Drachenelfen
Wohlgeruch wie Blütenhauch. Das Licht wurde heller, wo es Metall berührte. Mit dem Nebel tastete schneidende Kälte nach ihm. Plötzlich schien sich alles um seinen Kopf herum zusammenzuziehen. Obwohl er den Maskenhelm trug, fühlte es sich an, als fege ihm ein scharfer Wind ins Antlitz. Ein Druck war in seinem Kopf, Tränen stiegen ihm in die Augen und er kämpfte gegen Ãbelkeit an. Gegen den Drang, den Helm vom Kopf zu reiÃen. Der Blütenduft war einem metallischen Geruch gewichen. Ein bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge. Nun knisterte es rings um den Helm, und er musste all seine Willensstärke aufbieten, um ihn nicht abzunehmen. Plötzlich lag seine rechte Hand am Schwert. Er zog es aus der Scheide! Ganz langsam richtete er die Spitze der Waffe gegen seine Brust. Na groÃartig, dachte er, denn es war die einzige Klinge weit und breit, die den von Magie durchwobenen Leinenpanzer durchdringen konnte. Wehr dich, verdammt, wehr dich!
Die Schneide zerteilte die verleimten Stoffschichten. Er spürte den eisigen Kuss des Schwertes auf nackter Haut. Ein kalter Schmerz durchfuhr ihn und Blut sickerte in den Stoff der Rüstung. So durfte es nicht enden! Es war noch so vieles zu tun!
Almitra!, dachte er. Shaya! Er hatte sie nicht ein einziges Mal geküsst. Ihr nicht ein einziges Mal jene Strähne aus der Stirn gestrichen, die sie so unverwechselbar machte. Ihr nie von seinen Träumen erzählt oder ihre Sehnsüchte mit ihr geteilt. Nein, dachte er. Nein! Wer auch immer du bist, du fuÃlose Missgeburt, du
kriegst mich nicht! Mit der Linken umklammerte er sein rechtes Handgelenk und drückte die Waffe nieder. Kämpfte gegen den fremden Willen an, der ihn in den Tod treiben wollte.
Er war besessen! Nicht mehr Herr seiner Taten. Besessen ⦠Er wusste, dass viele ihn in den vergangenen Monden so geheiÃen hatten. Heimlich, hinter vorgehaltener Hand. Weil er das Königreich reformierte. Tief greifend! Er hatte das Brot der Armut gekostet. Er wollte, dass es der breiten Masse des Volkes besserging. Artax klammerte sich an seine Visionen. Konnte er in dieser selbst gewählten Besessenheit die Kraft finden, den fremden Willen, der sein Leben auslöschen wollte, niederzuringen? Er dachte an Bettler, die im Unrat der StraÃen verreckten. An Kinder, die in die Sklaverei verkauft wurden, weil ihre Eltern sie nicht nähren konnten. Und an Shaya, die eines Tages mit ihm gemeinsam ein Land regieren würde, in dem niemand mehr würde Hunger leiden müssen.
Die Klinge wich von seiner Brust zurück. Zoll um Zoll rang er sie nieder, bis plötzlich der Widerstand zerbrach. Er schrie auf und stieà das Schwert hoch in den Grünen Nebel. Flackern durchzog den Grünen Geist wie ein Gespinst haarfeiner Blitze. Dann war er verschwunden. Was blieb, war ein seltsamer Geruch, so wie er manchmal nach einem Gewitter in der Luft lag. Die Klinge mit den verschlungenen blaugrauen Wellenmustern hatte ihr Aussehen verändert. Ein vielfach verzweigtes Gespinst grüner Adern hatte sich in das Metall gefressen und ein blasser Lichtschimmer umfing die Waffe. War der Geist, der ihn hatte vernichten wollen, nun zum Gefangenen seines Schwertes geworden?
»AuÃergewöhnlich!«
Artax blickte von der Klinge auf. Er fühlte sich benommen und die Wunde in seiner Brust schmerzte.
»Wirklich auÃergewöhnlich. Jetzt verstehe ich, warum mein Bruder so vernarrt in dich ist, Artax, der du dich für Aaron den Unsterblichen ausgibst.«
Artax hob die Klinge. Wer war das? Wer wusste um das Geheimnis, das seine Existenz ausmachte?
»Oh, würdest du das Schwert gegen mich richten? Diese Klinge könnte mich vermutlich sogar töten. Aber ich glaube nicht, dass du geschickt genug bist, um mich auch nur zu berühren.« Die Stimme war tief und die Rede von seltsamen grunzenden Lauten durchsetzt. Ein unförmiger Schattenriss erschien in der hohen Tür, durch die der Grüne Geist gekommen war.
»Wer bist du?«, rief Artax.
»Dein Gott. Dein Gebieter. Der, vor dem alle Geheimnisse offenliegen. Ich bin Schrecken und Gnade.« Klackende Schritte begleiteten die Worte.
Artax blinzelte. Die Gestalt war fast drei Schritt groÃ. Bullig. Die Beine zu schlank. Ein Eberkopf wuchs aus den Schultern. Es musste ein Devanthar sein. Doch er war hässlich! Unförmig. Ganz anders als der Löwenhäuptige und die Geflügelte.
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