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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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packte ihn leidenschaftlich bei den Schultern, zog ihn heran und umarmte ihn, dass Barnaba fast die Luft wegblieb. »Du bist mein Mann, Priester. Das ist auch mein Kampf.«
    Barnaba war erleichtert und zugleich auch enttäuscht. Er hatte hier eine Zuflucht für seine Jünger gesucht und einen Verbündeten. Allerdings hatte er einen mächtigeren Mann erwartet als den, der vor ihm stand. Überall wurde erzählt, dass Tarkon jeden Gefangenen vor die Wahl stellte, seinen alten Herrschern abzuschwören und ein freier Mann zu werden oder den Wolkentod zu sterben. Das war wohl auch nur eines der vielen Märchen, die sich um den Himmelspiraten rankten. In der Siedlung auf der Klippe lebten vielleicht fünf- oder sechshundert Menschen. Barnaba hatte darauf gehofft, hier zwei- oder dreitausend Piraten vorzufinden. Eine mächtige Festung, verteidigt von einem ganzen Heer, das sich der Freiheit verschworen hatte.
    »Gut, dass wir uns in unseren Zielen einig sind«, sagte der Priester und löste sich aus Tarkons Umarmung. Seine Enttäuschung war ihm anzuhören. »Ich werde dir helfen, hier eine richtig große Gemeinde aufzubauen. Ich muss zunächst noch eine Reise antreten, doch wenn ich wiederkomme, werde ich mich ganz deiner Sache verschreiben. Und mach dir keine Sorgen: Unsere Schiffe haben Korn und Pökelfleisch geladen. Wir versorgen uns selbst. In meinem Gefolge reisen auch sehr viele Frauen. Das ist gut für die Moral. Wenn sich das herumspricht, dann werden mehr Männer von den gekaperten Schiffen zu dir überlaufen. Du wirst sehen, wir werden uns mit der Zeit ein richtiges kleines Königreich aufbauen. Ich bin dein Priester, und du wirst hier herrschen.«
    Tarkons Lächeln war anfangs immer breiter geworden, doch bei den letzten Worten verblasste es schlagartig. »Du hast es doch nicht begriffen, Priester. Es kann nicht unser Ziel sein, einen Tyrannen durch einen anderen zu ersetzten. Und jeder Herrscher wird irgendwann zum Tyrannen. Ich will keine Krone, und du kannst mir auch kein Königreich schenken. Es gibt längst ein Reich der Freien, verborgen vor den Unsterblichen. Und ich bin der Schild, der es schützt.«
    Barnaba schluckte. Er sah zu der kleinen Siedlung und dann wieder zu Tarkon. Der Piratenfürst hatte offensichtlich den Sinn für die Realitäten verloren. Der Priester nickte ernsthaft. »Der Schild der Freien. Das ist gut.«
    »Warum so ironisch?«
    Barnaba hob abwehrend die Hände. »So habe ich das nicht gemeint. Bitte entschuldige, wenn es dir so erschien. Ihr habt da eine schöne Stadt gebaut. War sicher schwer, hier in der Höhle, so ganz ohne Mittel.« Er brauchte Tarkon. Er durfte ihn nicht verärgern, auch wenn er ganz offensichtlich irre war.
    Der Pirat kniff die Augen zusammen und sah ihn misstrauisch an. »Du nennst das da schon eine Stadt?« Bei seinen Worten nickte er in Richtung der Siedlung. »Das ist ein Dreck. Mehr hat die Bande von Halsabschneidern, die mit mir auf Kaperfahrt geht, nicht zuwege gebracht. Das sind keine Bauern und Handwerker, musst du wissen. Sag mal … dieses Vieh da …« Er deutete auf das Vogelweib, das nicht weit von ihnen auf dem Deck kauerte. »Kann das kämpfen?«
    »Sie hat einen Wolkenschiffer aus unserer Takelage gepflückt.« Barnaba ging zu der armen Kreatur und strich ihr sanft über das Haar. Tarkon sollte sehen, dass er Macht über die neuen Geschöpfe Nangogs besaß. Zumindest hoffte Barnaba, dass auch die anderen Kreaturen, die Nangog ihm in seinen Visionen gezeigt hatte, zahm wurden, wenn er auf sie zuging.
    Tarkon versuchte sie nun auch zu berühren, aber das Vogelweib schnappte sofort mit dem Schnabel nach ihm. Eilig trat der Pirat zwei Schritte zurück.
    Barnaba sprach beruhigend auf sie ein, dann wandte er sich wieder an den Piraten. »Es sieht so aus, als hätte diese Bestie Gefallen an Menschenfleisch gefunden. Sie wird uns sicher helfen. Aber zurück zum Wesentlichen. Wirst du mein Gefolge hier in deiner Höhle aufnehmen und beschützen?«
    »Hier?« Tarkon wirkte irritiert. »Ich glaube nicht, dass dies …« Plötzlich weiteten sich seine Augen. Dann begann er zu lachen. »Du weißt es nicht! Sie hat es dir nicht gezeigt, richtig?«
    »Wovon redest du?«
    »Sie sind alle hohl, die Tafelberge. Alle, an denen du vorübergeflogen bist. Die Säulen der Großen Göttin, sie waren für ihre Kinder geschaffen. Die Kinder, die ihr abschließendes Schöpfungswerk sein sollten. Jene nie vollendeten Leiber, deren Seelen zu den Grünen Geistern wurden.

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