Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
streifte er den kurzen Bambusstock mit den Nadeln mit fließender, wohlgeübter Bewegung durch die Farbe auf dem Pinsel, sodass sie alles gut sehen konnte. »So nehme ich die Farbe auf. Es geht schnell, auch wenn ich die Nadeln viele tausend Male aufs Neue benetzen muss. Nun wisst Ihr, was ich Euch antun werde, meine Dame. Seid Ihr bereit, diese letzte aller Prüfungen über Euch ergehen zu lassen?«
Nandalee nickte, ohne zu zögern, doch mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. »Gonvalon …«, sagte sie leise.
»Ich habe ihm einen Boten schicken lassen. Er weiß, dass Ihr wohlbehalten zurückgekehrt seid, meine Dame.«
Nandalee glaubte einen Anflug von Ärger aus den Worten herauszuhören.
»Er weiß, was wir hier tun. Auch er war einmal ein Drachenelf und ist diesen Weg gegangen. Nun dreht Euch um, legt Euch auf den Bauch, lauscht der Musik und öffnet Euch den betörenden Düften, die uns umschmeicheln. Wir müssen unsere Seelen in Einklang bringen, um das eine Bild zu finden, in dem wir uns beide widerspiegeln.«
Nandalee gehorchte. Sie fühlte sich leicht benommen. Lag es am Fieber oder war etwas im Rauch, das ihre Wahrnehmung veränderte? Alles geschah langsamer. Jedes Gefühl war tiefer. Der Dunkle strich ihr sanft über den Rücken. Seine schlanken Hände liebkosten ihre Schultern, lösten kleine Knoten in ihren Muskeln. Bald fühlte es sich so an, als würden seine Hände ihren Leib verstehen und auf ihm spielen wie ein Musiker auf einem wohl vertrauten Instrument. Er wusste, wo seine Berührung samtenen Schmerz verursachen würde und wo sie ihr Lust bereitete. Sie bewegte sich, presste ihren Leib seinen Händen entgegen und stöhnte leise. Feuchte Hitze wogte zwischen ihren Schenkeln. Seine Hände fuhren ihre Wirbelsäule hinab. Tiefer und tiefer … Er hauchte einen Kuss auf ihren Nacken. »Ich sehe es«, sagte er leise.
Seine Hände flohen, ließen sie allein mit ihren aufgewühlten Gefühlen. Dann kam der Schmerz. Ein erster Stich dicht neben der Wirbelsäule. Sie zuckte, mehr überrascht als wegen der Pein. In schneller Folge kamen weitere Stiche, nur kurz unterbrochen, wenn er die Nadeln über den Pinsel strich, um neue Farbe aufzunehmen.
Der Schmerz wanderte in weitem Bogen hinauf zu ihrem Schulterblatt. Sie versuchte, nicht dagegen anzukämpfen. Es war so, wie der Dunkle es prophezeit hatte, der Schmerz wuchs, wurde mit jeder neuen Linie, die er begann, unerträglicher. Sie verkrampfte sich, kämpfte dagegen an und wusste, dass es falsch war. Die Lawine würde sie verschlingen, wenn sie nicht mit ihr mitschwamm, und doch vermochte sie nicht aufzugeben. Zu kämpfen war ihre Natur, eher ging sie unter, als aufzugeben. Tränen rannen ihr über die Wangen, aber sie biss die Zähne zusammen und verweigerte sich jedem Schluchzen. Ein Zucken ihrer Schultern mochte den Verlauf der blutigen Linien stören, die sich in ihr Fleisch gruben. Sie kämpfte weiter, war erschöpft, spürte nagenden Hunger und die irrationale Lust, sich auf den Dunklen zu stürzen und ihn zu beißen.
Aber etwas im Rauch nagte an ihrem Willen, ließ den Wunsch aufkeimen, sich zu ergeben. Auch die leise Musik erweckte in ihr die Sehnsucht nach Unterwerfung. Sie wollte sich einfach nur noch fügen, mit dem Schmerz gehen, ihn zu einem Teil von sich machen und ihn voller Wollust genießen. Es war dieser Augenblick am Rand der Erschöpfung, in dem der Dunkle die Nadeln zur Seite legte und seine kundigen Hände nach den verborgensten Stellen ihres Körpers tasteten. Und ihr Widerstand zerbrach. Sie gab sich ihm hin und empfand eine bislang unbekannte Lust darin, sich einfach treiben zu lassen, nur noch Körper zu sein. Nie zuvor war sie so frei gewesen.
R ausch der Sinne
Hatte der Dunkle ihr eine Droge gegeben? Lag ein Zauberbann auf ihr? Nandalee gab sich ihm mit einer Leidenschaft hin, die sie niemals für möglich gehalten hätte. All ihre Sinne schienen durch den Schmerz geschärft zu sein. Wenn sie vom Obst kostete, dann war es köstlicher als alles, was ihr je über die Lippen gekommen war. Der leichte Rotwein berauschte sie, als ginge er ihr direkt ins Blut. Blumig und mit einem Nachgeschmack nach den Waldbeeren eines sonnigen Herbstes, war er wie kein zweiter Wein, den sie je gekostet hatte. Das helle Brot war kross, krachte zwischen ihren Zähnen, Fleisch und Saucen unvergleichlich.
Sie schlemmte stundenlang, auf dem Bauch liegend, während ihr neuer Meister weiter das Bild in den Rücken stach. Er war genauso
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