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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Faustkämpfers, in dessen kalte Augen. Nein, Vertrauen war das Letzte, was er ihm entgegenbringen würde. »Was immer du tust, ich bin an deiner Seite. « Volodi konnte sehen, dass Kolja genau verstanden hatte, wie diese Worte gemeint waren.
    Â 
    Das erste Morgenlicht war nicht mehr fern, und ein wolkenloser Himmel spannte sich über ihnen. Es würde ein heißer Tag werden. In der Gasse, an der Quetzallis Haus lag, roch es nach frisch gebackenem Brot und Hirsebrei. Ein kleiner, weißer Hund mit schwarzen Schlappohren spielte im Müll. Neugierig strich er um die Sandalen der zwölf Männer, die den Zugang zur Gasse an beiden Enden abriegelten.
    Volodi konnte die Blicke aus dem Schatten der Fenster spüren. Außer dem leisen Hecheln des kleinen Hündchens erklang kein Laut in der Gasse. Der Kerl, der oben auf sie wartete, hatte sicher schon bemerkt, dass etwas nicht stimmte, dachte Volodi. Es war egal! Er konnte es nicht mehr ändern. Quetzallis Haus hatte, mal abgesehen vom Fenster ihres Schlafgemachs, nur einen Ausgang. Vielleicht würde sich ihr Mann ja am Fenster zeigen und verhandeln?
Vielleicht nutzte er auch die letzten Augenblicke, die ihm blieben, um Mitja umzubringen.
    Â»Worauf warten wir?«, fragte Kolja ruhig.
    Der Faustkämpfer hatte recht. »Gehen wir hinein!«
    Kolja winkte Atmos. »Du kommst auch mit. Und vergiss die Ohren nicht. Der Kerl da oben soll gleich wissen, woran er ist.«
    Volodi blickte aus den Augenwinkeln zu Kolja. Die Ohren mitzunehmen war überflüssig. Wer dem hünenhaften Faustkämpfer gegenüberstand, wusste auch so, woran er war.
    Zu dritt traten sie in das kleine Haus. Alles war still. Volodi stieg die schmale Treppe hinauf und schob mit klammem Gefühl die Tür zu dem Zimmer auf, in dem er sich mit Quetzalli so leidenschaftlich geliebt hatte. Mitja saß auf dem Lager; der Zapotepriester war verschwunden.
    Der Übersetzer regte sich nicht. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand, seine Augen waren geschlossen, das Gesicht eine Maske aus geronnenem Blut. Fliegen krochen auf den Wunden, die einmal seine Ohren gewesen waren.
    Â»Das Vöglein ist also ausgeflogen«, stellte Kolja fest.
    Â»Er ist nicht weit.« Mitjas Stimme war leise, brüchig.
    Volodi kniete sich neben den Übersetzer. »Was hat er dir angetan? «
    Â»Nachdem du fort warst, nichts mehr. Er hat mir gesagt, dass du nicht wiederkommen würdest. Und er hat mir sein Beileid dafür ausgesprochen, Freunde wie dich zu haben.« Feine Risse bildeten sich in dem geronnenen Blut auf Mitjas Wangen. »Bist du ein Freund?«
    Volodi wusste nicht, was er antworten sollte.
    Â»Was faselt der Alte da?« Kolja ging ebenfalls neben dem Lager in die Hocke. »Manche werden verrückt, wenn man sie foltert. Gib nichts auf sein Geschwätz.« Er sah sich um. »Hast du hier deine Tage verbracht, als du verschwunden warst, Kamerad?«
    Volodi war es unangenehm, den Faustkämpfer in diesem Zimmer
zu haben, in dem er sich seinen Träumen von der großen Liebe hingegeben hatte.
    Â»Er hat mir aufgetragen, dir etwas auszurichten. Er wird die Jaguare und Adler loslassen. Sie werden zurückholen, was du gestohlen hast, Volodi.«
    Â»Gestohlen?«, zischte Kolja. »Ich glaube, mir fehlt ein Stück von der Geschichte. Worum geht es hier eigentlich?«
    Â»Nur ein Steinmesser«, wiegelte Volodi ab.
    Â»Ein Opfermesser der Zapote. Eine Klinge, die Hunderte Leben genommen hat und von unermesslichem Wert für sie ist. Sie werden nicht ruhen, bis sie das Messer zurückhaben.«
    Â»Solche Geschäfte machst du also!« Kolja stand auf. »Mir scheint, du hast nicht daran gedacht, mit den Männern zu teilen, die ihr Blut für dich gegeben haben.«
    Â»Du kannst das Messer gerne haben. Ich werde dir zeigen, wo es ist.«
    Â»Ihr müsst es zurückgeben!«, hauchte Mitja. »Ihr müsst es tun, bevor die Adler und Jaguare kommen!«
    Â»Weißt du, wie man unseren Hauptmann hier bei den Ischkuzaia nennt? Der Mann, der über den Adlern schreitet. Ich glaube nicht, dass er Angst vor Geflügel und ein paar Katzen hat. Ich habe es jedenfalls nicht.« Kolja wandte sich zur Stiege um. »Ich warte unten auf dich, Hauptmann. Und versuch nicht noch mal, mich aufs Kreuz zu legen.«
    Â»Was soll ich mit den Ohren machen?«, fragte Atmos, der die ganze Zeit schweigend an der Tür gestanden

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