Drachenelfen
aller Kraft zwischen die Schenkel. Der stämmige Krieger knickte ein und taumelte ein Stück zurück.
Artax riss sein Schwert aus der Scheide. Die Waffe beschrieb einen silbernen Bogen. Der Knauf hämmerte gegen Jubas linke Schläfe. Der Krieger ging zu Boden.
»Verzeih meinen Verrat«, sagte Artax. »Du bist mir zu kostbar, um dich zu verlieren. Und dort, wo ich hingehe, bin ich am stärksten allein.«
Artax schob das Schwert zurück in die Scheide, dann stieg er den Hang hinab und ging auf das Dunkel zu. Er vertraute auf seine Rüstung. Sie war von den Devanthar erschaffen und von Magie durchdrungen. Das Böse würde von ihr abprallen. Und was immer den Verstand der Krieger und Holzfäller so sehr verwirrt hatte, dass sie übereinander hergefallen waren, würde von den
Zaubern, die um seinen Maskenhelm gewoben waren, ferngehalten. Zumindest hoffte er das.
Es ist nicht deine Aufgabe, hier zu sein.
Angst?
Diesmal sprach er es nicht aus.
Was hätten wir schon zu fürchten?
Artax konnte spüren, dass Aaron bei Weitem nicht so selbstsicher war, wie er sich gab. Finsternis umfing ihn. Irgendwo plätscherte Wasser. Mit der Linken tastete er sich an der Felswand entlang. Geröll und Ãste lagen auf dem Weg. Zwei Mal strauchelte er. Immer wieder hielt er inne und lauschte. Der Maskenhelm verstärkte das Geräusch seines Atems. Ansonsten war es still. Auch das Wasser war nicht mehr zu hören.
Artax drückte sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Jetzt war es so dunkel, dass er die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte. Wenn ihm hier jemand auflauerte, würde er mit Sicherheit überrascht.
Plötzlich erbebte der Boden unter seinen FüÃen. Ein tiefes, grollendes Geräusch begleitete die Erschütterung â und dann war da Licht. So unvermittelt, dass Artax zusammenzuckte und sich noch fester gegen den Fels drückte. Es war nicht grün, wie er erwartet hatte ⦠Artax versuchte es einzuordnen. Vergebens! So etwas hatte er nie zuvor gesehen. Es schien direkt aus den Felswänden zu sickern.
Der Atem stand Artax in dichten Wolken vor dem Mund. Es war so kalt wie hoch auf dem Gipfel eines Berges. Dieses Licht ⦠Es verhielt sich nicht so, wie Licht sich verhalten sollte. Es rann die Felsen hinab. Wie eine zähe Flüssigkeit. Es war ohne Strahlkraft, gerade hell genug, um alles in seiner unmittelbaren Nähe aus dem Dunkel zu reiÃen.
Artax bemerkte, dass er zwischen Knochen stand. Da war kein Geröll auf dem Boden und kein dürres Astwerk. Nur bleiche Gerippe und Waffen und Helme aus grün angelaufener Bronze.
Behutsam tastete sich Artax weiter. Es war unmöglich voranzukommen,
ohne auf Knochen zu treten. Die Klamm wand sich in scharfen Kurven durch den Fels. Nie konnte man weiter als höchstens zwanzig Schritt sehen. Merkwürdige Kalkwucherungen überzogen mancherorts den Fels. Wie versteinerte weiÃe Tränen, dachte Artax. Was war hier verborgen, das selbst Steine weinen lieÃ?
Er zog sein Schwert und wurde sich im selben Augenblick bewusst, wie sinnlos es war. Bisher hatte er nichts gesehen, was man mit der Waffe in der Hand hätte bekämpfen können.
Wieder bebte der Fels. Ein durchdringendes schleifendes Geräusch ertönte, so eindringlich, dass es jede Faser seines Leibes vibrieren lieÃ. Kalt klebte die Maske seines Helms auf seinen Wangen. Vorsichtig tastete er sich um eine weitere scharfe Kehre der Klamm und verharrte. Vor ihm weitete sich der Weg. Die Felswände wichen auf etwa dreiÃig Schritt voneinander zurück, sodass er sogar einen Streifen Himmels, verhangen von blutroten Wolken, sehen konnte. Doch was ihn fesselte und zugleich auch schreckte, war das Ende des Weges. Eine riesige, fremdartig wirkende Statue war aus dem Felsen geschlagen. Eine auf den Fersen kauernde Gestalt mit über der Brust verschränkten Armen. Die Proportionen des Körpers wirkten falsch. Nicht menschlich! Arme und Beine erschienen zu lang und waren zugleich unnatürlich dürr. Die Gelenke von Ellenbogen und Knien hatten die Steinmetze übergroà und kugelig gestaltet, und auch der Kopf passte nicht zu den MaÃen des Körpers. Er war zu groÃ, wie bei einem Neugeborenen. Doch dieser Kopf war nach hinten verlängert. Seine Augen â starrende Kugeln, in schattige Höhlen eingesunken. Der Mund war schmal und wirkte verkniffen, das Kinn zu klein und spitz. Steinerne
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