Drachenelfen
plötzlichen sengenden Schmerzes, doch er blieb aus. Sie konnte tatsächlich den Zauber des Drachen überwinden! Wie sie es sich vorgestellt hatte, schob sie die Lichtfäden auseinander und schlüpfte hindurch.
Mit klopfendem Herzen blieb sie stehen. Es war geschafft, der Bann war durchbrochen! Die Luft, die sie umgab, war frischer und sie atmete tief ein. Endlich hatte sie die stickige, schwüle Hitze ihres Gefängnisses hinter sich gelassen. Sie lebte! Sie roch Blütenduft!
Nandalee schloss ihr Verborgenes Auge. Sie befand sich in einem Gang, an dessen Ende ein helles Licht leuchtete. Nie zuvor war sie hier gewesen. Die Wände waren nackt. Es gab keine Reliefs oder Fresken, nur Mauerwerk, so makellos gesetzt, dass man kaum die Fugen zu erkennen vermochte. Festen Schrittes ging sie auf das Licht zu. Sie war entschlossen, alles Dunkel hinter sich zu lassen. Für immer!
Bald musste sie die Augen schlieÃen. Nackt, wie sie war, trat sie aus dem Tunnel. Sie genoss die Wärme, reckte sich, atmete tief ein. Es war, als sei sie neugeboren worden.
»Das war ein langer Weg«, sagte eine vertraute Stimme. Sie drehte sich um. Geblendet sah sie kaum mehr als einen Schemen.
»Ihr musstet diesen Weg allein gehen, Dame Nandalee. Ich habe auf Euch gewartet. Die ganze Zeit.«
A M ABGRUND
Juba hatte nicht übel Lust, Volodis Kopf wirklich auf die Spitze seines Speers zu spieÃen, aber wahrscheinlich würden das die anderen schon übernehmen, sobald sich in der über zwei Meilen lang gezogenen Marschkolonne herumsprach, dass sie gescheitert
waren. Anderthalb Tage waren sie durch die Wüste marschiert und nun schon den dritten Tag in den Bergen. Das Gelände vernichtete ihre Streitwagen sicherer als jede Schlacht. Juba konnte gar nicht mehr zählen, wie viele Achs- und Radbrüche sie in diesen drei Tagen gehabt hatten. Auch neigten sich ihre Vorräte dem Ende entgegen.
Die StraÃe über die Berge war von Anfang an mehr ein Saumpfad gewesen. Aber jetzt ⦠Verzweifelt blickte der Heerführer auf den schmalen Weg, der aus der Steilwand geschlagen war. Eine Höhlung, die dem rotbraunen Fels abgerungen war, gerade breit genug, dass man ein todesmutiges, nicht zu schwer beladenes Maultier hinüberbekommen konnte. Aber einen Streitwagen â völlig unmöglich! Ihnen blieb nichts übrig als umzukehren. Und sie hatten zu wenige Vorräte. Es würde sie nicht umbringen, aber sie würden die Gürtel enger schnallen müssen.
Volodi kletterte ein Stück vor ihm auf einen Felsblock, sodass jeder ihn gut sehen konnte. Der Wind spielte mit seinem karmesinroten Umhang und seinem langen, blonden Haar. Der Mistkerl sah gut aus! Er grinste, als habe er gerade eine Schlacht gewonnen.
»Fast wir haben es geschafft, Freunde. Ist sich nur noch Weg über den Saumpfad, dann wir gelangen in fruchtbares Tal. Sind sich noch drei Tage, dann Berge fertig!«
Juba konnte nicht anders als lächeln. Volodi mochte aussehen wie ein Held, aber zu einem Redner machte ihn das noch nicht.
»Hast du in Hirn ScheiÃe?«, rief einer der Krieger. Der Zug war ins Stocken geraten. Etliche Männer drängten nach vorne, um sich anzusehen, was los war. Ãberall wurde geflucht. »Da wir nie nix kommen durch!«
»Ich dich gesehen habe, Kolja. Kannst nicht verstecken dich zwischen andere. Bist dich nur mit Maul groÃ. Ich dich kennen! Du meinst, dass ich mich habe ScheiÃe in Kopf? Dann ist sich mein Kopf immer noch mehr voll als deiner! Seid ihr alle Kinder? Muss ich mich gehen und zeigen, wie Weg nehmen. Kommt! Und
machen sich Augen auf. Besonders du, Kolja! Bist aus Drus, wie bin ich. Musst nicht sprechen schlecht von mich. Jetzt schauen!«
Volodi sprang von dem Felsen. »Kommst du mich zu helfen, Juba?«
Juba seufzte. Am liebsten wäre es ihm, nicht in die Sache hineingezogen zu werden. Wenn Volodi es falsch anpackte und er ihn unterstützte, würden am Ende ihre beiden Köpfe auf Speeren stecken. Wenn er sich jetzt aber offen gegen Volodi stellte, könnte die gereizte Stimmung von einem Augenblick zum anderen in offene Rebellion umschlagen. Wie hatte er nur so dämlich sein können, diesem Hinterwäldler zu vertrauen!
»Ich hoffe, du hast einen guten Plan«, zischte Juba.
Volodi schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Habe beste Plan!«
Der Drusnier ging zu seinem Streitwagen und schirrte die beiden Pferde aus. Dann
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