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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihre Taten heraufbeschworen hatten?
    »Setz dich«, sein Vater deutete auf den großen Lehnstuhl vor dem Kamin. »Du siehst aus, als seist du sehr erschöpft. Soll ich dir etwas zu trinken bringen lassen?« Sein Tonfall war noch immer kühl und distanziert, und doch waren es die mitfühlendsten Worte , die er von seinem Vater je gehört hatte.
    Talawain ließ sich in das weiche Leder sinken. Er starrte in den Kamin, auf die zusammengefegte Asche und versuchte für sich, seine Welt neu zu ordnen, in der alles verloren war, wofür er die letzten Jahrzehnte gelebt hatte.
    »Du wirst wieder gehen, nicht wahr?«
    Talawain blickte in das harte, ausgezehrte Gesicht des alten Elfen. Jetzt erst sah er die Traurigkeit, die dort regierte: die Falten, die Bitterkeit und der Ehrgeiz, sich auf keinen Fall irgendwelche Gefühle anmerken zu lassen. »Ja, ich werde wieder gehen. Ich bin hier, weil ich Eure Hilfe brauche. Weil Ihr der Einzige seid, dem ich im Augenblick vertraue.«
    Erneut spielte ein dünnes Lächeln um Solaiyns Lippen. »Ich hätte nicht erwartet, so etwas je aus deinem Munde zu hören. Dass ich der Einzige bin, dem du noch vertraust. Es hört sich so an, als hättest du genauso wenig Freunde wie ich.«
    »Meine Freunde sind tot. Und jene, die leben, werden mich nicht nach Daia zurückgehen lassen. Aber ich habe noch eine letzte Pflicht zu erledigen. Es ist eine Frage der Ehre.«
    »Eine Frage der Ehre?«
    Da war er wieder, jener sarkastische Tonfall, der Talawain und seinen Geschwistern die Kindheit und Jugend vergiftet hatte.
    »Versteh mich nicht falsch, Junge. Ich werde dich nicht aufhalten. Ich möchte nur verstehen, warum du gehst. Alle sind gegangen, und bei deinen Geschwistern habe ich die Gelegenheit versäumt, sie zu fragen, womit ich sie vergrault habe.«
    Talawain dachte daran, wie sein Vater am Fenster gestanden hatte, als er eingetreten war. Solaiyn war auf der Suche nach dem Weg, der ihn in die Einsamkeit geführt hatte. Wollte er ihn zurückgehen? Oder wollte er nur verstehen? Sein Vater sollte zumindest sein Leben kennen. Das schuldete er ihm. Und bald schon wäre er der Letzte, der es kennen würde. Talawain war sich nur zu bewusst, wie schlecht seine Aussichten waren, von der Reise zum Haus des Himmels zurückzukehren.
    Und so erzählte er von seinem Leben, seinen Missionen im Dienst der Blauen Halle, den vielen Jahren, in denen er als Hofmeister des Unsterblichen von Aram die Geschicke eines Reiches entscheidend mitbestimmt hatte, das um ein Vielfaches größer war als Arkadien. Er berichtete auch von der Blauen Halle, seinen Freunden dort und von der Großmut und Weisheit des Himmlischen. Es war der Bericht seines Lebens.
    Vor den Fenstern war es längst dunkel geworden. Sein Vater hatte ein Feuer im Kamin entfacht und sich einen weiteren Sessel geholt, als er zum Stehen zu müde geworden war. Nicht ein einziges Mal hatte Solaiyn ihn unterbrochen, als habe er Angst gehabt, ein falsches Wort könne den Redefluss seines Sohns zum Verstummen bringen.
    Nachdem Talawain seine Erzählung beendet hatte, saßen sie lange schweigend beieinander und blickten ins Feuer. Es war ein angenehmes, verstehendes Schweigen. Eine Stille, die jedem Raum für seine eigenen Gedanken ließ.
    »Du hattest ein erfüllteres Leben als ich«, sagte sein Vater schließlich. »Auch wenn ich die geflügelten Tyrannen nicht schätze, werde ich eine der Himmelsschlangen aufsuchen und ihr die Kopie von Rowayns Karte und deinen Bericht über die bevorstehende Versammlung der Devanthar und der Unsterblichen überreichen.«
    »Danke.«
    »Doch nun habe auch ich eine Bitte an dich. Sei dir dessen ganz bewusst, warum du gehst!«
    »Es ist eine Frage der Ehre«, entgegnete Talawain und war auf der Hut. Der Abend war gut gewesen. Würde sein Vater zum Schluss doch wieder alles verderben?
    »Ehre!«, sagte er spöttisch. »Ehre ist nicht mehr als ein Schleier, hinter dem sich stets dunkle Gefühle verbergen. Versteh mich nicht falsch, Junge, ich respektiere deinen Mut, daran scheint es dir wahrlich nicht zu fehlen. Lediglich an Verstand.«
    Talawain seufzte und erhob sich. Wie hatte er hoffen können, dass sein Vater sich verändert hatte? Ihm fehlte es wohl tatsächlich an Verstand! »Es ist spät, ich werde mich zur Ruhe begeben.«
    Solaiyn griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. »Bleib. Ich … Bitte verzeih mir, du kennst meine schroffe Art. Aber so soll es heute nicht enden. Ich wünsche mir nur, dass du dir über deine

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