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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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auch nicht so sicher, wie sie wirkte.
    Â»Wohin gehen wir?«
    Â»Ein Philosoph aus meinem Volk hat einmal gesagt: Erst wenn du keinen Weg mehr siehst, der dich zu deinen Zielen führen wird, bist du völlig frei.«

    Das war Artax zu hoch.« Ich verstehe nicht …«
    Â»Das ist doch leicht«, sagte sie. »Du bist frei, weil du erst dann jeden Weg gehen kannst.«
    Sie lachte. Es klang nicht verletzend oder herablassend. Ganz gleich, was die Nacht noch bringen würde – allein für dieses Lachen hatte sich alles gelohnt. Für ein Lachen von ihr würde er den Zorn des Löwenhäuptigen herausfordern.
    A M ENDE DER STIEGE
    Volodi war gereizt. »Gleich«, entgegnete er, als der Dolmetscher »Wann gehen wir?« fragte. Zum vierten Mal bereits. Mindestens.
    Volodi spähte durch die Vorhänge zu dem kleinen Haus in der Mitte der Straße. Er wusste, dass ihnen im Grunde keine Zeit blieb. Durch das obere Fenster fiel Licht. In jenem Zimmer hatten sie sich geliebt. Volodi hatte gehofft, Quetzallis Schattenriss zu sehen, aber da war nur das Licht.
    Â»Gut, gehen wir«, murrte Volodi, schob den Vorhang der Sänfte zur Seite und drückte dem vordersten Träger einige Kupferstücke in die Hand. Hinter ihm schob sich der Übersetzer aus der Sänfte und stützte sich schwer auf seinen Gehstock. Volodi sah sich nicht nach ihm um. Sein Blick wanderte von der Tür zum Fenster. Sein Kriegerinstinkt sagte ihm, dass es falsch war, noch einmal hierher zurückzukommen. Was konnte er hier noch gewinnen? Nur ein paar Worte. Es war vorbei! Dennoch lief er entschlossen auf die Tür zu – leicht geduckt, als würde das helfen, seine hünenhafte Gestalt in der Gasse verschwinden zu lassen. Seine Hand lag am Griff des Schwertes an seiner Hüfte.
    Mit der Schulter drückte er die Tür auf. Sie war unverschlossen, so wie sie es immer gewesen war. Wieder umfingen ihn die Gerüche, die ihm in den wenigen Tagen so vertraut geworden waren. Der Duft von Federn und dem weißen Baumharz, das sie in ihren Räucherschalen verbrannt hatte. Auch all die anderen
Düfte, die er lieben gelernt hatte, ohne dass er sie zu benennen vermochte. Und er roch sie. Sie war noch hier.
    Hinter ihm schob sich leise knarrend die Eingangstür auf. Erschrocken fuhr Volodi herum, das Schwert in der Hand.
    Â»Ruhig, Junge«, sagte Mitja und schob mit zwei Fingern sehr langsam die Spitze der Klinge zur Seite, die auf seine Kehle zeigte.
    Volodi lächelte verlegen. Er machte sich ja zum Narren! »Warte einen Moment«, sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Oben erklang eine Stimme. Ihre Stimme. Sie hatte auf ihn gewartet! Er hatte es gewusst.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend stürmte er die Treppe hinauf.
    Â»Nicht!«, rief Mitja ihm nach.
    Volodi stieß die Tür zu dem Zimmer auf, in dem er so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Quetzalli saß auf ihrem Lager, inmitten der federgeschmückten Wände. Blaugrauer Rauch wogte um sie und ihre Augen waren weit aufgerissen. Etwas stimmte nicht …
    Ein Schlag traf ihn auf den Hinterkopf. Er taumelte nach vorn. Das Schwert entglitt seinen Fingern.
    Quetzalli sprang auf. Sie schloss ihn in die Arme. Im selben Augenblick traf Volodi ein zweiter Schlag. Wie wunderbar sie duftete, dachte er noch. Dann schwanden ihm die Sinne.
    I M HIMMEL TANZEN
    Shaya streckte ihm die Hand entgegen. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Du darfst einfach nicht nach unten schauen.«
    Artax atmete unregelmäßig. Nach unten hatte er leider schon geschaut, und dass es für eine Kriegerin, die daran gewöhnt war, an einem Luftsack mit Tentakeln gebunden zwischen den Wolken herumzuturnen, nicht weiter schlimm war, glaubte er sofort. Aber er hatte gern festen Boden unter den Füßen — oder zumindest
Planken. Am Seil zur Lotsenkabine zu klettern war schon übel gewesen. Aber das hier …
    Die Seile, die als ein weites Netz um den Leib des Wolkensammlers geschlungen waren, waren samt und sonders mit zähem Schleim bedeckt, sie waren glitschig, und fast jedes Mal, wenn er danach griff, rutschte seine Hand ein Stück am Seil entlang, bis sie dann irgendwann Halt fand. Oder auch nicht. Dann rutschte er ein paar Schritt tiefer und kämpfte darum, mit den Füßen Halt in einem der querlaufenden Seile des weiten Netzes zu finden. Es war kein Spaß, an diesem verdammten Vieh

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