Drachenelfen
spüren. Dann stieà er die Waffe hinab. Das Schwert fuhr scharrend in die Scheide.
»Du gehst jetzt, Menschensohn. Und komm nie wieder hierher! Fordere mich nicht heraus! Du lebst, weil du der Liebling meines Bruders bist. Denk über meine Worte nach! Herrsche! Und was deine Neugier anbelangt â ich werde dir nichts erklären, aber du hast fast alles gesehen. Füge die Bilder mit dem, was ich gesagt habe, zusammen und lebe künftig in Furcht. Oder vergiss sie und behalte deinen Frieden â jedenfalls, was die Angelegenheiten der Götter angeht. Am Ende sind alle Götter erbarmungslos, auch wenn sie sich gütig geben. Wer seine Macht erhalten will, muss sie ausüben!«
Es wäre klüger gewesen, den Mund zu halten, aber Artax wollte
nicht einfach zurechtgewiesen und gedemütigt davonschleichen. »Wie schrecklich muss Unsterblichkeit sein, wenn alles vorhersehbar ist und sich wiederholt wie die Jahreszeiten. Sterben Götter zuletzt an Langeweile?«
Wie ein Sturm schossen Aarons Worte durch seine Gedanken. Hörst du mich, Göttlicher? Wir sind völlig deiner Meinung! Bitte verschone uns, wenn den Bauern deine gerechte Strafe trifft.
Feigling!, dachte Artax. Elender Feigling. Schleichst dich in meinen Geist und lässt Dutzende in deinen Kerkern dahinschlachten! Und dann wimmerst du wie ein altes Weib. Schäm dich, du ⦠Du ⦠Gibt es überhaupt ein Wort für so etwas wie dich?
Der Ebermann bleckte seine Zähne. Ein Lächeln? Hatte er Aarons Aufschrei gehört?
»Es stimmt, Artax. Ãberraschungen sind der gröÃte Schatz, wenn man alles besitzen kann. Ich werde dich in Zukunft aufmerksamer beobachten. Vielleicht bist du ja für eine Ãberraschung gut. Deshalb zum Schluss ein Rat. Der Krieg, den du angezettelt hast, wird nicht erst in dreiÃig Monden auf dem Schlachtfeld ausgetragen, das für das Ringen der Heere bestimmt wurde. Er hat schon längst begonnen. Wenn du bis zum Tag der Feldschlacht wartest, um zu kämpfen, hast du bereits verloren, ehe der erste deiner Krieger sein Schwert zieht. Und nun geh!«
Der Boden erbebte. Stein schliff über Stein. Die mächtige Falltür am Eingang öffnete sich. »Geh, Artax! Ãberrasche mich! Zeig mir, dass die Welt anders ist, als ich, ein Gott, es glaube!«
Artax wandte sich um. Er wusste, er würde niemals an dem Devanthar vorbei in die nächste Halle gelangen. Er konnte sich glücklich schätzen, noch zu leben. Diese Schlacht hier war nicht zu gewinnen.
Er presste seine Rechte auf die Wunde in seiner Brust. Sie hatte aufgehört zu bluten, aber ein stechender Schmerz ging von ihr aus. Das blaue Leuchten der Felswände wies ihm den Weg. In fahlem Weià hoben sich die Gebeine vom dunklen Weg ab. Wozu
hatten all diese Menschen ihr Leben lassen müssen? Waren sie gestorben, weil die Götter sich langweilten ?
Er würde dieses Spiel beenden, dachte er voller Zorn. Die Mauer, die er bauen würde, würde künftig alle Neugierigen vom Dunklen Tal fernhalten.
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Juba war wieder zu sich gekommen. Er erwartete ihn, benommen und übellaunig. Artax musste dem Kriegsmeister auf sein Pferd helfen und hielt sich dann dicht neben ihm, damit sein Gefährte nicht aus dem Sattel stürzte. Im Dunkel der Nacht kamen sie nur langsam voran. Die Sterne waren weit über den Himmel gewandert und die Dämmerung nicht mehr fern, als sie vor sich die Feuer des Nachtlagers entdeckten.
Im Lager herrschte Unruhe. Niemand schien Schlaf gefunden zu haben. Alle Männer waren auf den Beinen und umringten ihn und Juba, als sie in den Lichtkreis der Feuer kamen. Artax war unendlich müde, aber er lächelte. Der Devanthar hatte sich geirrt. Herrscher konnten doch Freunde haben!
»Erhabener!« Datames, der Hofmeister, drängte zu ihm vor. »Erhabener, kaum dass wir das Tal verlassen hatten, hat ein Bote aus Akšu uns gefunden. Etwas Schreckliches ist geschehen. Wir müssen sofort aufbrechen!«
E INE BESONDERE KUNST
Nandalee hatte ihn beeindruckt, dachte Gonvalon, obwohl er das ihr gegenüber niemals zugeben würde. Ihr Ungehorsam und ihre Widerborstigkeit hatten unerträgliche AusmaÃe angenommen. Mit ihr war der Geist der Rebellion in die WeiÃe Halle eingezogen, und er begann auf andere junge Elfen abzufärben. Insbesondere auf Eleborn.
Ihr Widerstreben, sich einer der schönen Künste zu verschreiben, war der Angelpunkt
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