Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
unter dem Gewicht der Devanthar. Mit anmutiger Bewegung hob sie die Klinge.
    Artax war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Selbst wenn er es gekonnt hätte, wäre er liegen geblieben. Verzückt blickte er in das Gesicht der Devanthar. Er konnte nicht mehr klar denken. Er empfand es als eine Ehre, von dieser geflügelten Göttin hingerichtet zu werden.

    Â»Halt!«, rief eine Stimme wie ein Donnerschlag, und plötzlich war der Löwenhäuptige da. Artax wusste nicht, woher er gekommen war. Dicht hinter dem Platz, an dem er stand, lag die Mauer der Terrasse.
    Â»Du wirst nicht verhindern, dass hier Recht gesprochen wird, Bruder«, entgegnete die Geflügelte mit befehlsgewohnter Stimme.
    Â»Wir beide sind der Wahrheit verpflichtet. Deshalb wird heute gar kein Urteil gefällt.« Der Löwenhäuptige warf seiner Schwester etwas vor die Füße. Kleine graue Metallstücke, die mit dumpfem Ton auf den Steinboden prallten. »Blei. Es war in die Bambusrohre des Flugrahmens gefüllt und in die Kleider der Toten eingenäht. Es gab kein Gottesurteil. Noch bevor die Elfe über den Terrassenrand gestoßen wurde, stand fest, dass sie keinen Platz unter den toten Helden einnehmen würde. Wie mir scheint, wäre das ganz im Sinne Muwattas gewesen.«
    Â»Oder jedes anderen, den der Hochmut Aarons erzürnt hat!«, entgegnete die Geflügelte scharf.
    Â»Das werden wir nicht heute entscheiden«, sagte der Löwenhäuptige etwas versöhnlicher. Die beiden Devanthar maßen einander stumm mit Blicken. Artax war sich sicher, dass sie miteinander in Gedanken sprachen. Doch worum immer es gehen mochte, man vermochte auf dem ebenmäßigen Gesicht der Geflügelten keine Regung abzulesen.
    Schließlich traten beide im selben Augenblick einen Schritt zurück. Der Löwenhäuptige kniete neben Artax nieder. Du bist ein noch größerer Narr, als ich gedacht hatte , erklang dessen Stimme in Artax’ Kopf. Zugegeben, ein mutiger Narr. Aber du solltest es dir nicht zur Angewohnheit machen zu siegen, indem du das Schwert des Gegners mit deinem Fleisch bindest.
    Artax lächelte schwach. Ihm war sehr kalt. Immer wieder verschwamm ihm das mächtige Löwenhaupt vor Augen. Die Raubtieraugen hielten ihn gefangen.
    Schlaf nicht ein, wenn du noch einmal erwachen willst.
    Der Devanthar legte ihm die Hand auf die Brust. Wärme
durchfloss seine Glieder, aber er fühlte sich noch immer unendlich schwach. Seine Augenlider flatterten.
    Der Göttliche zog das Schwert aus der Wunde und der Schmerz raubte Artax die Sinne. Dunkelheit umfing ihn. Ein neuer Schmerz holte ihn zurück. Kleine Rubine funkelten in der Mähne des Löwen. Es war kein Geschmeide – es war Blut. Sein Blut.
    Artax spürte seinen Leib nicht mehr. Etwas im Blick des Löwenhäuptigen beunruhigte ihn. Der Devanthar machte sich Sorgen um ihn. Um ihn, den Sohn eines Bauern!
    Du bist dem Tod näher als dem Leben.
    Artax wollte fragen, wie es Muwatta ging, aber er hatte weder die Kraft zu sprechen, noch gelang es ihm, den Kopf zu drehen. Er war gefangen vom Blick der bernsteinfarbenen Augen des Löwenhäuptigen.
    Der Luwier ist nicht so schwer verwundet wie du. Allerdings hast du ihn entmannt und das wird ihn den Kopf kosten. Meine Schwester wird einen anderen finden, der im Verborgenen an Muwattas Stelle tritt, so wie du Aaron ersetzt hast. Ein Unsterblicher, der die Heilige Hochzeit nicht vollziehen kann und mit einer Weiberstimme spricht, wäre in Luwien untragbar.
    Â»Wer …« Blut floss ihm aus dem Mundwinkel. Zu sprechen war unmöglich.
    Wer das Blei in die Bambusrohre gefüllt hat? Der alte Priester. Er wollte dich bloßstellen. Er glaubte, so könne er dich für die Zukunft gefügiger machen. Allerdings hat er es nicht allein getan. Alle Priester hier auf der Terrasse waren daran beteiligt. Sogar die Novizen. Sie sind eine korrupte, machtgierige Bande. Du kannst nicht ohne sie regieren. Das einfache Volk braucht einen Götterkult. Etwas, woran sie glauben, wozu sie aufschauen. Etwas, wovor sie niederknien können. Selbst im kleinsten Dorf gibt es Schreine und Altäre, und es braucht die Priesterschaft, die ihnen vorgaukelt, sie seien die Brücke zu uns. Du brauchst diese Priester, damit dein Volk zufrieden ist. Aber du solltest ihnen Zügel anlegen. Sonst werden sie dir Zügel anlegen, Artax. Falls du überlebst.

    Artax dachte an Muwatta. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher