Drachenelfen
und mittlerweile
erstreckte sich ihr Einflußbereich weit über die Grenzen des
Kirikari-Hinterlandes hinaus.
Während König Stephen und Königin Anne froh waren,
das Tribusimperium wanken zu sehen, beobachteten sie andererseits das
Näherrücken der Rebellen mit Sorge. Ein Elf ist ein Elf, wie das Sprichwort
sagt, und wer konnte wissen, ob die schönen Worte dieser Elfenrebellen nicht
Lug und Trug waren?
König Stephen hatte Prinz Rees’ahn Verhandlungen
angeboten und war bisher äußerst zufrieden mit der Entwicklung. Rees’ahn
sicherte den Menschen nicht nur zu, bestehende Grenzen zu respektieren, sondern
bot an, weitere Kontinente des Mittelreichs menschlicher Besiedelung zu öffnen.
Außerdem versprach er, auf seinen Drachenschiffen nicht länger Sklaven einzusetzen,
sondern Menschen anzuheuern, die als Mitglieder der Besatzung einen Anteil am
Wasser erhalten sollten, mit der Erlaubnis, es auf den Märkten von Ulyndia und
Volkaran zu verkaufen.
Stephen seinerseits honorierte das
Entgegenkommen mit dem Zugeständnis, Kaperfahrten gegen die Wasserkoggen der
Elfen einzustellen, und versprach, den Rebellen Truppen, Magier und Flugdrachen
zu schicken, um ihre Kampfkraft zu verstärken.
Bei diesem Stand der Verhandlungen wurde
entschieden, daß die Vertreter beider Seiten an einem Tisch zusammenkommen
sollten, um die endgültigen Bedingungen und Klauseln festzulegen. Wenn man
einen vereinten Vorstoß gegen die Armeen des Kaisers vornehmen wollte, dann am
besten zum jetzigen Zeitpunkt. Risse zeigten sich in dem anscheinend uneinnehmbaren
Bollwerk des Tribusimperiums. Risse, die sich – falls die Gerüchte der Wahrheit
entsprachen – ausbreiteten, erweiterten. Der Abfall der Kenkarielfen war der
Rammbock, der es Rees’ahn erlaubte, die Tore des Imperanon aufzubrechen und den
Kaiser vom Thron zu stürzen.
Um siegen zu können, brauchte der Prinz die
Unterstützung der Menschen. Nur als Verbündete konnten beide hoffen, den
kaiserlichen Truppen eine Niederlage zu bereiten. Rees’ahn war sich dessen
bewußt, ebenso König Stephen und Königin Anne. Sie waren zu einer Allianz
bereit. Leider existierten mächtige Gruppen bei den Menschen, die ein
unausrottbares Mißtrauen gegen die Elfen hegten. Diese Barone sprachen
öffentlich gegen Stephens geplantes Bündnis, schürten alten Groll und
erinnerten daran, wie die Menschen in der Vergangenheit unter der Tyrannei der
Elfen gelitten hatten.
Elfen sind hinterlistig und verschlagen, sagten
die Barone. Das ist alles ein Trick. König Stephen verkauft uns nicht
an die Elfen, er macht uns ihnen zum Geschenk!
Gram erklärte die politische Situation – wie
Graf Tretar sie ihm dargestellt hatte – einem grimmig schweigenden und
uninteressierten Hugh.
»Das Treffen zwischen Rees’ahn und meinem Vater,
dem König, ist furchtbar wichtig. Wenn irgend etwas schiefgeht, kommt die
Allianz nicht zustande.«
»Der König ist nicht dein Vater«, sagte
Hugh – die ersten Worte, die er seit Beginn der Reise sprach.
»Das weiß ich.« Gram lächelte herzig. »Aber ich
muß mich daran gewöhnen, ihn so zu nennen. Damit ich keinen Fehler mache. Graf
Tretar hat es mir geraten. Und bei der Beerdigung soll ich weinen – nicht
zuviel, sonst werden die Leute glauben, ich wäre eine Heulsuse, aber ein paar
Tränen wird man von mir erwarten, glaubt Ihr nicht auch?«
Der Assassine gab keine Antwort. Gram saß vor
ihm, hielt sich am Knauf des Drachensattels fest und genoß die Aufregung des
Flugs von Aristagon – dem Reich der Elfen – in das von Menschen besiedelte
Ulyndia. Hugh mußte unwillkürlich daran denken, wie bei seinem letzten Flug
Iridal – Grams Mutter – dort gesessen hatte, fest in seine Arme geschmiegt. Es
war diese Erinnerung, die ihn davon abhielt, den Jungen zu packen und in die
Tiefe zu stürzen.
Gram schien zu ahnen, was in ihm vorging, denn
hin und wieder drehte er sich herum und hielt Hugh das Federamulett vor die Augen.
»Mutter läßt Euch grüßen«, sagte er höhnisch.
Der einzige Haken an Hughs Plan war, daß die
Elfen ihre Wut an ihrer Geisel ausließen, an Iridal. Blieb nur zu hoffen, daß
die Kenkari, die inzwischen erfahren haben mußten, daß sie gefangen war, einen
Weg fanden, ihr zu helfen.
Daß es ihm gelungen war, ihnen diese Nachricht
zuzuspielen, hatte Hugh dem Hund zu verdanken.
Kaum war dem Tier ein Hauch der Witterung des
Drachen in die Nase geraten, stieß es ein Jaulen aus,
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