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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Verstärkung zu rufen. Bruder Seele hob gebieterisch die Hand, und der
Mann erstarrte mitten in der Bewegung. Er konnte sich nicht rühren, keinen Laut
von sich geben.
    »Dein Körper ist eine Hülle«, sagte der Kenkari,
»die du eines Tages verlassen wirst. Ich spreche zu deiner Seele, die ewig lebt
und sich vor den Ahnen für ihre Taten dereinst wird rechtfertigen müssen. Wenn
du nicht völlig verstockt und dem Bösen anheimgefallen bist, hilf uns bei
unserem Werk.«
    Der Unsichtbare begann an allen Gliedern zu
zittern, geschüttelt von einem inneren Widerstreit. Er ließ das Schwert fallen
und griff nach dem Schlüsselbund. Wortlos reichte er ihn dem Hüter.
    »Welches ist die Zelle der Menschenfrau?«
    Die Augen des Unsichtbaren richteten sich auf
einen unbeleuchteten, allem Anschein nach nicht mehr benutzten Gang. »Geht
nicht dorthin«, sagte er mit einer dumpfen, hohlen Stimme. »Sie bringen
einen Gefangenen.«
    »Wer sind siel«
    »Ich weiß es nicht, Hüter. Sie sind erst seit
kurzem bei uns. Auf den ersten Blick war nichts Besonderes an ihnen, neue
Kameraden eben, Elfen wie wir. Aber sie sind keine Elfen. Wir wissen es alle, aber keiner wagt etwas zu sagen. Was immer sich hinter ihrer Maske
verbirgt, es ist schrecklich.«
    »Welche Zelle?«
    Der Unsichtbare duckte sich zusammen und wimmerte.
»Ich – ich kann nicht…«
    »Eine Furcht, die sogar die Seele in ihrem Bann
hält«, murmelte der Hüter. »Nun gut. Wir finden sie auch so. Was immer
geschieht, du wirst nichts hören und nichts sehen, bis wir gegangen sind.«
    Der Hüter der Seele ließ die Hand fallen. Der
Unsichtbare blinzelte, als wäre er just von einem Nickerchen erwacht. Er
setzte sich an den Tisch, zog das Wachbuch heran und begann die letzten
Eintragungen zu studieren.
    Der Hüter schritt mit dem Schlüsselbund in der
Hand entschlossen den dunklen Zellengang hinunter. Schwester Buch und Bruder
Pforte folgten ihm getreulich, auch wenn ihnen das Herz bis zum Halse schlug
und sie vor Angst froren bis ins Mark.
    Erst war es still, unheimlich still, aber
plötzlich hörten die Elfen Schritte und ein schleifendes Geräusch, als würde etwas
Schweres über den Boden gezogen.
    Vier Gestalten traten aus der Wand am anderen
Ende des Ganges, als hätte die Finsternis sie ausgespien. Zwischen sich trugen
sie eine reglose fünfte Person.
    Für den unbeteiligten Beobachter hätten sie
ausgesehen wie gewöhnliche Elfensoldaten, die Kenkari aber blickten tiefer als
das sterbliche Auge. Hinter der Fassade aus Fleisch und Blut forschten sie
nach der Seele, fanden aber nur Leere. Und auch wenn sie die Schlangen nicht
in ihrer wahren Form zu sehen vermochten, erkannten sie sie als das absolut
Böse – grausam, namenlos, alt wie die Zeit und furchtbar wie deren Ende.
    Die Schlangenelfen spürten die Anwesenheit der
Kenkari – ihre lichte Aura – und ließen von dem Gefangenen ab, um sich ihnen
zuzuwenden.
    »Was wollt ihr alten Gerippe?« fragte einer
erheitert. »Zusehen, wie wir diesen Mann töten?«
    »Vielleicht seine Seele einheimsen«, meinte ein
anderer.
    »Spart euch die Mühe«, fügte der dritte lachend
hinzu. »Er ist wie wir. Er hat keine.«
    Die Kenkari konnten nichts entgegnen, das
Entsetzen hatte sie stumm gemacht. So lange sie in der Welt lebten, länger als
jeder andere Elf, waren sie nie mit solcher Verderbtheit konfrontiert gewesen.
    Oder doch?
    Der Hüter der Seelen blickte sich um, ließ die
Augen durch das Verlies wandern. Er schaute in sein eigenes Herz. Dann empfand
er keine Furcht mehr, nur noch Scham.
    »Gebt den Patryn frei«, sagte er. »Dann hebt
euch hinweg.«
    »Du weißt, wer er ist.« Seine Worte schienen die
Schlangenelfen zu überraschen. »Aber vielleicht hast du keine Vorstellung
davon, über welche Macht er verfügt. Nur wir sind imstande, ihn zu bezwingen. Ihr solltet euch hinwegheben – solange ihr’s noch könnt.«
    Der Hüter der Seelen faltete die schmalen Hände
und trat einen Schritt vor.
    »Gebt ihn frei«, wiederholte der Hüter im Ton
ruhiger Autorität. »Und geht.«
    Die vier Schlangenelfen ließen Haplo zu Boden
fallen, aber nicht, um dem Befehl des Kenkari Folge zu leisten. Sie entledigten
sich der geliehenen Gestalt und zerflossen zu formlosen Schemen. Nur die rote
Glut ihrer Augen war zu sehen. Sie näherten sich den Kenkari.
    »Lange habt ihr uns in die Hände gearbeitet.«
Die Finsternis zischte wie tausend Furien. »Ihr habt uns gut gedient. Dies

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