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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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bronzebeschlagenes Kästchen. Darin verstaute er das Silber.

    Â»Du lässt dein Geld hier auf dem Platz? Willst du es nicht gleich auf die Straße werfen?«
    Mitja klappte die Kiste zu. Sie konnte nicht einmal abgeschlossen werden. »Man merkt, dass du noch neu hier bist. Hier ist mein Vermögen bedeutend sicherer verwahrt als in einem Beutel an meinem Gürtel. Vor einigen Jahren haben alle Übersetzer auf dem Platz der tausend Zungen ihre Arbeit eingestellt, weil wir so häufig bestohlen wurden. Drei Tage später haben die Statthalter der sieben Unsterblichen gemeinsam ein Gesetz erlassen, dass für jeden Diebstahl, der auf diesem Platz begangen wird, hundert Missetäter hingerichtet werden, die in den Kerkern gefangen sitzen. Um zu zeigen, wie ernst es ihnen war, erfolgten noch am selben Tag die ersten hundert Hinrichtungen. Seitdem achten sämtliche Schurken dieser Stadt darauf, dass hier niemand lange Finger macht. Ich könnte das Silber ganz offen sichtbar auf dem Wolfsfell liegen lassen und es würde nicht gestohlen werden.«
    Â»Solche Macht habt ihr Übersetzer?«
    Der Alte rieb über einen Fettfleck auf seiner Tunika und lächelte. »Ja, solche Macht haben wir. Ohne uns kommt das Geschäftsleben dieser Stadt zum Erliegen. Hier werden zu viele Sprachen gesprochen. Ohne uns Dolmetscher ist man verloren.« Mitja blickte auf und sah Volodi direkt in die Augen. »Du kannst dir also vorstellen, was jemandem geschieht, der so einfältig ist, einem Übersetzer auch nur ein Haar zu krümmen.«
    Â»Nett, dass du mich aufgeklärt hast. So gesehen ist es ziemlich frech, eine Gefahrenzulage für einen Auftrag zu verlangen«, entgegnete der Krieger ruhig. Er wies zum Südende des Platzes, wo gerade ein hagerer Kaufmann mit zwei Begleiterinnen aus einer grell bemalten Sänfte stieg. Die gelben Wickelröcke der Träger wiesen sie als eine der freien Sänften der Stadt aus, deren Dienste man gegen ein paar Kupferstücke in Anspruch nehmen konnte. »Halte die Sänfte auf. Ich komme gleich nach.«
    Â»Und was machst du derweil?«

    Â»Nichts, das dir Sorgen bereiten müsste.«
    Der Alte musterte ihn. »Hast du Angst?«
    Volodi tätschelte den Griff des Schwertes an seiner Hüfte. »Es gibt nicht viel, wovor ich Angst haben müsste. Nicht alles hat einen Hintersinn. Meine Blase drückt mich«, log er. »Das ist alles. « Ohne weitere Worte zwängte er sich durch die schmale Gasse, die neben der Nische des Übersetzers auf die Rückseite des Gebäudes führte. Ein infernalischer Gestank schlug ihm entgegen. Einige Nacktratten beäugten ihn misstrauisch. Von der Pracht des Platzes war hier nichts mehr zu erkennen. Der verfärbte Putz blätterte vom Mauerwerk ab, überall lag Müll herum. Eine armlange Natter wand sich durch den Abfall. Volodi zog den Dolch des gehörnten Ehemanns unter seinen Gewändern hervor. Es wäre klüger, die Waffe nicht mit zu Quetzalli zu nehmen. Falls sie sie durch Zufall entdeckte, würde das nur zu unangenehmen Fragen führen. Vielleicht würde sie sich sogar wieder für ihren Gatten erwärmen, wenn sie befürchtete, dass er ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Weiber waren in solchen Angelegenheiten völlig unberechenbar. Besser, er hätte den Dolch nicht bei sich!
    Er drängte sich wieder in den schmalen Durchgang und blickte fasziniert über den weiten Platz. Alles hier war aus weißem Stein erbaut. Kein Schmutz war zu sehen. Eine andere Welt! So nah waren die Nacktratten und Nattern.
    Der Alte strebte rufend der Sänfte entgegen und blickte nicht zurück. Hastig trat Volodi in die Nische des Übersetzers, ließ den Dolch zu Boden fallen und schob ihn unter das abgewetzte Wolfsfell. Hoffentlich hatte Mitja recht, dass sich hier keine Diebe hinwagten. Der Dolch war sicherlich ein kleines Vermögen wert. Volodi wandte sich um und eilte der Sänfte entgegen. Mitja hatte inzwischen Platz genommen. »Was hast du in meiner Kammer gemacht?«
    Â»Mir den toten Wolf angesehen.«
    Â»Wozu?«
    Â»Ich fand, er hätte ein wenig mehr Würde verdient. Zu seiner
Zeit war er sicher einmal ein listenreicher Jäger. Du hättest ihm seine Zähne lassen sollen.«
    Der Übersetzer runzelte verständnislos die Stirn. »Spielst du damit auf mich an?«
    Â»Sehe ich aus wie jemand, der spielt?« Volodi rief den

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