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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gehörte, die für die Reise im fliegenden Palast ausgewählt wurden, aber als Aaron dann sie und die rothaarige Schaptu in der Nacht nach dem Himmelssturz auswählte, um mit ihm das Lager
zu teilen, war Aya überzeugt gewesen, dass ihr Schicksal nun endlich eine glückliche Wendung genommen hatte. Er hatte auch noch Mara erwählt, aber diese liederliche Schlampe hatte er nie wieder zu sich gerufen!
    Aaron war sehr verändert gewesen. Er hatte geradezu schüchtern gewirkt. Später wurde er sehr leidenschaftlich, aber nie grob, so wie früher. Während der Reise im fliegenden Palast hatte er sie mehrmals auf sein Lager gerufen. Auch allein! Nach der Einsamkeit und den Gefahren des Harems war es fast wie eine richtige Liebesgeschichte gewesen. Doch mit der Rückkehr in den Palast von AkÅ¡u wurden all ihre Hoffnungen zerschmettert. Aaron war fast nie dort. Er unternahm endlose Reisen. War er im Palast, kam er nur selten in den Harem, und wenn doch, so meist nur, um mit ihnen allen gemeinsam zu speisen und ein wenig zu plaudern. Einigen Frauen gefiel das. Vor allem den älteren und denen, die Kinder von ihm hatten. Aber viele verzweifelten daran. Ihr Schicksal war es, in ihrem ganzen Leben nur einen Mann zu haben, den sie mit vielen anderen teilen mussten. Und nun erschien dieser Mann nicht mehr, um im Harem seine Pflicht zu tun.
    Manche munkelten, er sei gar nicht der richtige Aaron. Muttermale waren verschwunden oder an anderer Stelle und wenn er sie liebte, so tat er es mit mehr Kraft und Leidenschaft, er war zärtlich und hatte keine von ihnen mehr verletzt. Jedenfalls nicht körperlich. Dafür umso mehr ihre Seelen! Sie waren dazu verdammt, im Harem zu versauern. Es gab hier allein dreiundzwanzig Mädchen, die ihm noch nie beigelegen hatten. Jungfrauen! Sie würden alt werden, ohne jemals die Liebe genossen zu haben. Manche entschieden von sich aus, sich geriebenes Glas ins Essen zu mischen.
    Sie würde das niemals tun, hatte Aya schon vor einiger Zeit entschieden. Sie war eine Kämpferin. Sie war das Mädchen, das ihrem Vater den Jungen ersetzt hatte. Sie würde nicht einfach aufgeben. Sie war entschlossen, einen Weg aus dem Palast zu finden. Nach Hause könnte sie nie mehr zurück und sie hatte keine Ahnung, was ihr die Zukunft bieten würde, aber alles war besser, als
im Harem langsam zu versauern. Es hieß, dass Frauen, die keinem Manne beiwohnten, mit der Zeit einen sauren Körpergeruch annahmen. Einige der älteren Frauen, jene, die sich auch nicht mehr jeden Tag wuschen, verströmten tatsächlich einen solchen Duft. Das hatte sie selbst schon gerochen.
    Aya dachte an jene Handleserin, die vor ein paar Tagen im Harem zu Gast gewesen war. Eine willkommene Abwechslung, dachten viele. Aber die Frau hatte Unglück gebracht! Sie sprach mit jedem Mädchen, das sie zu sich rief, allein. Aya hatte die Frau gar nicht sehen wollen, denn sie entschied ganz allein über ihre Zukunft – und die stand ihr gewiss nicht von Geburt an in die Hand geschrieben! Schaptu und Mara waren abergläubische, dumme Dinger. Die Alte hatte beiden gesagt, ihre Lebenslinie sei kurz. Sehr kurz! Wer wollte so etwas wissen! Gerüchteweise hatte sie das noch etlichen anderen Mädchen verkündet. Vor allem den Jüngsten. Jenen, die noch nicht das Lager mit Aaron geteilt hatten und dafür alles geben würden. Was erwartete sie?
    Ein tiefer, grollender Laut riss Aya aus ihren Gedanken. Sie blickte über den Mauerrand. Unter ihr lag die Löwengrube. Im Gegensatz zu den Wächtern auf der fernen Mauer schienen die Raubkatzen sie bemerkt zu haben. Ein Löwe mit mächtiger schwarzer Mähne stützte die Pfoten gegen die Mauer und blickte zu ihr hinauf. Sternenlicht brach sich in den Raubtieraugen. Aya wich zurück.
    Die Gittertür am Ende der Rampe, die hinab in die Grube führte, war offen. Aya hatte davon flüstern hören, dass auf einigen der Höfe des Nachts Löwen als Wachen umherstreiften, hatte es aber nicht geglaubt. Bis jetzt.
    Hastig kroch sie weiter. Immer dicht an die niedrige Brüstung gedrückt, die das Flachdach abgrenzte, und blickte verzweifelt über das Meer von Terrassen und Flachdächern. Kaum ein Gebäude war höher als drei Geschosse. Nur der Garten, der Teil des Harems war, ragte weiter empor. Wie eine weite Treppe lagen die verschiedenen Terrassen des Gartens übereinandergestaffelt. Sie
alle waren von

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