Drachenelfen
gefürchtet hatte, die Prüfungen der WeiÃen Halle nicht zu überleben. Bidayn lächelte freudlos. Das waren Tagträume! Man konnte wohl kaum verschiedener von ihr sein, als die selbstbewusste Lyvianne es war. Sie war sicherlich niemals schwach gewesen.
Als sie einen der von Rosenranken eingefassten Gartenwege erreichten, die zu den verschiedenen Ãbungsplätzen führten, blieb Lyvianne unvermittelt stehen. »Dir ist unangenehm, dass ich bei dir bin, nicht wahr?«
Bidayn vermochte sich dem Bann der waldgrünen Augen nicht zu entziehen, die auf sie gerichtet waren. »Es ist nicht â¦Â«, brachte sie stammelnd hervor, unfähig, den Satz zu einem sinnvollen Ende zu führen.
»Ich war bei deiner Freundin, nachdem Ailyn sie so übel zugerichtet hat. Damit dies kein weiteres Mal geschehen wird, begleite ich dich jetzt. Du bist mir anvertraut. Das nehme ich sehr ernst!
Wer sich gegen dich stellt, der fordert auch mich heraus. Ailyn weià das. Sie wird sich zügeln, wenn ich anwesend bin.«
Bidayn war ihr dankbar und zugleich fühlte sie sich elend. Nandalee brauchte keinen Aufpasser! Kaum dass sie die WeiÃen Hallen erreicht hatten, hatte sich ihre Freundin bereits einen Namen gemacht. Niemand würde sich ohne Not mit ihr anlegen.
»Was heiÃt zügeln?«, fragte Bidayn zurückhaltend.
»Du wirst nicht ohne blaue Flecke davonkommen. So ist das bei Schwertkampfübungen. Aber vertrau mir â was Nandalee widerfahren ist, wird dir erspart bleiben.«
»Warum muss ich überhaupt Schwertkämpfen lernen? Ich kann das nicht! Ich habe andere Talente.«
Lyvianne lächelte. »Ich weiÃ. Und diese anderen Talente werde ich nach Kräften bei dir fördern. Aber bei den Aufgaben, die uns in Zukunft erwarten, ist es unumgänglich, auch kämpfen zu können. Wir werden eine neue Welt erschaffen, Bidayn. Aber die alte Welt wird sich gegen uns wehren. Schon von alters her haben sich die Devanthar gegen die Alben verschworen. Nicht, weil sie böse sind, sondern weil sie den Wandel lieben. Deshalb ist es unmöglich, mit ihnen einen Pakt zu schlieÃen. Sie werden sich nicht daran halten. Sie können eine fest gefügte Ordnung einfach nicht anerkennen. Deshalb müssen wir sie beobachten und bekämpfen. Und das nicht erst, wenn sie bis nach Albenmark vorstoÃen. Dann ist es zu spät. Jetzt, in dieser Stunde, greifen sie nach Nangog. Sind sie aber erst die Herren zweier Welten, dann wird letztlich auch Albenmark fallen. So wie wir für die Drachen und Alben kämpfen, sind ihre Krieger Menschen. Ein Elf unter Menschenkriegern ist wie ein Senner im Kornfeld. Selbst du, Bidayn, wirst nach nur einem Jahr in der WeiÃen Halle fast jeden Streiter der Menschen besiegen können. Das wissen auch die Devanthar. Deshalb sorgen sie dafür, dass sich die Menschen vermehren wie die Läuse. Schon jetzt gebieten ihre Herrscher über Zehntausende von Kriegern. Nangog benutzen sie als ein groÃes Kornfeld. So können die Menschenweiber noch mehr Kinder gebären
und groÃziehen. Wenn wir noch zwei- oder dreihundert Jahre tatenlos zusehen, werden sie kommen und uns einfach überrollen. Damit dies nicht geschieht, gibt es uns, Bidayn. Die Drachenelfen.«
Bidayn nickte andächtig und fühlte sich geschmeichelt, dass die Lehrerin so offen und aufmerksam zu ihr sprach, aber dann kamen ihr Zweifel. »Aber wenn wir doch so wenige sind, wie sollen wir dann siegen? Ist unser Kampf nicht schon längst verloren? «
»Wir kämpfen nicht nur mit dem Schwert, Bidayn. Es gibt viele Arten, auf die Schlachten ausgetragen werden â¦Â« Lyviannes Blick verlor sich einige Herzschläge lang in der Ferne. Bidayn schien es, als sei ein alter Schmerz in ihrer Lehrerin neu aufgeflammt. Ihre Augen wirkten traurig und die strahlende Kraft, die Lyvianne stets umgab, war erloschen. Doch dies währte nur einen Augenblick, dann hatte die Drachenelfe sich wieder gefasst.
»Wir werden siegen«, sagte Lyvianne mit fester Stimme. »Doch dazu müssen auch wir uns verändern. Wir müssen vollkommen sein. Es reicht nicht, so zu bleiben, wie die Alben uns erschaffen haben. Wir müssen über uns hinauswachsen, müssen lernen, die Magie zu meistern. Sie tief verstehen, sodass das Zauberweben für uns so selbstverständlich und beiläufig wie das Atmen wird. Dies ist unendlich viel schwieriger, als eine gute
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