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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Aber wir hatten tausend Arbeitstage Schulden bei unserem Gutsherrn. Sobald diese Schuld abgetragen war, sollten wir gehen dürfen. Aber wir haben jeden Tag neue Schulden gemacht. Für unser Essen, den Platz, an dem wir schliefen … Fast ein Jahr waren wir dort, bis wir es begriffen. Eines Nachts, während eines schweren Regensturms, sind wir geflohen. Wir waren verzweifelt, denn wir wussten, dass sie Bauern, die davonliefen, mit Hunden hetzten. Und so geschah es auch uns. Nach einer schrecklichen Jagd durch den Urwald hatten die Hunde den Baum umstellt, auf den wir geflohen waren. Da kamen die Grünen Geister. Sie haben die Hunde vertrieben und auch die Menschenjäger. Ich weiß nicht, ob du ihnen je begegnet bist, Kolja? Es wird kalt, wo sie sind. Wenn sie in der Nacht tanzen, dann sind sie wunderschön anzusehen. Manche fürchten sie. Andere verehren sie wie Götter und behaupten, die Seele Nangogs lebe in ihnen. Niemand, der sie je zu Gesicht bekam, blieb davon unberührt.«
    Sie legte den Finger sanft auf das Bett. Endlich sah sie ihn wieder an. Ihr Blick war ins Hier und Jetzt zurückgekehrt. »Die Geister müssen auch später noch über uns gewacht haben. Es war, als hätten sie die Hunde in die Irre geführt. Sie kamen uns nicht mehr nahe. Aber ich hatte immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Und Joram hat es auch gespürt. Am Tag, der auf diese schreckliche Nacht folgte, brachte uns ein Fischer in die Goldene Stadt. Dafür begehrte er einen Kuss von mir. Er hat gestunken und mich ganz fest an sich gedrückt, als er mich küsste. Das war der Preis für die Überfahrt. Ich war damals neun. Es war das erste Mal, dass ich mich verkauft habe, und an jenem Tag habe ich begriffen, dass man hier auf Nangog für falsche Liebe fast alles bekommen kann. Und wir hatten keine Wahl …Auf der anderen Seite vom Fluss hätten uns die Menschenjäger früher oder später gefunden. In der Goldenen Stadt kann man hingegen leicht untertauchen.
    Joram wollte mich vor den Männern beschützen. Und so hat er immer für mich gesorgt, er hat jede Arbeit angenommen, um mich durchzubringen. Ganz gleich, wie schmutzig oder gefährlich sie war. Trotzdem waren wir oft hungrig, wenn die Nacht kam. Wenn er selbst nicht bei mir sein konnte, brachte er mich zum Platz der tausend Zungen, wo Übersetzer ihre Dienste anbieten. Er kannte dort einen alten Mann, Meister Bono, der auf mich achtgab. Übersetzer werden respektiert. Dort durfte ich ein Mädchen sein, ohne fürchten zu müssen, dass man mir nachstellt. Und ich entdeckte meine Begabung für Sprachen. Es fiel mir leicht, fremde Zungen zu erlernen. Der Alte lehrte mich schreiben, und bald schon konnte ich ihm helfen. Geld hat er mir dafür natürlich nicht gegeben. Wenn ich für ihn Übersetzungen fertigte, dann war das nur ein kleiner Ausgleich für all die Mühen, die er mit mir hatte.« Ein freudloses Lächeln spielte um Zarahs Lippen. »Du weißt, dass diese Stadt jeden Tag Menschen frisst, Kolja. Sie gehen zu Grunde, und es sind nicht die Grünen Geister, die sie umbringen. Es ist die Gier der Mächtigen und das, was sie und wir alle aus dieser Welt gemacht haben. Einen Ort, wo reiche Kaufherren ihre Dächer vergolden lassen, während diejenigen, die dieses Gold verdient haben, in den Gassen auf den Rückseiten der Paläste elendig verrecken.
    Weißt du, wie es ist, in der Regenzeit jede Nacht im Freien verbringen zu müssen? Wochenlang keinen trockenen Faden am Leib zu tragen? Ja, es gibt billige Unterkünfte, wo ein Dutzend Kerle sich ein Zimmer teilen. Dorthin konnten wir nie gehen. Joram hatte immer Angst, dass …« Ihre Stimme stockte. »Es gibt auf zwanzig Männer in Nangog nicht einmal eine einzige Frau. Selbst wer ein aufrichtiges Herz hat, wird irgendwann verrückt. Er wollte nicht, dass ich in ihre Hände gerate. Er wollte immer das Beste für mich.« Ein trauriges, gedankenschweres Lächeln spielte um ihre Lippen, dann sprach sie leise weiter: »Deshalb nahm er mit den Jahren immer gefährlichere Arbeiten an, doch nur solche, die ihn nicht fort von der Stadt führten. Ich war seine Fessel, schwerer als ein Band aus schwarzem Eisen. Und ich war noch ein Kind, ich erkannte es nicht einmal. Ich wusste nicht, dass er sich bei den Stollengräbern verdingte. Als er dort zu arbeiten begann, wo sie den dreifachen Lohn zahlen, weil das Gestein brüchig ist, da hatten wir erstmals ein kleines Zimmer und konnten an manchen Tagen frisches Obst oder ein wenig Fleisch essen.
    Ich

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