Drachenelfen
»Das ist wirklich spektakulär.«
Sie musste etwas wissen! Das war eine recht deutliche Anspielung. Wusste sie, was für einen verschlungenen Weg ER hierher genommen hatte? Dabei gab sie sich immer so freundlich und
naiv. Hatte ER sich in ihr getäuscht? Sie war eine Albe, nicht weniger als die übrigen. ER sah zu ihr auf und senkte sofort wieder den Blick. Mildes Licht umgab sie, aber sie war nicht zum Anschauen gemacht. Etwas an ihr blendete. Nicht das Licht ⦠Nichts, was ER in Worte zu fassen vermochte. Sie war einfach nicht von dieser Welt und mit sterblichen Augen nicht zu erfassen. War ehrfurchtgebietend, obwohl sie sich in ganz banalem Plauderton mit IHM unterhielt.
»Was sollen wir deiner Meinung nach gegen die Eindringlinge auf Nangog tun?«
»Kämpfen! Das ist die einzige Sprache, die die Devanthar verstehen. Sie verfolgen klare Ziele. Sie führen die Menschenkinder in neue Welten. Sie mehren ihre Macht. Und wir â¦Â« ER blickte auf diese neueste Schöpfung, diese Blütenfee Silberzunge. »Wir haben Dichter, so groÃ, dass sie von einer Krähe gefressen werden können.«
Die Blütenfee zupfte IHN an den Haaren. »Banause!« Ihre winzige Gestalt zitterte vor Wut.
»Und natürlich sind Krieger mehr wert als Dichter«, sagte die Albe freundlich.
IHM war bewusst, dass ER sich auf sehr dünnem Eis bewegte. »Manche vermissen, dass die Alben uns so führen, wie die Devanthar es mit den Menschen tun.«
»Und ich dachte, ihr wüsstet das Geschenk der Freiheit zu schätzen«, entgegnete sie ironisch. »Du kennst die Welt der Menschen. Hast du ihre Heere gesehen? Sie zählen nach Zehntausenden. Wie willst du gegen sie kämpfen?«
»Mit Magie und Drachenfeuer!«, entgegnete ER entschieden.
Sie schwieg eine Weile. Silberzunge flog von ihm fort und suchte Schutz bei ihrer Schöpferin.
»Ich sehe, du hast diesen Krieg bereits ernsthaft erwogen. Denken viele so wie du?«
»Die Mehrheit der Meinen. Ist euch Alben eigentlich klar, dass die meisten eurer Kinder das Geschenk der Freiheit gar nicht begreifen?
Sie sehnen sich danach, von euch geführt zu werden. Sie wollen ihre Götter unter sich wandeln sehen. Sie wollen teilhaben an den Wundern, die ihr zu wirken vermögt. Die Freiheit, die ihr ihnen lasst, deuten sie als Desinteresse. Und Ihr sagtet ja selbst, dass bereits einige von euch durch dieses silberne Licht gegangen sind. Flieht ihr nicht in Wirklichkeit vor der Welt, die ihr erschaffen habt?«
»Götter?« Sie lachte. Das Gefühl, das von ihr ausging, war so intensiv und ehrlich, dass es sich wie ein warmer Mantel um IHN zu legen schien. ER konnte nicht anders, als auch zu lächeln, obwohl IHM gar nicht danach zumute war.
»Wir sind doch keine Götter! Die Devanthar auch nicht, auch wenn sie sich als solche verehren lassen. Die Menschenkinder sind nicht mehr als ihre Spielzeuge. Und ihr wünscht euch, dass wir unsere Kinder genauso behandeln?« Sie lachte erneut, doch ihr Gelächter fühlte sich jetzt anders an. Es verletzte IHN. Es klang wie Spott, auch wenn sie es vielleicht nicht so meinte. »Und die Getwerg hältst du für Verräter?«
»Sie haben sich mit den Devanthar eingelassen!«
»Bist du dir sicher? Auch die Devanthar können ihre Gestalt verändern. Vielleicht haben sie die Getwerg getäuscht? Hast du einen Beweis für ihren Verrat ?«
»Wer wartet, bis er Beweise hat, wird eines Tages von den Ereignissen überrollt werden«, entgegnete ER ärgerlich.
»Und wer handelt, ohne sich ganz sicher zu sein, der wird auch das Blut Unschuldiger vergieÃen. Ist es das, wozu du mich anstiften willst?«
ER unterdrückte seine wahren Gedanken. »Ich fürchte, es ist das Schicksal von Herrschern, manchmal ein Unrecht zu begehen. Entscheidend ist, dass man mit den besten Absichten handelt.«
»Was für ein Trost für die Hinterbliebenen! Wovon du da redest, das ist nicht Herrschaft, sondern Tyrannei. Du kannst dir sicher sein, dass wir Alben so etwas nicht dulden werden. Denn
ganz gleich, wie du unser Verhalten gegenüber unseren Kindern deutest â uns ist diese Welt nicht gleichgültig. Im Gegensatz zu Daia ist dies ein Ort des Friedens und der Vollkommenheit.«
»Ein Ort, an dem die Getwerg Drachen morden«, entgegnete ER zynisch.
»Und die Drachen nehmen dafür Rache. Scharmützel wie diese lassen
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