Drachenelfen
durchdringend angesehen und war dann wieder gegangen. Artax hatte das Gefühl, zum Spielball zwischen den Göttern geworden zu sein.
Juba war drei Mal nach Aram gereist, um auch dort Verhaftungen unter den Priestern vorzunehmen. Sein Kriegsmeister sagte, dass er ihn geschickt habe, doch Artax konnte sich nicht daran erinnern. Ãberhaupt waren seine Erinnerungen an die letzten Wochen verschwommen und lückenhaft. Doch das war nun nicht
von Bedeutung. Er musste zurück nach Aram. Musste das Heft wieder in die Hand nehmen. Noch immer war die Lage in seinem Königreich ungewiss. Die Macht der Priesterschaft reichte bis in das kleinste Dorf, und Artax war sich durchaus bewusst, dass er sich mit seinen Entscheidungen in den ersten Tagen seines Königtums viele Feinde gemacht hatte. Es überraschte ihn, wie wenig Entscheidungsfreiheit ein Unsterblicher hatte. Er war genauso in Ketten geschlagen wie ein einfacher Bauer, nur dass seine Ketten aus Gold waren.
Juba trat jetzt so dicht an ihn heran, dass sich ihre Ellenbogen beinahe berührten. So könnte er sich auf den stämmigen Krieger stützen, falls ihn die Schwäche übermannte.
Bevor seine Wunde richtig zu heilen begonnen hatte, hatte Artax hohes Fieber bekommen. Er war noch immer entkräftet und wenn er eine falsche Bewegung mit dem linken Arm machte, fuhr ein stechender Schmerz durch seine Brust. Fast so, als würde Muwatta ihm ein zweites Mal sein Schwert in den Leib rammen.
»Wir werden das Königreich verändern«, sagte Artax. Seine Stimme zitterte, aber er war noch immer entschlossen, seine Macht zum Guten zu nutzen, solange ihm die Zeit dazu blieb.
Juba bedachte ihn mit einem undeutbaren Blick.
Artax wusste, dass er majestätisch aussehen sollte, und so reckte er das Kinn und straffte seinen Körper. Er trug die Rüstung eines Unsterblichen â den prächtig bestickten Leinenpanzer mit dem bronzenen Löwenhaupt und die fein ziselierten Armschienen, auf denen Bilder springender Löwen prangten. Zwar hatte seine Haut in den langen Wochen der Krankheit einen fahlen Ton angenommen, aber Artax hoffte, der Prunk seiner Rüstung würde darüber hinwegtäuschen. Sein langes, schwarzes Haar war mit Duftölen behandelt und fiel ihm in strähnigen Locken bis auf die Schultern. Sein üppiger Bart war frisch gestutzt und reichte wie ein öliger, schwarzer Klotz auf seine Brust herab. Der Bart war wichtig. Er war ein Zeichen seiner Manneskraft und jeder wusste das, denn Jünglingen und Schwachen spross kein solcher Bart. Er war ein
Symbol für die Kraft seiner Lenden und seines Schwertarms. Wenn er ehrlich war, waren sein Bart und das Haar kräftiger geworden. Der Löwenhäuptige musste ihn gestärkt haben. Um die Hüften hatte er ein Leopardenfell geschlungen. Ein schwerer purpurner Umhang lag um seine Schulten. Die Brosche, die ihn hielt, zeigte das Zeichen der geflügelten Sonne. Ebenso wie der Saum des Umhangs, an dem sich das Symbol der Flügelsonne dutzendfach wiederholte. Es war Artax wichtig, seine Verbundenheit zu den Göttern zu zeigen. Nicht mit ihnen lag er im Streit, sondern mit ihren heuchlerischen Dienern. Jeder im Reich sollte das wissen.
Er blickte auf die prächtige Prozession, die an ihm vorbei zur Goldenen Pforte zog. Seine Leibwachen, die Himmelshüter, flankierten den Zug. Sanfter Wind bauschte ihre langen, weiÃen Umhänge und die Sonne funkelte golden auf ihren polierten Rüstungen und Helmen. Ihre Speerspitzen aber waren silbern, geschmiedet aus Eisen, und jede einzelne war ein Vermögen wert. So mächtig das Reich Aram auch war, vermochte Artax gerade einmal seine Leibwächter mit diesen kostbaren Waffen auszustatten. Schwerter und Dolche aus dem kostbaren Metall trugen nur seine Satrapen und Feldherren. Sie waren kostbarer als Gold oder Sklavinnen von den Schwimmenden Inseln.
An der Spitze des Zuges gingen seine Tierbändiger. Sie führten Leoparden an goldenen Ketten, Jagdhunde, deren Fell man purpurn gefärbt hatte, auf dass jeder wusste, dass die groÃen Tiere dem Unsterblichen gehörten. Der zweizahnige Kopfschwänzler folgte den Hunden. Ein Geschenk, das Aaron vor Jahren von einem König jenseits der Glaswüste erhalten hatte. Das graue Ungeheuer war gröÃer als eine Bauernhütte. Ledrige Ohren, lang wie Wickelröcke hingen seitlich von seinem Kopf herab. Es hieÃ, auch Muwatta besäÃe so ein
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