Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
warf. Er erinnerte sich, wie die Krieger der Zapote plötzlich aufgetaucht waren, als Volodi hier gestanden hatte. Wie aus den Schatten geboren, waren sie gewesen. Würden sie das noch einmal tun?
»Gib Befehl, meinen Hauptmann lebend vor mich zu führen! Sofort!« Mit diesen Worten zog er sein Schwert und hob es hoch über seinen Kopf.
Der Priester verschränkte seine Arme vor der Brust. »Ich nehme keine Befehle von einem Mann aus Aram entgegen. Ganz gleich, welcher Mann das ist.«
»Deine Freiheit, alter Mann.« Artax senkte das Schwert. Er hatte sich gewünscht, dass es nicht so kommen würde. Hattest du das? Oder bist du inzwischen versessen auf das Kämpfen?
Aus den Straßen, die vom Platz wegführten, erklang das dumpfe Geräusch von Katapultarmen, die auf die gepolsterten Rahmen des Stützgerüsts schlugen. Augenblicke später zersplitterten Amphoren, gefüllt mit Öl, rings um das Weiße Tor, während gleichzeitig Hunderte Krieger aus den großen Straßen hervorbrachen. Sie hatten Leitern geschultert, keiner von ihnen würde durch das Tor die Gärten betreten.
Artax wich noch weiter zurück. Gestalten manifestierten sich im Schatten, während goldenes Öl über die Bodenplatten floss. Schon sah der Unsterbliche ganz deutlich die ersten Jaguarmänner.
Brandpfeile zogen schwarze Streifen über den strahlend blauen Mittagshimmel. Er hatte sich von Volodis Plan inspirieren lassen, nur dass er diesmal zu Ende geführt wurde. Fauchend schossen Flammen im Tor auf. Eine brennende Gestalt kam Artax entgegengetaumelt. Mit einem wilden Schrei hob sie die Krallen. Der Unsterbliche tötete den Krieger mit einem glatten Stich in die Brust. Dann eilte er fort vom Tor, hin zu den Mauern des Tempelgartens, wo schon die ersten Sturmleitern angelegt wurden.
S turmlandung
»Jetzt!«, ertönte eine dunkle Stimme irgendwo oberhalb des Fracht schachtes.
Nandalee hörte, wie Dutzende Halteseile gekappt wurden. Das riesige Himmelsschiff setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Der Korb, in dem sie standen, begann leicht zu pendeln.
Die Elfe fragte sich, wie dieser Angriff glücken sollte. Sie würden kaum mehr als eine Ladung Krieger in Körben absetzen können, bevor der Wolkensammler über die Tempelgärten hinweggeglitten war.
»Absetzen!«, hallte ein Befehl durch den Frachtschacht. »Zugleich!«
Surrend stürzte ihr Korb der Tiefe entgegen. Erschrocken sah Nandalee nach oben. Die Männer hatten die Kurbeln an den Seilrollen losgelassen!
»Scheiße«, fluchte ein junger Krieger mit spärlichem Flaum auf den Wangen neben ihr. »Wir sind tot.«
Gonvalon legte Nandalee eine Hand auf den Arm. Sie stürzten in rasendem Fall dem Boden entgegen. Das Schiff war noch mehr als dreihundert Schritt von den Gärten entfernt. Sie würden irgendwo auf den Dächern des Gerberviertels aufschlagen!
Nandalee hatte ein Gefühl, als wolle ihr der Magen in den Mund springen. Der junge Krieger neben ihr stammelte ein Gebet. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Bidayn und Lyvianne sich bereitmachten abzuspringen. Besser, sich durch einen auffälligen Zauber retten, der sie sanft hinabschweben ließ, als am Boden zerschmettert zu werden. Aber was würde aus Gonvalon? Er hatte die Fähigkeit verloren, Zauber zu weben. Für ihn gab es keine Rettung.
Die Krieger in den beiden Körben schrien ihre Angst heraus. Hinter ihr erbrach sich jemand.
Gonvalon küsste sie auf die Stirn. »Spring!«, hauchte er.
Plötzlich gab es einen Ruck. Ihr Korb begann zu schwingen. Er stürzte immer noch der Tiefe entgegen, doch er wurde jetzt langsamer.
»Vorsicht!« Ein Schlag ließ Nandalee gegen Gonvalon taumeln. Dem jungen Krieger vor ihr wurde der Helm vom Kopf gerissen. Das Weidengeflecht knarrte bedenklich. Die beiden pendelnden Körbe waren gegeneinandergeschlagen.
Die Seiltrommeln wurden abgebremst. Noch immer glitten sie schnell in die Tiefe, doch ihr Sturz verlangsamte sich, je näher sie der Mauer des Tempelgartens kamen. Noch fünfzig Schritt bis zum Boden.
»Wir schaffen das«, sagte Gonvalon so voller Zuversicht, als hätte er schon Dutzende dieser verrückten Sturmlandungen mitgemacht.
Noch dreißig Schritt. Die beiden Körbe glitten über die Mauer des Tempelgartens hinweg.
Der junge Krieger neben Nandalee betete noch immer. Dabei flossen ihm Tränen über die Wangen. Wie hatte man ihn nur für eine solche Mission aussuchen können! Als die beiden pendelnden Körbe erneut gegeneinanderschlugen, war nicht nur das Knacken der verflochtenen
Weitere Kostenlose Bücher