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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Trägern zu, wohin sie die Sänfte bringen sollten, und lehnte sich zurück. Er dachte an Quetzalli. Er würde ihr Herz erobern, dachte er zuversichtlich.
    D AS TOTENSCHIFF
    Artax spürte den leichten Ruck, mit dem die Sänfte abgestellt wurde. »Sollen wir die Kiste mit den Logbüchern in die Schwebende Halle bringen, Herr?« Es musste einer der Träger sein, der fragte. Das fröhliche, leise Summen des Lotsen, das ihn auf dem Weg durch die Stadt begleitet hatte, brach ab. »Lasst die Kiste nur stehen. Zunächst einmal brauche ich nur dieses Buch.«
    Artax kam die Stimme des Lotsen weniger gelassen als sonst vor. Nabor war der Einzige, den er in seinen Plan eingeweiht hatte, und der Luftschiffer hatte verzweifelt versucht, ihm den Unsinn wieder auszureden. Aber Artax war fest entschlossen. Shaya war das Leuchtfeuer in der Finsternis der Niedergeschlagenheit, die ihn umfangen hatte, nachdem sein Besuch in Isatami auf so spektakuläre Weise fehlgeschlagen war. Er war nicht dazu geschaffen, ein Herrscher zu sein. Zu vieles schlug ihm fehl und zerstörte Leben. Vielleicht, so dachte er, war seine Sehnsucht nach der Prinzessin nur eine weitere Narretei. Liebe konnte man es wohl nicht nennen, denn schließlich waren sie einander kaum begegnet, und beim Besuch im Palast des Statthalters hatte Shaya ihn durch nichts in seinen Hoffnungen bestärkt. Höflich und distanziert war sie gewesen. Ganz so, wie es der Befehlshaberin der Palastwache zukam. Sie hatte ihn mit Heilkundigen und sogar einem Geisterrufer besucht, als er nach seinem Kampf mit Muwatta
schwer verwundet darniedergelegen hatte. Und er hatte ihr nicht den Salut vergessen, mit dem sie und ihre Krieger ihn verabschiedet hatten, als er die Goldene Stadt verließ. Dies war einer der stolzesten Momente seines Lebens gewesen.
    Doch all das war ein schwaches Fundament für den Palast seiner Liebe. Er seufzte. Nein, nicht Liebe. Es war eine Narretei. In seinen Träumen war Shaya ihm das Bindeglied zwischen seinem alten und seinem neuen Leben geworden. Die Almitra des unsterblichen Bauern Artax. Vielleicht würde sie nie so sein wie in seinen Träumen. Vielleicht würde sie auch neue Träume in ihm wecken. Er war bereit, dieses Abenteuer einzugehen.
    Artax konnte hören, wie sich der alte Lotse erhob und aus der Sänfte stieg. »Dort drüben in der Schenke habe ich Kredit, Jungs. Ihr sollt auch nicht leben wie die Hunde! Trinkt einen auf mich. Ich werde die Zeche zahlen. Aber wehe, ihr lauft nicht mehr geradeaus, wenn ich nach Hause möchte.«
    Die Sänftenträger bedankten sich ausgelassen. Dann hörte Artax ihre Schritte verklingen. Nabor klopfte auf den Deckel der Kiste. »Ihr könnte herauskommen, Erhabenster.« Der schwere Deckel hob sich, Artax streckte erleichtert seine Glieder und sah sich um. »Nächstes Mal müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen als diese Kiste.« Etwa hundert Schritt entfernt erhob sich auf hölzernen Stelzen ein hell erleuchtetes Kuppelzelt aus roter Seide. Sie befanden sich auf einer aus dem Fels geschlagenen Terrasse am Rand der Goldenen Stadt. Hunderte Frachtkisten und allerlei Ausrüstung für Wolkenschiffe lagerten hier. Etliche Steintürme säumten die Terrasse und die nahe gelegenen Hänge. Hier ankerten die Wolkenschiffe der Freihändler, die nicht in Diensten eines der sieben Großreiche standen. Hier lag auch das Totenschiff vor Anker, wie man jenes Wolkenschiff inzwischen nannte, das er einst herrenlos treibend gefunden hatte.
    Â»Ich mache das nicht noch einmal mit, Erhabener«, knurrte Nabor mürrisch. »Ich …« Er fluchte. »Ihr habt doch alle Macht, die man sich nur wünschen kann. Wenn Ihr dieses Mädchen in
Euren Harem holen lasst, werden sich die Ischkuzaia ja wohl nicht sträuben. Das ist doch eine Ehre, verdammt noch mal. Und das hier …« Er hob hilflos die Hände. »Dazu fehlen mir einfach die Worte. Flieht heimlich aus dem eigenen Palast, als sei er ein Dieb. Unfassbar! Das ist eine Dummheit ohnegleichen! Ihr wisst, diese Welt ist nicht für Liebe erschaffen!«
    Statt auf die Klagen Nabors einzugehen, grinste Artax. »Ich bin in drei Stunden wieder zurück in der Kiste.«
    Â»Ja, ja …« Nabor murmelte noch etwas Unverständliches, dann ging er zu dem beleuchteten Zelt, in dem sich die Lotsen versammelten und einander ihre kostbaren Karten zeigten. Ein anderes Mal

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