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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Augen traten und sie aufstöhnte. Blut perlte über ihre Oberlippe. Plötzlich strich ihr ein eisiger Hauch über das Gesicht. Ein Schauer überlief sie. Ihre Nase war wie taub. Der Schmerz verebbte.
    Â»Was war das?«
    Â»Ein wenig Magie. Mich wundert, dass sich niemand um dich gekümmert hat. Obwohl …«
    Nandalee wartete, ob Lyvianne noch etwas sagen würde, doch die Elfe zog es vor zu schweigen.
    Â»Du denkst, sie mögen mich nicht.«
    Â»Ich würde eher sagen, sie fürchten Ailyn. Ailyn wollte, dass du Schmerzen hast. Das war übrigens ein wirklich bemerkenswerter Schwertstreich. Ein Hieb, um seine Gegner zu blenden. Bedauerlich, dass dabei die Nase im Weg steht.«
    Â»Das bekommt sie zurück.«
    Â»Jetzt, meine Liebe, phantasierst du. Du warst zwar auf gewisse Art respekteinflößend in deinem Aufbegehren gegen Ailyn, aber
es ist vollkommen unwahrscheinlich, dass du sie jemals besiegen wirst. Ich hoffe, dir ist klar, dass sie mit dir gespielt hat. Wenn es ihr ernst ist, dann tötet sie mit dem ersten Hieb. Leg dich nicht mit ihr an. Eine gute Kriegerin zeichnet aus, dass sie Kämpfe, die sie nicht gewinnen kann, meidet. Und du willst doch eine gute Kriegerin werden.«
    Â»Das hört sich nicht an, als seiest du eine Kriegerin«, entgegnete Nandalee derb und konnte sich gerade noch beherrschen, die fremde Elfe nicht feige zu nennen.
    Â»Was ist eine Kriegerin?«, fragte sie provozierend ruhig.
    Â»Dämliche Frage. Eine Kämpferin, die für eine Sache streitet und mutig genug ist, um dabei ihr Leben zu wagen.«
    Â»Und du meinst, dafür muss man ein Schwert in den Händen halten?«
    Â»Wie sonst sollte man kämpfen! Natürlich könnte eine Kriegerin auch einen Bogen benutzen oder …« Sie hatte das Gefühl, aufs Glatteis geführt zu werden. »Wahrscheinlich können auch Zauberweber in einem Kampf nützlich sein«, gab sie schließlich zu.
    Lyvianne lachte leise. »Ja, das können sie. Ebenso wie Spitzel, die sich unbewaffnet und allein mitten unter die Feinde wagen, um deren Schwächen auszuspähen. Ist ihre Aufgabe vielleicht nicht noch gefährlicher als die derjenigen, die, umringt von Gefährten, in einer Schlacht stehen? Sie sind ganz auf sich gestellt. Niemand wird ihnen helfen, wenn sie entdeckt werden.«
    Â»Bist du so ein Spitzel?«
    Â»Wenn ich es wirklich wäre, dürfte ich dir nicht davon erzählen oder müsste dich belügen. Reden wir lieber von etwas anderem. «
    Nandalee versuchte erneut, die Augen zu öffnen, doch es wollte ihr nicht gelingen, und so rief sie sich Lyviannes Gesicht ins Gedächtnis. In ihrem schmalen Antlitz hatte Härte gelegen. Sie konnte sie sich allein unter Feinden vorstellen. Ein Feigling war sie wohl nicht.

    Â»Kannst du Flöte spielen?«
    Nandalee schüttelte den Kopf und bereute die Bewegung sofort. Ein dumpf pochender Schmerz meldete sich in ihrem Hinterkopf. »Das ist nutzlos. Zeitverschwendung.«
    Â»Was das angeht, wirst du an deinen Überzeugungen arbeiten müssen oder du wirst niemals unter die Drachenelfen aufsteigen. «
    Â»Du willst jetzt nicht behaupten, sie würden Flöte spielen und den Feinden Albenmarks ein Ständchen bringen.«
    Â»Wir denken hier nicht nur daran, wie ihr eines Tages gegen unsere Feinde bestehen könnt. Ihr müsst auch vor euch selbst bestehen. Damit ein Leben nicht völlig aus den Fugen gerät, gilt es, das Gleichgewicht zu wahren. Deine Hauptaufgabe wird es sein zu zerstören, Leben zu vernichten und wenn man weiter blickt, dann wirst du vielleicht sogar mithelfen, Kulturen zu zerstören und Ideen auszulöschen. Denn die Feinde, die wir töten, sind nicht allein jene, die mit dem Schwert in der Hand daherkommen. Dieser Aufgabe kannst du auf Dauer nur gewachsen sein, wenn dein Charakter gefestigt ist und du bis ins Innerste davon überzeugt bist, das Richtige zu tun. Auch die stärkste Seele wird eines Tages mit Zweifeln ringen. Ich bin noch niemandem begegnet, den das Blutvergießen nicht irgendwann in tiefste Selbstzweifel stürzt. Deshalb ist es wichtig, dass du auch etwas erschaffst. Dass du mit dem Schönen in der Welt verbunden bleibst. Ailyn zum Beispiel singt, wenn sie alleine ist. Ich aber kann all meine Traurigkeit in mein Flötenspiel geben, und mit jeder Note, die ich spiele, wird mir mein Herz leichter. Andere von uns erschaffen

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