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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seine Sicht behinderten. Es stimmte, nun spürte auch er den warmen Atem Nangogs auf seinem Antlitz, der die fliegenden Toten über dem Krater kreisen ließ.
    Gonvalon, der sich weit über die Brüstung gebeugt hatte, sah zu ihm auf. »Danke.«
    »Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich von dir in deine törichten Frauengeschichten hineinziehen lassen würde«, murmelte Nodon. Er fühlte sich verlegen. Gonvalons Dank kam unerwartet.
    »Diese Welt verändert uns alle«, entgegnete der Schwertmeister und schwang sich über die Brüstung.
    Nodon folgte ihm. Es ging eine steile Böschung hinab. Die Wol kendecke am Himmel brach auf, und geisterhafte Finger aus fahlem Mondlicht schnitten in die Schatten der Nacht. Obwohl sie auf ihre Deckung achteten, hatte Nodon das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Immer wieder duckten sie sich hinter Felsen oder gestürzte Säulen und kauerten dort im Schatten, wenn die Silberfinger über den Hang tasteten. Es waren nicht die Wächter oben am Kraterrand, die dem Schwertmeister Sorge bereiteten. Er hatte das Gefühl, dass dort, wo der Nebel begann, etwas lauerte. Auch beunruhigten ihn die fliegenden Toten, die in weiten Kreisen über dem Krater zogen. Das alles war nur naiver Aberglaube, ermahnte er sich, und doch wuchs das klamme Gefühl, ins Verderben zu gehen, mit jedem Schritt, den sie weiter den Hang hinabstiegen.
    Gonvalon führte sie unterhalb der Felszunge, die in den Krater ragte, geradewegs in die Tiefe. Einst schienen hier Menschenkinder gelebt zu haben. Nodon entdeckte im Spiel von Licht und Schatten halb verschüttete Eingänge zu Höhlen. Sie kletterten über gestürzte Säulen hinweg, von denen einige nachträglich mit Schriftzeichen versehen worden waren. Er vermochte nicht zu entziffern, was sie bedeuteten. Sie wirkten hastig in den Stein geritzt. Waren sie eine Warnung? Und warum waren alle Bauten im Krater verfallen?
    Plötzlich hielt Gonvalon inne. Das Mondlicht enthüllte vor ihnen gesplitterte Bambusstangen und Stofffetzen. Gonvalon bückte sich, betrachtete die Überbleibsel des aus dem Himmel gefallenen Helden und schüttelte dann den Kopf.
    Als er sich wieder erhob, flüsterte er: »Nimm etwas von dem Bambus mit.« Er selbst hob auch einige der Stangen auf.
    Nodon ahnte, was er tun wollte. »Ist das eine gute Idee?«
    »Es wird die Aufmerksamkeit von uns ablenken, wenn wir zurückwollen.«
    Vielleicht, dachte Nodon, sagte aber nichts. Das Mondlicht enthüllte einen von Grünspan überzogenen Bronzehelm, in dem noch ein Schädel steckte. Dunkle Augenhöhlen blickten den Elfen melancholisch an. Welche Heldentaten diesem Krieger wohl einst ein Grab am Himmel eingebracht hatten? Und gab es noch je manden, der sich an den Namen des Toten erinnerte? Nodon schob das bleiche Gebein zur Seite und sammelte ein paar armlange Bambusrohre ein. Als er aufblickte, fiel ihm eine Ritzzeichnung auf. Sie war halb unter Moos verborgen. Das Bild eines seltsam verzerrten Vogels, von ungeübter Hand in den Stein gekerbt.
    »Komm!« Gonvalon war schon ein Stück tiefer geklettert.
    Nodon folgte ihm hastig. Sie durften einander nicht aus den Augen verlieren. Die Grenze zum Nebel war nicht mehr fern.
    Schweigend stiegen sie immer weiter hinab, über Geröllzungen und halb verschüttete Wege. Sie fanden zwei weitere gestürzte Helden und sammelten auch dort die größten Bambusstangen aus den zerschmetterten Flugrahmen auf.
    Erster Nebel spielte um ihre Füße. Nodon spürte intuitiv, dass sie eine Grenze erreicht hatten. Im wogenden Weiß lauerte etwas! Nicht dass er es sehen konnte. Er spürte es. Seine Schritte wurden zögerlicher. Gonvalon jedoch schien nichts aufhalten zu können. Nur manchmal hielt er kurz inne, um zu der Felszunge hinaufzublicken, die sich hier als fast senkrechte Steilwand über ihnen erhob. Dann murmelte er leise vor sich hin, sah wieder nach vorne in den Nebel.
    Dann plötzlich trat er in den Nebel. Die Monde waren eben wieder hinter den Wolken hervorgetreten und tauchten den Krater in ein geisterhaftes Licht. Einen Augenblick war Gonvalon noch als ein Schatten zu erkennen, und Nodon hatte das erschreckende Gefühl, zwei verschiedene Bilder zu sehen, die einander überlagerten: einen Schatten auf Stein und die Gestalt im Nebel. Dann war Gonvalon verschwunden.
    Kurz überlegte Nodon, einfach umzukehren. Er mochte Gonvalon nicht. Ja, seine Art, den Frauen nachzustellen und sich immer aufs Neue kopflos zu verlieben, verabscheute er zutiefst. So viel

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