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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schwertkämpferin zu werden. Und deshalb halte ich so große Stücke auf dich, Bidayn. In dir sehe ich die Zukunft. Du wirst eine Meisterin der Magie sein, wenn du mir auf dem Weg folgst, den ich dir weise. Schwertkämpfer gibt es viele! Du aber bist einzigartig. Und nun komm … Bringen wir das Notwendige, so gut es geht, hinter uns.«
    Bidayn traute ihren Ohren nicht. Nie zuvor hatte jemand sie einzigartig genannt. Lyvianne war einzigartig! Dass die Drachenelfe all diese Eigenschaften, die sie mächtig gemacht hatten, auch in ihr zu erkennen vorgab, überwältigte Bidayn und schüchterte sie zugleich auch ein. Sie wollte Lyvianne um keinen Preis
enttäuschen. Und doch zweifelte sie daran, dass sie so hohe Erwartungen jemals erfüllen könnte.
    Bidayn folgte ihrer Lehrerin bis zu einer etwas abseits der Weißen Halle gelegenen Wiese, die von hohen Hecken eingefasst war. Ailyn war bereits dort. Ebenso wie Gonvalon und Nandalee.
    Â»Pünktlichkeit ist keine noble Tugend, Bidayn, sondern eine Selbstverständlichkeit, wenn du von einer Lehrerin der Weißen Halle zu einer Unterrichtsstunde bestellt wirst«, empfing sie Ailyn.
    Â»Ich entschuldige Bidayn«, entgegnete Lyvianne, noch ehe Bidayn auch nur den Mund aufbekam. Der frostige Empfang erinnerte Bidayn sofort wieder daran, wie die kleine, zierliche Ailyn Nandalee blutig geschlagen hatte.
    Â»Sie wurde durch mich aufgehalten«, fuhr Lyvianne fort, »weil ich so töricht war zu glauben, der Weg hierher sei lang genug, um sie mit der Theorie zu einigen besonderen Vorsichtsmaßnahmen beim Durchschreiten eines Albensterns vertraut zu machen. So sollte dein Groll mich treffen und nicht meine Schülerin, die durchaus zur rechten Zeit aufgebrochen ist, von mir jedoch mit meinem Gerede daran gehindert wurde, pünktlich zu erscheinen.«
    Ailyns Blick ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie viel Glauben sie den Worten Lyviannes schenkte. Bidayns Handflächen wurden feucht, ihr Mund staubtrocken. Ihr war klar, dass sie für den Streit zwischen den beiden Lehrerinnen würde bezahlen müssen. Sie wünschte, sie wäre wieder in der Höhle des Schwebenden Meisters. Mit dem Leben und den Gefahren dort hatte sie sich abgefunden gehabt.
    Â»Greif mich an, Bidayn«, sagte Ailyn kühl. Sie stand in leichter Schrittstellung in der Mitte der Wiese und hielt in der Rechten einen schwertlangen Stock.
    Â»Ich habe noch keine Waffe«, entgegnete Bidayn verwirrt. Was sollte das?
    Â»So kann das Schicksal spielen.« Ailyn machte einen Schritt in ihre Richtung und hob den Stock, dessen Spitze bisher zum Boden
gewiesen hatte. »Manchmal trifft man ganz überraschend und unbewaffnet auf einen Feind.«
    Â»Aber wie soll ich ohne Schwert kämpfen?« Bidayn blickte zu Nandalee, aber ihre Freundin schien genauso überrascht wie sie.
    Ailyn kam näher. Sie war nur noch drei Schritte entfernt.
    Bidayn wich zurück, dann drehte sie sich um und versuchte zu fliehen. Fast im selben Augenblick traf sie ein Schlag in den Rücken. Sie stöhnte auf – nicht so sehr wegen des Schmerzes, sondern weil Ailyn sie vorführte. Der Hieb hatte vor allem ihren Stolz verletzt.
    Â»Wende einem Feind nicht den Rücken zu«, sagte die Fechtlehrerin kühl. »Und versuche nicht fortzulaufen, es sei denn, du bist dir sicher, dass du viel schneller bist. Geh in die Mitte der Wiese! Wir versuchen es noch einmal.«
    Bidayn atmete tief ein. Sie unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen zu steigen drohten. Gegen ihren Willen hatte sich kurz ihr Verborgenes Auge geöffnet. Lyviannes Aura strahlte im hellen Rot kaum beherrschter Wut. Ailyn hingegen war von einem goldenen Licht umgeben. Sie war ganz ausgeglichen! Als Einzige hier auf der Wiese. Das zu wissen machte Bidayn ein wenig Mut. Die Fechterin war also nicht zornig auf sie. Sie wusste, was sie tat.
    Â»Versuchen wir es also noch einmal.« Ailyn hob ihre Waffe. Sie war vier Schritt entfernt. »Du triffst unbewaffnet auf einen Feind mit einem Schwert. Was tust du?«
    Â»Ich ziehe mich in die Sicherheit der eigenen Linien zurück.«
    Ailyn lächelte abfällig. »Du ziehst es also vor, andere für dich kämpfen zu lassen.«
    Â»Geht es um Stolz oder Sieg? Jeder sollte das tun, was er am besten kann. Und mit der Waffe in der Hand zu kämpfen gehört ganz gewiss nicht zu meinen Stärken.«
    Ãœberraschenderweise

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