Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Reichen der Stadt darin, einen Abend mit der Seidenen verbringen zu dürfen. Und ich gab mir alle Mühe, meinem Mythos gerecht zu werden. Vorbei waren die Zeiten, in denen Männer nur hastig ihre niedersten Bedürfnisse erfüllt sehen wollten. Ich verkaufte nicht mehr nur meinen Leib. Ich verkaufte eine Illusion. Und je vollkommener diese Illu sion wurde, desto schwindelerregendere Höhen erreichten die Gebote meiner Liebhaber.«
Kolja nickte. Auch er hatte diese Erfahrungen gemacht. Ein guter Fick war Silber. Aber einen Traum zu verkaufen, das war etwas anderes! Für Träume gab es keine Grenzen. Auch nicht, was die Bezahlung anging. Er wusste nun, dass er Zarah wollte. Von diesen Träumen kosten wollte. Vergessen, dass er ein hässlicher Krüppel war. Auch er würde dafür fast jeden Preis zahlen. Aber das würde er Zarah natürlich niemals sagen.
»Ich habe die letzten Jahre meines Lebens damit verbracht, diese Illusion immer vollkommener zu machen. Mein Wert für dich besteht darin, dass ich weiterhin Träume verkaufe.« Sie sah ihn herausfordernd an. »Deshalb kann ich nicht mit dir schlafen. Und es wäre auch unklug, wenn man dich in Zukunft noch einmal dieses Haus betreten sähe. Natürlich ist das rein geschäftlich.«
Kolja unterdrückte den Impuls, sie zu ohrfeigen. Stattdessen trat er so dicht vor sie, dass ihr Wohlgeruch ihn fast überwältigte. Lange hatte er keine Frau mehr so sehr begehrt wie sie. Es war gerade ihr Widerstand, der ihn aufstachelte. Er beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihren schlanken Hals. »Ich glaube, du hast etwas ausgelassen. Wie gelangte dein Bruder in dieses lichtlose Gefängnis?«
Die Sehnen an Zarahs Hals spannten sich. »Auch er durfte die Illusion nicht zerstören. Er konnte nicht in diesem Haus leben. Es war eine Bedingung Leons. Er hat vorgeschlagen, ihn dort unterzubringen … Ich ging Joram oft besuchen.«
Kolja hörte am Klang ihrer Stimme, dass dies halbherzige Ausflüchte waren. Er hatte sie ertappt. Sie war nicht so großherzig, wie sie tat. Sie hatte ihre Besucher und das Leben in einem stattlichen Haus ihrem Bruder vorgezogen. Sie war nicht besser als all die anderen Huren, denen er bislang begegnet war.
»Glaube nicht, dass du auch nur eines deiner Geheimnisse vor mir verbergen könntest. Ich habe hier lange auf dich gewartet. Sehr lange. Ich habe mir dein Haus genau angesehen. Häuser verraten viel über die Menschen, die darin wohnen. Ich frage mich, wohin du wohl gehst, wenn du das Regal an der Südwand deines Weinkellers zur Seite schiebst. Dahinter liegt ein aufgegebener Abwasserkanal, der mit etlichen anderen Tunneln verbunden ist.«
»Manchmal verlasse ich das Haus heimlich, um meinen Mythos nicht zu gefährden«, entgegnete Zarah ruhig. »Zum Beispiel, wenn ich verschleiert meinen Bruder besuchen gehe.«
Kolja war nicht überzeugt. Er war ein Stück in die Tunnel vorgedrungen und hatte sich die Fußspuren im Schmutz angesehen. Es war nicht nur die Seidene, die dort entlangging. Vielleicht hatte sie ja einen heimlichen Liebhaber? »Mir fehlt in deiner Geschichte auch, wie du an Eurylochos geraten bist.«
Zarah ließ sich auf dem Bett zurücksinken. Ihre Beine streiften ihn. Ihre Brustwarzen zeichneten sich deutlich durch ihr Seidenkleid ab. Sie setzte ein sicherlich eingeübtes und dennoch hinreißendes Lächeln auf. »Das muss dir doch klar sein, Kolja. Eine Frau wie ich erweckt Begehrlichkeiten. Leon war plötzlich verschwunden. Ebenso seine Männer, die unauffällig über mein Haus gewacht haben. Ich hätte zu Arcumenna, dem Statthalter von Valesia, gehen können, doch dann hätte ich ihm allein gehört, und er hätte ganz sicher keine anderen Gäste geduldet. Auf kurz oder lang wäre Eurylochos auf mich aufmerksam geworden, auch wenn nur wenige Auserwählte den Weg zu mir finden. Also entschied ich, zu ihm zu gehen und mich unter seinen Schutz zu stellen. Er war immer sehr zufrieden mit mir.«
Kolja fragte sich, ob der Steuermann mehr als nur Gold von ihr bekommen hatte. Er spürte den Dorn der Eifersucht. Er wusste, dass dies eine der Waffen der Seidenen war. Er durfte sich solchen Gedanken nicht hingeben! Und doch fühlte er sich wehrlos. Sein Begehren würde ihn schwach machen.
Der Drusnier trat vom Bett zurück. Er sah den Triumph im Blick der Seidenen. »Du hast recht, Zarah, wenn man mich in deinem Haus sieht, dann wird das der Illusion schaden, dass du mehr als eine von vielen Huren dieser Stadt bist. Deshalb wirst du morgen
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