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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Rohlederfront des Streitwagens und es fühlte sich an, als seien die Geister der Berge auf ihn herabgestürmt, um ihn mit unsichtbaren Krallen in den Abgrund zu zerren. Holz schrammte über die Felswand. Er musste dichter am Abgrund gehen. Zwei Fuß breit trennten ihn vom Tod. Unter ihm flog der große Raubvogel, der auch schon Volodi begleitet hatte. Ein Adler. Der König des Himmels! Das konnte kein schlechtes Omen sein, dachte Juba. Die Spitzen der weit ausgebreiteten Adlerschwingen zitterten im Wind. Wie es wohl war zu fliegen?
    Juba wandte den Blick ab. Dieser Abgrund war verlockend. Er versprach einen Augenblick unvergleichlichen Hochgefühls, gefolgt
von gnädigem Vergessen. Die Berggeister heulten zornig auf und versuchten mit aller Kraft, ihn in die Tiefe zu schleudern. Kalter Schweiß rann Juba über Stirn und Wangen. Nur ein Schritt und alle Mühen hätten ein Ende. Vielleicht war ein langer Sturz ja sein Schicksal? Wäre Aaron nicht gewesen, hätte es sich schon erfüllt, als sie mit dem fliegenden Palast in den Sturm geraten waren. Nun streckte das Schicksal erneut die Hand nach ihm aus und diesmal war kein Unsterblicher hier, um ihn zu retten. Er musste es ganz alleine schaffen.

Juba biss die Zähne zusammen und starrte auf den Weg unmittelbar vor seinen Füßen. Das war die ganze Welt. Er würde sie erobern, Schritt um Schritt. Er schuldete Aaron sein Leben. Er durfte es jetzt nicht einfach wegwerfen. Der Unsterbliche brauchte ihn! Ohne ihn war Aaron hilflos. Wer wagte es schon, einem Unsterblichen die Meinung zu sagen? Wer würde die Blutarbeit für Aaron erledigen? Dem Unsterblichen fehlte die Härte, um zu herrschen. Ein Reich musste geführt werden. Das Volk musste einen Weg gezeigt bekommen.
    Wie Aaron wohl seine Härte verloren hatte? Hatte der lange Sturz sie von ihm genommen? Und was würde er wohl verlieren, wenn er stürzte?
    Vorsichtig blickte er über den Wegrand. Der Adler unter ihm war verschwunden. Er sah einen Hang, auf dem mächtige Zedern wuchsen. Was für närrische Fragen er sich stellte! Sein Leben würde er verlieren, wenn er stürzte. Das war alles!
    Er musste den verdammten Abgrund ignorieren! Er kniff die Augen leicht zusammen und wandte den Kopf nach rechts, so dass er nur noch Felsen sah. Den Weg unter seinen Füßen. Die Steilwand, aus der der Saumpfad geschlagen war. Steine.
    Starren.
    Noch einen Schritt.
    Noch einen …
    Â»Hast du Spaß, machen Arbeit von Pferd? Ist sich Engpass vorbei. Kannst du rasten.«

    Juba hob den Kopf. »Blödmann!« Er blickte zurück. Er war ein ganzes Stück zu weit gegangen. Die anderen folgten ihm. Waren es seine Worte gewesen? Hatte er das Feuer in ihren Herzen neu entfacht? Oder hatten sie einfach nur begriffen, dass sie nicht auf die Gnade der Luwier hoffen durften? Erleichtert setzte er den Streitwagen ab. »Warum hast du mich weiter laufen lassen als notwendig, du Mistkerl?«
    Â»Sieht man Kriegsmeister selten sich schwitzen.« Er lachte. »Du gewonnen hast. Dachte ich, dass mein Kreuz sich müssen brechen entzwei. Dachte ich, willst du mir zeigen, dass kannst du Streitwagen weiter tragen als ich«
    Juba sah ihn fassungslos an. Er glaubte ihm.
    H OLUNDERZAUBER
    Er war so blass. Seine Haut war weiß wie das Bettlaken, auf dem er hingestreckt lag. Ganz, als habe er all sein Blut an Matha Naht und ihre Wölfe gegeben. Unverwandt starrte er auf die Decke hinab, doch wusste sie, dass er noch viel weiter sah. Sein Anblick schmerzte sie mehr als der irgendeines anderen verlorenen Kindes. Sie hätte ihn niemals zu Matha Naht bringen dürfen!
    Lyvianne hatte gespürt, dass er zurückgekommen war, aber zunächst hatte sie ihrem Gefühl nicht vertraut. Sie war ihn erst suchen gegangen, als sie die Misteldrossel gesehen hatte. Sie war schneller als die Wölfe gewesen. Und doch nicht schnell genug …
    Sie trat an sein Bett. Er bemerkte sie nicht. Starrte immer nur weiter ins Nichts. Alle trauerten um ihn. Doch keine tat es so wie sie. Zärtlich strich sie ihm über die Stirn. »Mein Winterkind«, flüsterte sie. »Mein verlorenes Kind.«
    Sie war so stolz auf ihn gewesen. Sie hatte ihn aufgegeben. Und er hatte ihr bewiesen, dass sie sich geirrt hatte. Als Einziger!
    Lyvianne öffnete ihr Verborgenes Auge. Matha Naht war wahrlich eine Meisterin. Sie war die Dunkelheit! Ihre Lehrerin. Hätte
sie nur nie diesen Weg

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