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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Unglück hatte er damit heraufbeschworen. Wenn er ihn jetzt im Stich ließ, würde der verstoßene Schwertmeister des Goldenen vielleicht niemals aus dem Krater zurückkehren. Allerdings war sein Grund hierherzukommen ehrenhaft. Nodons Hand tastete nach dem Schwertgriff unter dem Federmantel. Der Bambus, den er unter die Arme geklemmt trug, verrutschte leicht. Fast wäre eines der Rohre heruntergefallen.
    Er verfluchte sich stumm für seine Torheit. Dann trat er in den Nebel, und die Welt löste sich gänzlich auf. Er spürte festen Boden unter den Füßen, den er nicht mehr sehen konnte, spürte den leichten, warmen Luftzug, der aus der Tiefe aufstieg und der den Nebel in weiten Spiralen tanzen ließ, sodass es plötzlich geschah, dass Nodon den Sternenhimmel wieder über sich sah. Doch es dauerte nur wenige Herzschläge, bis der Himmel wieder vom wogenden Weiß verschlungen wurde.
    »Hier. Ich bin hier!« Es war Gonvalons Stimme. Sie schien von überallher zu kommen.
    Nodon drehte sich einmal um sich selbst. Er hörte ein scharfes, schabendes Geräusch, und dann flammte ein winziger Funke gelben Lichts im Nebel auf. Der Funke wuchs zu einer Flamme. »Hier«, rief Gonvalon erneut. »Ich habe sie gefunden.«
    Nodon ging dem Licht entgegen. Etwas knirschte unter seinen Füßen. Trockener Bambus? Dann sah er Gonvalon. Er hatte eine Fackel aus Bambus und zerfetztem Leintuch entzündet. Die zitternde Flamme schien den Nebel schmelzen zu lassen. Sie hatte eine Insel im Weiß geschaffen. Einen Ort, an dem man auf den Boden blicken konnte.
    Halb von grauem Geröll bedeckt lag dort ein zerschmetterter Flugrahmen. Und, mit Lederriemen an die Bambusrohre gebunden, ein schlanker Körper.
    Mit Tränen in den Augen durchtrennte Gonvalon vorsichtig mit seinem Messer die Riemen.
    Nodon bückte sich, hob eines der Bambusrohre auf. Es war schwerer als die, die er bisher aufgesammelt hatte, und als er es drehte, sah er, dass etwas Dunkles hineingefüllt worden war. Er ließ etwas davon auf seine Handinnenfläche rieseln und rieb es zwischen den Fingern. Bleipulver! Sie hatten Talinwyn gefunden.
    Fetzen eines fadenscheinigen, weißen Stoffes bedeckten ihren Leib. Ihre Haut war bleich wie Knochen. Das Fleisch darunter schien dahingeschmolzen zu sein. Seltsam, dass nicht Maden und Aasfresser ihren Leib zerstört hatten, dachte Nodon. Vielleicht hatten die Menschenkinder Talinwyns Körper balsamiert. Es konnte nicht in ihrem Interesse sein, dass die fliegenden Toten an den Fluggerüsten verwesten und in Stücken in den Krater hinabstürzten.
    Gonvalon hatte den Leichnam nun gänzlich von den Resten des Flugrahmens geschnitten. Er zog die Tote zärtlich an sich und küsste ihre bleiche Stirn. Die Augen waren eingesunken und hatten nur noch dunkle Höhlen zurückgelassen. Behutsam strich er über ihr weißblondes, staubüberkrustetes Haar.
    »Liuvar«, sagte er leise. »Frieden. Möge deine Seele schnell zurück ins Fleisch finden, meine schöne, tapfere Talinwyn.« Gonvalon liefen nun Tränen über die Wangen. Er gab sich ganz und gar seinen Gefühlen hin. Nodon war peinlich berührt, als der Schwertmeister zu ihm aufsah. »Sie ist mit Todbringer hierhergekommen. So wie Nandalee jetzt. Es darf nicht wieder geschehen.«
    »Dann lass uns gehen, um das zu verhindern!«
    »Nicht, bevor es nicht zu Ende gebracht ist.«
    Etwas glitt über sie im Nebel hinweg. Sehr nah! Es war keiner der fliegenden Toten. Sie waren entdeckt!
    »Lass das!«, zischte Nodon.
    Gonvalon ignorierte ihn und schichtete die Bambusrohre übereinander, die er mitgebracht hatte. »Es ist richtig«, beharrte er. »Und es wird sie von uns ablenken.«
    Nodon ließ seinen Bambus fallen und duckte sich. War da ein Schatten im Nebel?
    Neben ihm klaubte Gonvalon hastig die trockenen Rohre zusammen. Er errichtete ein niedriges Lager daraus und bettete nun die Segeltuchfetzen des Flugrahmens darüber, der Talinwyn nicht zu den schwebenden Helden getragen hatte.
    Da war er wieder, der Schatten. Wie ein großer Vogel. Nodon glaubte, auch ein zischendes Geräusch gehört zu haben. Der Elf war versucht, sein Verborgenes Auge zu öffnen, auch wenn ihnen ausdrücklich verboten worden war, ihre Zauberkunst zu nutzen. War hier ein magisches Geschöpf, dann wäre sein Zauber wie ein Leuchtfeuer in der Nacht. Stumm verwünschte Nodon seinen Gefährten. Zwei Feuer konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen.
    Der Schwertmeister nahm den Leichnam Talinwyns vorsichtig auf die Arme und bettete sie

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