Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Priesterinnen in ihrem Volk. Sie hat in Zapote den Rang einer Prinzessin. Du wirst dich ihr gegenüber benehmen, für eine Nacht. Dann sind wir fort.«
»Kneifst du also wieder den Schwanz ein?«, knurrte sein Vater. »Das war ja schon immer deine Art.«
»Es ist unmissverständlich, wie sehr dich mein Besuch freut. Ich verstehe. Du hältst deinen Stuhl für Bozidar warm. Ich werde euch beiden nicht in die Quere kommen. Soll er über ein Dutzend Kühe und alte Männer herrschen.«
»Du weißt nichts über deinen Bruder?«
»Was müsste ich über ihn wissen? Dass er dein Liebling ist? Ich habe begriffen, dass sich in all den Jahren nichts geändert hat.«
Ilja trat zur Seite und gab ihm ein Zeichen, in die Halle einzutreten. »Du solltest deinen Bruder begrüßen.«
Einen Moment war Volodi versucht, sich seinem Vater zu ver weigern. Sollte Bozidar doch zu ihm kommen! Überhaupt, warum ließ sich sein Bruder nicht blicken? Nur weil er mit Bozidar selten Streit gehabt hatte, gab er nach und trat ein. Seinem Bruder war es meist unangenehm gewesen, dass ihr Vater sie so unterschiedlich behandelt hatte.
In der großen, lichtlosen Halle hatte sich nichts verändert. Ihr Boden bestand aus gestampftem Lehm. In der Mitte war eine lan ge Feuergrube ausgehoben. Die hohe Decke war von Ruß ge schwärzt. Der schwere Duft von frischem Sommerheu, das bei den Schlafplätzen liegen musste, hing in der Luft. Dort, wo die Dachschräge auf den Lehmboden traf, waren mit Balken und Wolldecken kleine Nischen abgetrennt, in denen das Gefolge seines Vaters schlief. Am Ende der Halle, dort, wo auf einem niedrigen Sims der hohe geschnitzte Lehnstuhl Iljas stand, waren die Schlafnischen der Familie.
»Rieche Tod hier«, sagte Quetzalli sehr leise.
Volodi roch nichts Ungewöhnliches. Neben dem Geruch nach Heu stank es nach Rauch, kaltem Fett und vergossenem Honigwein. So wie immer schon. Es war dunkel in der Halle. Das einzige Licht fiel durch die breite, zweiflügelige Eingangstür und den Rauchabzug unter dem Dachfirst. Alles war wie immer.
Ilja ließ sich stöhnend neben einer der Nischen nieder und zog den Vorhang zur Seite. Im Heu dahinter lag ein alter Mann. Seine Augen waren nach innen verdreht und zeigten nur noch das Weiße. Sabber troff ihm aus dem Mundwinkel über lange, schlohweiße Bartstoppeln. Er schien nur aus faltiger Haut und Knochen zu bestehen.
Volodi hatte den Mann nie zuvor gesehen. »Wer ist das?«
»Bozidar«, sagte Ilja mit brechender Stimme. »Das ist Bozidar.«
Volodi hatte immer schon Probleme mit den makaberen Scherzen seines Vaters gehabt. Doch das hier war das Abgeschmackteste, was sich der Alte je geleistet hatte. »Das reicht! Ich gehe!«
Quetzalli strich dem Greis über den Kopf. »Hat Dunkel berührt«, sagte sie betroffen. »Bleib, Wohl-Odi.«
Er verstand nicht mehr, was hier vor sich ging.
»Was soll das heißen, ›hat Dunkel berührt‹?«, fragte sein Vater sichtlich aufgewühlt.
Quetzalli rang mit den Worten. »Von weit gekommen … hat Leben gestohlen«, sagte sie schließlich.
»Verdammt, kann die Schlampe nicht vernünftig reden?«, fluchte Ilja. »Was soll das heißen? Ich verstehe nicht, was sie meint.«
Volodi betrachtete den Mann, der sein Bruder sein sollte und um mindestens ein Jahrzehnt älter aussah als sein Vater. »Du glaubst wirklich, dass das Bozidar ist?«
»Er ist es! Er ging in den Geisterhain, um sich von den Seelen der Erschlagenen loszusagen. Dort ist irgendetwas geschehen … Als er noch klarer bei Verstand war, hat er manchmal von einem wunderschönen Weib gesprochen, das er dort getroffen haben will. Es muss eine Hexe gewesen sein! Sie hat das aus ihm gemacht.« Er seufzte voller Schmerz und Verzweiflung. »Er hat dieselben Narben wie dein Bruder. So unglaublich es ist, es ist wahr.« Er blickte zu dem alten, hölzernen Thron. »Du musst bleiben, Junge. Nach mir gibt es niemanden außer dir, der über Drei Eichen herrschen wird.«
»Jetzt soll ich bleiben?« Er schüttelte den Kopf. »Bei dem Empfang.«
»Ich werde dich nicht anbetteln, bockiger Mistkerl. Du bist mein Sohn, mein Erbe. Tu verdammt noch mal, was deine Pflicht ist! Du hast immer alles versaut. Mach es dieses eine Mal richtig!«
Volodi traute seinen Ohren nicht. »Ich habe alles versaut? Ich konnte dir nie etwas recht machen. Warum glaubst du, dass es jetzt besser klappen sollte.«
»Du hast keine Wahl. Dein König hat dich und diese Schlampe von seinem Hof verjagt, nicht wahr.«
»Nenn
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