Drachenelfen
flattern, ihr Kopf fiel zur Seite, sie sank in den
Armen ihrer Bewacher zusammen. Tretar zog ihr die Kapuze über den Kopf und ins
Gesicht.
»So, falls jemand euch sieht, wird er glauben,
die Kleine hätte ein Glas zuviel gehabt. Nun geht.«
Die Elfen trugen die stolpernde Iridal halb aus
der Tür und den Gang hinunter. Gram, einen Arm um den Hund gelegt, sah
gleichgültig zu. Dann wandte er sich munter an Hugh.
»Wann brechen wir auf?«
»Möglichst bald«, riet Tretar. »Rees’ahn ist
bereits bei den Sieben Feldern eingetroffen. Stephen und Anne sind unterwegs.
Wir werden Euch mit allem versorgen, was Ihr braucht…«
»Erst werdet Ihr Euch entschließen müssen, mir
die Fesseln abzunehmen. So kann ich nicht reisen«, meldete sich Hugh von dort,
wo er lag.
Tretar musterte ihn nachdenklich, dann nickte er
knapp. »Macht ihn los. Er weiß, selbst wenn es ihm gelänge zu entkommen und den
Weg ins Verlies zu finden, wäre die Frau tot, bis er dort ist.«
Die Elfen zerschnitten Hughs Fesseln und halfen
ihm aufzustehen.
Er rieb sich die Arme, um die Durchblutung
wieder in Gang zu bringen. »Ein kurzes Schwert«, fing er an aufzuzählen.
»Meinen Dolch und das Stilett zurück. Gift, für die Klingen. Es gibt da ein
ganz bestimmtes. Habt Ihr einen Alchimisten am Hof? Gut. Ich werde selbst mit
ihm reden. Dann Geld. Eine große Summe. Falls wir ein paar Türen ölen müssen.
Und zu guter Letzt – einen Drachen.«
Tretar schnalzte mit der Zunge. »Das ist
schwierig. Aber nicht unmöglich.«
»Außerdem brauchen wir Reisekleidung. Einfache
Kleidung, wie ein fliegender Händler sie vielleicht tragen würde. Dazu eine
Handvoll Juwelen. Nichts Kostbares. Schön bunt und protzig.«
»Das läßt sich machen. Aber wo sind Eure eigenen
Kleider?« Tretar sah ihn scharf an.
»Die habe ich verbrannt«, antwortete Hugh
gleichmütig.
Tretar sagte nichts mehr, auch wenn es ihn
ärgerte, nicht zu wissen, wie und von wem Hugh sich den magischen Tarnanzug
der Unsichtbaren beschafft hatte, doch man konnte davon ausgehen, daß Hugh in
diesem Punkt eisern Schweigen bewahrte. Ohnehin wäre es nur die Bestätigung
einer ziemlich sicheren Vermutung gewesen, denn selbstverständlich hatten
seine Spione inzwischen Hugh und Iridal mit den beiden Kirmönchen in Verbindung
gebracht, die in Paxaua von Bord gegangen waren. Und wo sollten Kirmönche in
Feindesland schon hingehen, außer zu ihren Brüdern im Geiste, den Kenkari?
»Ich nehme den Hund mit«, verkündete Gram und
sprang unternehmungslustig auf. »Nur wenn du ihm beibringen kannst, ruhig auf
dem Rücken eines fliegenden Drachen zu sitzen«, sagte Hugh.
Gram war niedergeschlagen, aber nur einen kurzen
Moment, dann lief er dorthin, wo sein Bett stand, und rief den Hund zu sich.
»Also, das ist ein Drache«, erklärte er und
zeigte auf das Bett. Er klopfte mit der flachen Hand auf die Matratze. »Nun
komm, spring. So ist gut. Und jetzt – sitz. Nein, sitz! Runter mit dem
Hinterteil.«
Der Hund schien das Spiel unterhaltsam zu
finden, wußte aber nicht recht, was man von ihm erwartete, und hob die Vorderpfote
als Zeichen guten Willens.
»Nein, nein, nein.« Gram drückte dem Hund das
Hinterteil nach unten. »Sitz!«
»Bezauberndes Kind«, bemerkte Tretar. »Man
könnte denken, es ginge in die Ferien…«
Hugh sagte nichts, er dachte über den Hund nach.
Das Tier hatte magische Eigenschaften, wenigstens war er Zeuge gewesen, wie es
einige bemerkenswerte Kunststücke vollbrachte. Es folgte Haplo auf Schritt und
Tritt, wenn sie getrennt waren, gab es einen guten Grund dafür. Aber Hugh
wollte verdammt sein, wenn er sich vorstellen konnte, welchen. Andererseits –
was interessierte es ihn. So weit er sehen konnte, gab es nur einen einzigen
gangbaren Weg aus diesem Dilemma.
Ein Elf trat ins Zimmer, kam zu Tretar und
sprach leise auf ihn ein. Hugh hatte scharfe Ohren.
»Sang-drax… geht nach Plan… Zwergin… unversehrt
in Drevlin eintreffen… abenteuerliche Flucht… Gesicht des Kaisers bleibt
gewahrt… Allüberall gerettet… Junge kann den Hund behalten…«
Anfangs war es für Haplo eine Kleinigkeit,
Sang-drax und der Zwergin zu folgen. Mit ihren kurzen Beinen und behindert von
den schweren Stiefeln, ging Jarre bald die Puste aus, man hörte sie japsen und
schnaufen, dazu ihre polternden Schritte.
Um so rätselhafter, weshalb Haplo den Anschluß
verlor. Er war ihnen durch den Flur gefolgt und die Treppe hinunter, doch
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