Geld.« Tretar zog einen
Stuhl heran, staubte ihn mit einem fliederfarbenen Kavalierstüchlein ab,
setzte sich und schlug die von seidenen Culottes umhüllten, wohlgeformten Beine
übereinander. »Vielmehr an ein Leben. Ihr Leben.«
»Das nennt man ja wohl Erpressung.« Hugh wälzte
sich hin und her, mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Fesseln. Blut –
warm und klebrig – strömte über seine Hände.
»Guter Mann, beruhigt Euch. Ihr werdet Euch noch
ernsthaft verletzen.« Tretar stieß einen gekünstelten Seufzer aus. »Ich gebe
zu, daß meine Männer keine sehr beeindruckenden Kämpfer sind, aber von Knoten
verstehen sie etwas. Flucht ist unmöglich, und wir sind nicht dumm genug. Euch
bei dem Versuch zu töten, wie Ihr vielleicht hofft. Schließlich ist es nicht
so, daß wir Euch etwas zumuten, das gegen Eure moralischen Prinzipien
verstößt. Wir bieten Euch einen Preis dafür, daß Ihr jemanden tötet. Ganz
einfach.«
»Und wen?« Hugh hätte gar nicht fragen zu
brauchen, er war überzeugt, die Antwort zu kennen.
»König Stephen und Königin Anne.«
Hugh gelang es nur unvollkommen, sein Erstaunen
zu verbergen. Der Graf nickte verstehend. »Ihr habt erwartet, daß ich Prinz
Rees’ahn nenne, nicht wahr? Wir zogen es in Erwägung, als wir hörten, daß Ihr
kommt. Aber der Prinz hat bereits einige solcher Anschläge überlebt. Man sagt,
daß übernatürliche Kräfte ihn beschützen. Während ich nicht unbedingt an
derartigen Schwachsinn glaube, denke ich, daß Ihr – ein Mensch – weniger
Schwierigkeiten haben dürftet, die menschlichen Partner der unerwünschten
Allianz aus dem Weg zu räumen. Ihr Tod erfüllt mehr oder weniger denselben
Zweck. Wenn Stephen und Anne tot sind und ihr allerliebster Sprößling auf dem
Thron sitzt, hat es ein Ende mit der Gesinnungskungelei. Ganz auf sich allein
gestellt, wird Rees’ahn über kurz oder lang die Luft ausgehen.«
Hugh warf Gram einen verächtlichen Blick zu,
»Das hast wahrhaftig du ausgeheckt.«
»Ich will König sein«, maulte Gram und
streichelte den Hund.
»Und Ihr traut dem kleinen Bastard?« fragte Hugh
den Grafen. »Er würde seine eigene Mutter ans Messer liefern.«
»Das sollte ein Scherz sein, habe ich recht?
Vergebung, aber die Feinheiten des menschlichen Humors erschließen sich mir
nicht so ganz. Prinz Gram ist ein gescheiter junger Herr, der seine Interessen
zu wahren versteht.«
Hughs Blick wanderte zu Iridal. Er war dankbar,
daß sie nicht hörte, was gesprochen wurde. Fast hätte er – um ihretwillen –
gewünscht, sie wäre tot.
»Wenn ich einwillige, den König und die Königin
zu töten, laßt Ihr sie frei? So lautet die Abmachung?«
»Ja.«
»Woher weiß ich, ob Ihr Wort haltet?«
»Ihr werdet’s glauben müssen; eine Wahl habt Ihr
nicht, oder? Doch in der Güte meines Herzens will ich mich zu einem
Zugeständnis bereitfinden. Der Junge soll Euch begleiten. Er wird mit seiner
Mutter in Verbindung bleiben. Durch ihn erfahrt Ihr, daß sie gesund und munter
ist.«
»Und Ihr erfahrt, ob ich Euren Auftrag
ausgeführt habe.«
Tretar zuckte mit den Schultern.
»Selbstverständlich. Und wir werden der Mutter berichten, wie es ihrem Sohn
geht. Sie wäre, möchte ich annehmen, außer sich, wenn ihm etwas zustieße. Oh,
das Mutterherz würde bluten…«
»Ihr sollt ihr nicht weh tun«, meldete sich Gram
in befehlendem Ton. »Durch sie habe ich die Unterstützung der Mysteriarchen.
Sie liebt mich«, fügte er mit einem schelmischen Lächeln hinzu. »Sie wird alles
tun, was ich will.«
Ja, und sie würde mir nicht glauben, wenn ich
ihr die Augen zu öffnen versuchte. Nicht, daß ich die Gelegenheit haben werde,
dachte Hugh. Gram kann nicht wagen, mich am Leben zu lassen. Sobald ich meinen
Zweck erfüllt habe, wird er meine ›Gefangennahme‹ befehlen und mich hinrichten
lassen. Aber verflucht, was ist mit Haplo? Und wo ist er?
»Nun, guter Freund, können wir Eure Antwort haben?«
Tretar stieß Hugh mit der Fußspitze an.
»Wozu eine Antwort? Ihr habt mich am Haken und
wißt es genau.«
»Ausgezeichnet.« Der Graf erhob sich forsch und
gab einigen seiner Männer ein Zeichen. »Bringt die Gefangene ins Verlies.
Haltet sie unter Betäubung, ansonsten ist sie pfleglich zu behandeln.«
Die Elfen stellten Iridal auf die Füße. Sie
schlug die Augen auf, schaute sich benommen um, sah ihren Sohn und lächelte.
Dann begannen ihre Lider zu
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