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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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zu denken, daß die Ordensregel von ihm
verlangte zu warten, bis der Superior das Wort an ihn richtete. Als es ihm
siedendheiß einfiel, zog er den Kopf zwischen die Schultern und wartete auf den
unvermeidlichen Tadel.
    »Vielleicht kannst du es uns erklären.«
    Kein Tadel. Bruder Pforte schüttelte verwirrt
den Kopf. »Ein Weesham war eben hier, derselbe, der uns von dem Menschenkind
Gram erzählt hat. Er hat unsere Warnung erhalten und teilt uns dieses mit. Sein
Anbefohlener, Graf Tretar, hat Lady Iridal und Hugh Mordhand
gefangengenommen. Die Mysteriarchin wurde ins Verlies der Unsichtbaren
verschleppt. Der Weesham weiß nicht genau, was aus Mordhand geworden ist,
vermutet aber, daß man ihn und den Jungen woanders hingebracht hat.«
    Der Hüter der Seelen erhob sich.
    »Wir müssen handeln. Schnell handeln.«
    »Aber weshalb befinden sich die Seelen in
solcher Erregung?« fragte Bruder Pforte mit brüchiger Stimme. »Was hat sie
aufgestört?«
    »Ich verstehe es nicht.« Bruder Seele machte
einen sorgenvollen, ratlosen Eindruck. »Ich glaube fast, wir werden es -in
diesem Leben – nie verstehen. Aber sie.« Mit einem Ausdruck von Ehrfurcht und
sehnsüchtigem Verlangen sah er durch das Fenster aus Kristall ins Aviarium.
»Sie verstehen. An uns ist es zu handeln. Wir müssen hinausgehen.«
    »Hinausgehen!« Bruder Pforte erbleichte. Er
hatte nie, in all den Jahren seines Dienstes am Tor, selbst die Schwelle
überschritten.
    »Wohin?«
    »Vielleicht«, antwortete Bruder Seele mit einem
schmalen Lächeln und lauschte mit zur Seite geneigtem Kopf den stimmlosen Rufen
der Toten im Aviarium, »zu ihnen.«
    In der kalten, dunklen Stunde vor Anbruch der
Morgendämmerung schloß der Hüter der Seelen die Tür am Aviarium und
versiegelte sie mit einem Zauber, wie es in der gesamten Geschichte der
Kathedrale dAlbedo nie geschehen war. Nicht einmal in der ganzen langen Zeit
hatte der Hüter seinen heiligen Posten verlassen.
    Der Hüter der Pforte und die Hüterin des Buches
tauschten ernste Blicke, als die Tür ins Schloß fiel und die magischen Worte
gesprochen wurden. Sie fühlten sich von der plötzlichen Unruhe in ihrem
geregelten Leben mehr geängstigt als von der verschwommenen Gefahr, die ihnen
drohte, denn sie ahnten im kleinen den Samen erheblich größeren Wandels, der
ganz Arianus verändern würde.
    Der Hüter der Seelen verließ das Aviarium und
ging den Korridor hinunter. Ihm folgten in zwei Schritt Abstand der Hüter der
Pforte zur Linken und die Hüterin des Buches zur Rechten. Keiner der drei
sprach, nur Bruder Pforte wäre fast eine Bemerkung entschlüpft, als sie, statt
in den Gang zum großen Portal einzubiegen, geradeaus weitergingen, zu den
inneren Bezirken der Kathedrale. Offenbar hatte er sich geirrt, als er annahm,
›hinausgehen‹ bedeutete nach draußen gehen und ins Imperanon.
    Er wagte nicht zu fragen, weil der Hüter der
Seele beharrlich schwieg. Bruder Pforte konnte nur Blicke stummer Ratlosigkeit
mit Schwester Buch tauschen, während sie ihrem Superior die Treppe hinunter zu
den Quartieren der Weeshams folgten, vorbei an Studierzimmern und
Vorratskammern, bis zur großen Bibliothek der Kenkari.
    Der Hüter sprach ein Wort. Leuchtlampen flammten
auf, erfüllten das Gewölbe mit weicher Helligkeit. Bruder Pforte glaubte jetzt
mit Recht vermuten zu können, daß sie gekommen waren, um in Büchern und
Schriften Aufschluß zu suchen.
    Die Bibliothek der Kenkari enthielt das gesamte
Wissen der Elfen von Arianus sowie – weniger ausführlich – die Geschichte auch
der beiden anderen Rassen. (Während das Material über die Menschen umfangreich
war, gab es über die Zwerge nur wenig; die Elfen betrachteten sie eben mal als
Fußnote.) Hierher brachte Schwester Buch auch jeden mit Namen und Lebensläufen
vollgeschriebenen Folianten und stellte ihn an seinen Platz auf den sich immer
weiter ausbreitenden Regalen des Archivs der Seelen. Außerdem wurden hier die
von den Sartan zurückgelassenen Bücher und Schriften aufbewahrt; eine
wertvolle Sammlung, wenn auch nicht so groß wie die im Hohen Reich.
    Die Elfen konnten das meiste von den Werken der
Sartan nicht lesen. Nur wenige der Bände ließen sich überhaupt aufschlagen,
denn das Geheimnis der Runenmagie der Sartan – für die Elfen waren sie Götter
– ließ sich nicht entschlüsseln. Man verehrte die Bücher ungeachtet dessen als
geheiligte Reliquien, und kein Kenkari betrat je die

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