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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nicht feige! Aber unsere Geisterrufer sind von großer Sorge erfüllt. Sie sagen, die Geister spüren ein großes Unheil nahen. Ein Unheil, das alle Welten erschüttern und selbst die Götter Demut lehren wird.«
    Das war nun endgültig blanker Unsinn, dachte Artax. »Dieser Gedanke ist in sich nicht schlüssig. Wie könnten die Götter, die die Welten erschaffen haben und alles, was darauf lebt, ein sich anbahnendes Unheil übersehen, das sie und ihre Schöpfung gefährdet? Das ist unwahrscheinlich. Das muss auch dir einleuchten.«

    Â»Deine Annahme setzt voraus, dass die Götter vollkommen sind. Was, wenn das ein Irrtum ist? Was, wenn auch ihre Taten von Eigennutz und falschem Stolz beherrscht werden? Warst du noch nie von den Göttern enttäuscht? Hast du dich noch nie ihrer Willkür ausgeliefert gefühlt?«
    Artax dachte an den Brand der Schilfbündelhallen und wie verzweifelt er damals gewünscht hatte, der Löwenhäuptige würde helfen. Ja, er kannte den Zweifel an den Göttern! Aber was würde bleiben, wenn er den Glauben an den letztlich guten Willen des Löwenhäuptigen verlor? Und wie lange würde er überleben, wenn der Devanthar es bemerkte? Er musste sich gegen dieses giftige Gedankengut, diesen Irrglauben sperren! »Welche Gefahr sehen die Geisterrufer hier in Nangog?«, wechselte er abrupt das Thema.
    Â»Ist ein Wolkenschiff voller Toter keine deutliche Warnung? Keiner weiß, wie sie gestorben sind. Doch alle kennen ihr Schicksal. Und wer immer mit einem Wolkenschiff eine neue Reise beginnt, tut dies mit dem Herzen voller Furcht. Und die Grünen Geister … Heute Nachmittag erst entdeckten die Wachen an den Flusstürmen einen besessenen Schiffer. In seinem Leib wäre fast einer der Geister durch den magischen Wall gedrungen. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas geschah. Die Geisterrufer sagen, dass die Grünen Geister versuchen, sich in unsere Seelen festzukrallen. Aber es ist, als wolle man sich an polierten Stein klammern. Sie finden selten Halt. Und selbst wenn es gelingt, gleiten sie nach wenigen Augenblicken wieder aus unseren Seelen. Doch was wird geschehen, wenn sie eines Tages einen finden, der anders ist? Einen, in dem sie verweilen können? Unsere Geisterrufer haben große Angst vor ihnen. Sie haben Angst, dass ihre Gabe vielleicht das sein könnte, was die Grünen Geister suchen. Ein Halt, der es ihnen erlaubt zu bleiben. Unerkannt. Deshalb verlassen sie die Goldene Stadt nicht und verweilen selten länger als für einige Stunden hier auf Nangog.«
    Und wenn es schon geschehen ist, dachte Artax. Was würden die Grünen Geister tun? Was war ihr Ziel? Konnten sie vielleicht
sogar von einem Unsterblichen Besitz ergreifen? Nein, ganz gewiss nicht. Nicht von einem Unsterblichen! Das würden die Devanthar niemals zulassen. Aber gab es andere? Er fand die Vorstellung zutiefst beunruhigend und entschied sich, lieber daran zu glauben, dass die Devanthar keinen einzigen Menschen den Geistern überlassen würden. Nicht weil sie so edelmütig waren, sondern lediglich, weil sie nicht dulden würden, dass irgendein Geist etwas stahl, das ihnen gehörte.
    Shaya sah ihn unverwandt an. Las sie an seinem Antlitz ab, was er dachte? »Und, Prinzessin … Hast du einen Plan, wie wir die Welt retten können?« Die Frage war ihm einfach so herausgeplatzt. Es war eine Almitra-Frage. Eine Frage für lange Nächte am Kamin bei Kohlsuppe und Brunnenwasser. Auch Shaya hatte er diese Frage im Geiste schon gestellt. Jetzt, so wurde Artax mit einem Mal bewusst, würde sich erweisen, wie viel die Shaya seiner Träume mit der wirklichen Shaya gemein hatte. Was würde er darum geben, jetzt ihr Gesicht zu sehen und nicht nur einen Schattenriss!
    Â»Hast du schon einmal im Himmel getanzt?«
    Was sollte das jetzt? Jedes Mal, wenn er glaubte, sie ein wenig zu verstehen, brachte sie ihn wieder aus der Fassung. Die Barbarenprinzessin, die eine Kriegerin war und die Texte von Philosophen las, die an Geister glaubte, aber an ihren Göttern zweifelte. Immerhin, sie hatte ihn nicht ausgelacht. Das war gut, dachte er. Das war sehr gut. Das war fast schon ein Anfang.
    Â»Hast du?«
    Â»Ich … Nein.«
    Sie nahm seine Hand und zog ihn zu der Sprossenleiter, die hinauf ins Wolkenschiff führte. Sie hatte einen festen Griff. Ihre Handfläche war ein wenig feucht. Sie war sich also

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